48. Kapitel

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Sky PoV.

Am nächsten Tag musste ich relativ früh nach Hause, da Taylors Eltern bald nach Hause kommen würden. Sie wissen von unserer Beziehung und kennengelernt haben sie mich bereits auch schon, doch ich wollte irgendwie nicht stören. Außerdem wollte ich mal wieder was mit Sam machen, da ich sie in letzter Zeit echt ein wenig vernachlässigt habe. Sie versteht das, da ich ja in einer Beziehung bin, aber trotzdem ist sie ja noch meine Schwester. Krass das ich sowas mal sage. Nie hätte ich mir vorstellen können eine Schwester zu haben. Damals war ich ja oft in verschiedenen Pflegefamilien und diese hatten oft auch Kinder. Wenn man es so sieht waren es meine Stiefgeschwister doch als solche habe ich sie nie angesehen. Das konnte ich auch nicht, da ich jede Familie gehasst habe in die ich gekommen bin. Ich habe jedesmal alles dafür getan um aus dieser Familie raus zu kommen und es hat sogar funktioniert. Doch dann kam ich in die Familie der Stones. Sie haben mich gleich akzeptiert und mir Zeit gegeben um mich an meine neue Umgebung zu gewöhnen. Da muss ich aber auch dazu sagen, dass es an Sam lag. Ich weiß nicht, aber ihre Art war mir gleich sympatisch und ließ mich warm werden. Was passiert wäre, wenn sie nicht da gewesen wäre oder anders wäre als sie ist, will ich mir gar nicht vorstellen. Chloe, Sven und Sam sind meine neue Familie und ich habe sie echt lieben gelernt.

Es ist schon krass wie sehr mein Leben sich in ein paar Monaten verändert hat, ins positive. Ich bin sogar zu einem richtigen Softi mutiert durch Taylor. Früher habe ich mich vor Berührungen gesträubt und jetzt kuschel ich mit den Leuten die ich liebe. Die Depressionen sind immer weiter nach hinten gerückt und die Lebensfreude kam in mir hoch. Auch wenn sie nicht weg ist, ist sie weniger geworden. Nicht mehr so bedrohlich.

Ich fuhr gerade mit meinem Baby nach Hause, doch ich hatte die ganze Zeit nur einen Gedanken. Meinen Traum. Was meinte er mit ich werde dich finden? Oder wie war der Satz nochmal? Naja egal. Auf jeden Fall irgendwas in diese Richtung. Ehrlich gesagt habe ich vergessen das Papa hier noch wohnt. Das habe ich komplett bei Seite geschoben und gekonnt ignoriert. Was er wohl gerade macht? Lebt er überhaupt noch hier? Vermisst er mich..? Fragen über Fragen, die nur er beantworten kann. Doch ich weiß nicht ob ich sie überhaupt beantwortet haben will. Ich habe Angst, ja, tierische Angst ihn wiederzusehen. Denn ich denke das ich ihn sogar sehr bald wieder sehen werde und ich dem nicht entkommen kann. Aber.. vielleicht hat er sich auch geändert. Es sind 2 Jahre vergangen seitdem ich ihn nicht mehr gesehen habe. Vielleicht haben ihn diese 2 Jahre ja geholfen sich im klaren zu werden und Hilfe anzunehmen. Jedoch kann ich das nicht mal einschätzen was zutreffen könnte.. Ich hoffe natürlich, dass er sich geändert hat oder dabei ist sich zu ändern. Vielleicht könnte er in meinen Augen dann wieder ein Vater sein..

In meinen Gedanken gefesselt fahre ich den restlichen Weg nach Hause, zu meiner Familie..
Ich fuhr in die Einfahrt und stellte da mein Motorrad ab. Meine Handschuhe zog ich aus und den Helm zog ich über meinen Kopf. Kurz ging ich mit meiner Hand durch meine Locken und machte mich dann auf den weg zur Haustür. Da ich mehr oder weniger volle Hände hatte, klingelte ich einfach und wartete bis jemand die Tür öffnet. Ich hörte leise und entspannte Schritte die zur Tür schreiten, doch auch etwas anderes. Es klingt als würde eine Herde Elefanten eine Treppe runterrennen und zur Tür sprinten.
"Gott, Kind!" Ok das war Chloe, dann kann der Elefant ja nur Sam sein. Meine Theorie stimmte sogar, denn im selben Augenblick wurde die Tür aufgerissen und ich wurde am Handgelenk in den Flur gezogen. Ich konnte mich gerade so halten ohne auf die Fresse zu fallen, da sie mich mit einer Kraft reingezogen hat die ich nicht erwartet hätte. Kaum stand ich sicher auf den Beinen kam der Blondschopf auf mich zugerannt und haut uns beide auf den Boden. Ich stöhnte etwas auf, da Sam mit ihrem kompletten Gewicht auf mich raufgefallen ist. Sie scheint das nicht zu jucken, da sie mich umarmt und mich gefühlt immer mehr mit ihrem Körper in den Boden presst. Naja, sie ist ja auch weich gelandet, im Gegensatz zu mir..

"Ich habe dich auch vermisst Sam." ,presste ich etwas raus, da sie mir leicht die Luft abdrückte. Da sie aber keinerlei Anstalten machte sich von mir runter zu bewegen, setzte ich mich mit ihr auf und griff ihr unter die Oberschenkel, wo ich uns mit einem Ruck zum stehen brachte. Sam klammerte sich an mich, sah mich komisch an und sagte "Koala!" Komplett verstört schaue ich sie an und ließ sie runter. Was zur Hölle war das..

Bevor ich mir jedoch Gedanken darüber machen konnte, kam Chloe zum Vorschein und umarmte mich kurz. Danach gab sie mir einen Kuss auf die Stirn und Strich mir über den Kopf. "Ich habe dich lieb.. Mama" ,sagte ich ohne groß zu überlegen. Ich wollte das eigentlich nicht sagen, auch wenn es nicht gelogen ist.

Chloe sah mich ungläubig an und ein paar Tränen verließen ihre Augen. "Mama.." ,flüsterte sie wohl eher zu sich als zu mir. Im nächsten Moment wurde ich in eine fest Umarmung gezogen. "Ich habe dich auch lieb, mein Kind." Auch mir entkam jetzt eine Träne, eine aus Freude.

Wir lösten uns und lächelten uns an. "Achso bevor ich das vergesse, hier." ,hielt sie mir einen Briefumschlag hin. "Was ist das?" "Ein Brief für dich. Er war im Briefkasten und dein Name steht drauf." Ich schaute noch ein paar Sekunden auf diesen Umschlag und nahm ihn dann langsam in die Hand.

"Danke Chloe, ich gehe nach oben, mir das mal durchlesen." "Mach das. Ich rufe euch dann zum essen." Sam war anscheinend schon in ihrem Zimmer, denn als ich mich umdrehte war sie nicht mehr da. Mit leichten Bedenken ging ich die Treppen hoch, in Richtung Zimmer. Von wem der Brief wohl ist?

Die Tür schloss ich hinter mir und ich setzte mich auf mein Bett. Ich rutschte zur Mitte und lehnte mich an die Wand. Den Brief betrachtete ich und es stand nicht's drauf außer mein Name. Komisch. Mit leicht zitternden Händen öffnete ich langsam den Umschlag und nahm das Stück Papier raus. Ich faltete es auseinander und ein langer Brief, in Handschrift geschrieben, sprang mir ins Auge. Ich begann zu lesen.

Liebe Skyler,
Ich weiß nicht ob du diesen Brief jemals lesen wirst oder ihn sogar schon weggeworfen hast. Ich weiß nicht mal ob du ihn jemals erhalten wirst. Doch falls du das hier lesen solltest, lese bitte weiter.
Die letzten zwei Jahre habe ich mir viele Gedanken gemacht. Gedanken die ich zuvor leider noch nicht hatte. Das ich dir diesen Brief schreibe hat eigentlich ein paar mehr Gründe, doch der wichtigste ist, dass ich mich aus tiefsten Herzen entschuldigen will.. Ich weiß, eine einfache Entschuldigung entschädigt mein früheres Verhalten absolut null. Ich kann mir das alles selbst nicht verzeihen. Als deine Mutter starb.. da hätte ich für dich da sein müssen. Ich hätte dir die Schuld ausreden sollen, doch in meine Arme schließen sollen und dir sagen das ich für dich da bin und wir das zusammen durchstehen. Das hätte ein guter Vater gemacht. Sowas hätte eigentlich jeder vernünftige Vater gemacht der sein Kind liebt. Doch ich habe das nicht gemacht.. Ich habe dich verurteilt dafür und habe dir schlimme Schmerzen zugefügt. Körperlich, aber am meisten wohl seelische Schmerzen. Ich hasse mich dafür und ich ekel mich vor mir selbst. Wenn ich könnte würde ich es rückgängig machen, doch das geht nicht. Ich kann nichts mehr machen außer mich bei dir zu entschuldigen. Depressionen begleiteten mein Leben damals und Angst. Das ist kein Grund dir sowas anzutun, ich weiß..
An dem Tag andem ich dich in ein Heim geschickt habe, habe ich gedacht es würde alles besser machen. Doch es war gelogen. Als ich realisierte was ich gemacht habe, brach ich weinend zusammen. Ich war hilflos und komplett alleine. Seitdem habe ich es jeden Tag bereut, jeden Tag ist mein Selbsthass gewachsen und ich bin tiefer gefallen. Ich wollte mich bei dir melden.. doch du hasst mich bestimmt und das wollte ich dir nicht antun.
Du bist wieder in New York und hast sogar eine nette Familie gefunden die dich liebt und mit Taylor bist du auch wieder zusammen, was mich beruhigt und auch glücklich macht. Glücklich, weil du es nun auch bist. Woher ich das weiß ist nebensächlich, denn ich werde ab jetzt in Behandlung gehen. Das alles verarbeiten und anfangen das Leben wieder zu lieben.
Ich hoffe dir geht es gut und du bist glücklich. Vielleicht.. kannst du mir das irgendwann verzeihen. Ich würde verstehen wenn nicht. Es tut mir leid, bleibe stark.

(Dein Vater) Markus

Diesen Brief habe ich mir mindestens nochmal 5 mal durchgelesen und mit jedem mal mehr, flossen auch mehr Tränen. Papa hat mir tatsächlich einen Brief geschrieben.. Ich kann es nicht glauben..
Mein Kopf ist komplett leer, mein Körper ist verkrampft und mein Herz schmerzt fürchterlich. Ich weiß nicht was ich machen soll oder was ich denken soll.
"Scheiße.." ,schluchzte ich bevor ich ganz in mir zusammenfiel in bitterlich weinte.
Scheiße

Old Memorys, Old LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt