4. Kapitel

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Samantha PoV.

Ich bin genervt. Aber sowasvon genervt. Heute ist der Tag an dem ich eine "Schwester" bekommen werde. Ehrlich gesagt weiß ich nicht was ich dabei denken soll. Obwohl, eigentlich schon. Ich finde es mega scheiße!

Ich meine ich bin Einzelkind und ich habe es eigentlich immer genossen. Ich weiß nicht warum meine Eltern auf einmal jemanden adoptieren wollten. Ich weiß auch absolut nix über sie außer ihren Namen. Skyler. Achso und sie ist 17 also ungefähr in meinem Alter da ich 19 bin.

Ich unterhalte mich gerade mit einer Freundin von mir, Taylor. "Mensch Sam, denkst du nicht das du übertreibst?" "Tay du verstehst nicht. Wenn sie jetzt noch kommt bin ich nicht mehr an erster Stelle! Was ist außerdem wenn sie eine Psychopathin ist?" Taylor verdrehte bloß die Augen. "Komm schon vielleicht ist sie gar nicht so schlimm. Ich meine sie ist ja auch in unserem Alter." "Ja vielleicht hast du recht... aber ich weiß nichts über sie." "Na dann wirst du sie eben kennen lernen. Komm schon deine Eltern würden nicht einfach irgend eine ins Haus holen." zwinkerte Tay mir zu. "Du hast ja recht..." "Natürlich ich habe immer recht." lächelte sie mich provozierend an. Ich hob eine Augenbraue und musterte sie schief. Sie seufzte leicht. "Ok ok ich nehm das zurück. Doch guck mich nicht so an das sieht echt schräg aus." lachte sie leicht, während ich jetzt anfing zu schmollen.

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Taylor und ich sind gerade auf den Weg nach Hause mit unseren Motorrädern. Ja richtig gelesen. Ich liebe es Motorrad zu fahren. Als ich 14 Jahre alt war habe ich die anderen irgendwie immer bewundert die Mottorad fahren konnten. Da mein Dad fuhr, fragte ich ihn ob er es mir zeigen könnte und mir beibringt. Nach langer Überzeugung hat er es tatsächlich gemacht und brachte mir alles an seiner Maschine bei. Ich konnte nach einem halben Jahr circa richtig fahren. Mit 16 machte ich meinen Führerschein und naja jetzt bin ich 19 und fahre immer noch. Ich liebe es einfach. Dieses Gefühl von Freiheit. Deine Haare wehen im Wind, der Motor heult und beschert dir eine Gänsehaut. Wenn ich fahre fühle ich mich als könnte ich fliegen, als wäre ich frei von jeglichen Problemen.
Tay fährt erst seit 1 Jahr. Sie ist jetzt 18.

Wir kennen uns erst seit über einem knappen Jahr, aber wir sind ein Herz und eine Seele. Ich weiß gar nicht warum wir nicht schon früher miteinander gesprochen haben. Naja eher gesagt warum wir uns nicht schon eher begegnet sind. Ich wohne seit nicht mal 2 Jahren hier. Ich habe früher in Frankreich gewohnt, doch weil meine Mum und mein Dad hier einen besseren Job gefunden haben, Leben wir jetzt in Deutschland. Am Anfang konnte ich mich nicht damit anfreunden. Ich musste mein Land verlassen, meine Freunde. Alles was mir jetzt noch bleibt sind Erinnerungen auch wenn ich noch Kontakt zu meinen Freunden in Polen habe. Naja jetzt lebe ich hier und ich habe mich daran gewöhnt. Klar es ist anders als mein Heimatland, aber hier habeich schließlich auch Taylor Summer kennengelernt. Sie ist meine beste Freundin und wir gehen zusammen durch dick und dünn.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte das wir gleich zuhause sind. Irgendwie bin ich leicht nervös aber auch genervt. Wer wohl meine neue 'Schwester' sein wird und wie sie sein wird? Keine Ahnung. Ich hoffe aber mal das sie kein Spießer ist und mich nicht nerven wird.

Wir hielten vor meinem Zuhause an und stiegen von unseren Maschinen. Ich nahm mein Helm ab und ging mit meiner Hand ein paar mal durch meine Haare um ein wenig Volumen wieder rein zu bekommen. Danach drehte ich mich zu meiner besten Freundin.

"Da wären wir wohl. Du wirst es schon überstehen, hoffen wir mal das sie kein Spießer ist." Als ich ihre Worte hörte musste ich leicht grinsen, sie denkt also genau das gleiche. " Ja hoffen wir es mal. Ich werde dir dann schreiben wie sie drauf ist."

Wir umarmten uns zum Abschied und ich gab Tay ein Kuss auf die Wange, bevor ich mein Schlüssel rauskramte und die Tür öffnete. Jetzt gibt es kein zurück mehr.

Skyler's PoV.

Ich verließ das Zimmer und ging den Flur entlang, der in der obersten Etage war. Überall hingen Fotos und ein paar Gemälde. Bei einem Bild blieb ich stehen. Es zeigte ein kleines Mädchen mit Chloe und Sven. Das muss wohl die Tochter sein. Die Kleine saß auf den Schultern von ihrem Vater und zog eine komische Grimasse während Chloe und Sven sich im Arm hielten und glücklich in die Kamera lächelten.

Ich merkte wie Tränen in meine Augen schossen und versuchte sie zu unterdrücken. Ich war früher auch mal so glücklich. Früher hatte ich auch mal eine Familie die mich liebte..
Ich vermisse Mama.. Ich vermisse ihre Stimme, ihren Duft, ihre geborgenen Umarmungen. Sie ist tot, hat mich verlassen. Ich Frage mich manchmal warum sie mich nicht einfach mitgenommen hat. Vielleicht wäre ich dann glücklich.

Völlig in Gedanken versunken zog ich den Ärmel meines Pullis leicht nach oben und Narben kamen zum Vorschein. Ich habe viele davon. Nach Mamas Tod war nichts mehr wie es mal war. Ich war traurig und frustriert, ich gab mir die Schuld. Ich habe mich gehasst. Ich hielt den Druck nicht mehr stand und fing an mich zu ritzen. Jeder Zug mit der Klinge war eine Befreiung. Es fühlt sich gut an. Die seelischen Schmerzensind vergessen und man kümmert sich um die körperlichen Schmerzen. Man guckt zu wie das Blut deine Haut herunter läuft und man fängt an zu lächeln.

Ich wusste, was ich da machte, was es mit mir machte, doch ich konntenicht anders. Das Gefühl von Freiheit wurde zur Sucht. Es hat mir geholfen, mich am Leben erhalten. Viele werden es nicht verstehen, sie können sowas auch nicht verstehen wenn sie es nicht selbst durchmachen. Es ist wie das rauchen. Man raucht weil es einen besser fühlen lässt. Es beruhigt einen, man weiß was es anstellt doch man hört nicht auf, weil das Gefühl zu gut ist.
Genauso ist es mit dem ritzen. Man weiß das es Narben hinterlässt und es nichts besser macht, aber man kann nicht aufhören. Es ist ein Teufelskreis der nicht aufhört. Doch ich habe sowieso schon aufgegeben..

Ich zog den Ärmel wieder runter und wischte mir die Tränen weg. Ich ging die Treppen runter und ging in die Küche. Ich sah Chloe und Sven am Tisch sitzen mit essen. Sie bemerkten mich und lächelten mich an. "Skyler, gut das du schon da bist. Ich wollte dich gerade rufen." Ich grinste sie bloß an und setzte mich. Doch im nächsten Augenblick hörte ich wie die Haustür sich öffnete.

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