Kapitel 6 - Die Sache mit Henry

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(Charlet's Sicht)

Gegen 20 Uhr fuhr ich die schmale Auffahrt zu dem Haus hoch in dem ich lebte und erblickte direkt das Auto meines Freundes. Meine gute Laune, die ich während der gesamten Autofahrt noch hatte schlug schlagartig um. Ich liebte Henry zwar, aber es stand immer noch diese Meinungsverschiedenheit zwischen uns und über diese wollte ich gerade wirklich nicht diskutieren. Es endete eh immer gleich. Ich gab klein bei und am Ende des Gesprächs holte er sich was ihm seiner Meinung nach zustand – Versöhnungssex. Zumindest nannte er das immer so.

Mit einem leicht mulmigen Gefühl betrat ich die Wohnung und hörte schon vom Flur aus wie sich Henry mit meinem Vater unterhielt. Ich konnte nicht genau hören worüber sie redeten, aber vermutlich ging es mal wieder um ihre Arbeit, ein Themenbereich der mich relativ wenig interessierte. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte betrat ich mit einem Räuspern das Wohnzimmer um auf mich aufmerksam zu machen. Die Beiden unterbrachen ihr Gespräch und schauten zu mir hoch. Henry sprang direkt auf und kam mit einem unwiderstehlichen Lächeln auf mich zu. Seine blonden Haare waren wie immer perfekt gestylt und seine Augen leuchteten in dem schönsten Blau, sogar ohne das jegliches Tageslicht hineinfiel. Der Raum wurde lediglich durch eine Stehlampe mit künstlichen Licht erhellt. Er trug noch immer seinen Anzug, vermutlich war er direkt nach der Arbeit hier her gefahren.

Ich wusste schon was mich gleich erwarten würde, denn ich hatte ihm nicht gesagt das ich heute nach Berlin gefahren war. Generell hatte ich ihm nichts von Universal erzählt. Es dürfte ihn daher sehr verwundert haben nur meinen Vater angetroffen zu haben und dieser hatte ihm vermutlich auch schon erzählt wo ich war. Gerade ließ er sich davon nichts anmerken, denn er gab mir wie immer erstmal einen Kuss zur Begrüßung. ,,Hallo, mein Schatz. Ich hab schon auf dich gewartet.'', säuselte er mit seiner charmanten Stimme in mein Ohr. Ich zwang mich zu einem Lächeln und glücklicherweise kaufte er es mir sofort ab. ,,Ich lasse euch zwei mal alleine.'', schaltete sich dann mein Vater ein und stand vom Sofa auf. ,,Ach schon gut Dad, du musst nicht ...'', begann ich doch er unterbrach mich direkt. ,,Doch ich muss, hab noch ein bisschen Arbeit vor mir. Ich bin im Büro, falls was sein sollte, aber ich denke ihr zwei kommt auch ohne mich zurecht.'' Mit diesen Worten und einem letzten Lächeln verschwand er in seinem Arbeitszimmer. Nun war ich mit meinem Freund also alleine und wusste nicht was ich sagen sollte. Ich hatte schon an seinem ganzen Verhalten mir gegenüber gemerkt das er sauer war. Ein Verhalten, welches er sehr gut überspielen konnte, sodass mein Vater nie etwas merken würde. Ich kannte ihn allerdings mittlerweile so gut, dass ich schon wusste was auf mich zukam.

Da es keinen Ausweg gab musste ich das jetzt wohl hinter mich bringen, weswegen ich mich langsam zu ihm umdrehte. Ich wollte gerade etwas sagen als er mir das Wort abschnitt. ,,Sag. Jetzt. Nichts.'', waren seine Worte wobei mir ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. ,,Wieso hast du mir nicht gesagt das du heute nach Berlin fährst?'', lautete seine Frage nun welche er in einem sehr kühlen Ton formulierte. Man merkte förmlich die negative Energie zwischen uns. ,,Weil ich wusste wie du darauf reagierst.'', war meine Antwort. Er stieß daraufhin ein gehässiges Lachen aus und wandte sich von mir ab. ,,Ja und nichtmal die Tatsache das du es wusstest hat dich davon abgehalten!'' Seine Wut war nicht zu überhören, aber warum war er bloß so wütend? ,,Nein, wieso sollte es das auch! Das ist mein Leben! Ich versuche meinen Traum zu verwirklichen!'', versuchte ich seine Worte abzuwehren. Meiner Meinung nach reagierte er vollkommen über. ,,Dieser Traum ist sowas von utopisch, Charlet! Du glaubst doch nicht im Ernst das du eine erfolgreiche Sängerin wirst? Damit kannst du dir nicht deinen Lebensunterhalt verdienen.'' Er sprach diese Worte nicht laut, aber mit einem gewissen Nachdruck aus, sodass ich mir meine folgenden Worte gut überlegen musste. ,,Ich will es aber zumindest versuchen und du wirst mich nicht davon abhalten!''

Mit diesen Worten verließ ich das Wohnzimmer um in mein Schlafzimmer zu gehen. Es kam sehr selten vor das ich Henry die Stirn bot, aber ich wollte mir diesen Tag nicht von ihm kaputt machen lassen. In meinem Zimmer beschloss ich mir erstmal etwas bequemes anzuziehen. Die creme-farbene Bluse wollte ich gerade auf einem Bügel aufhängen, als mir der Kaffeefleck wieder einfiel. Genervt warf ich sie stattdessen in den Wäschekorb.

Im nächsten Moment ging die Tür auf und Henry betrat den Raum. Ich stand dort, nur in meinem weißen Spitzen-BH und meiner schwarzen Jeanshose. Halb entblöst drehte ich mich von ihm weg, was ihn allerdings nicht daran hinderte näher zu kommen. Ich griff nach einem schlichten roten Oberteil in meinem Schrank um es mir überzuziehen. Doch so weit kam ich gar nicht, denn Henry war derweil hinter mich getreten und stich zärtlich über meine nackten Oberarme. Seine rechte Hand ließ er runter zu meiner Hüfte wandern, sodass er mich mit einer leichten Bewegung zu sich umdrehen konnte. Es blieb mir gar nichts anderes übrig als ihn anzusehen. ,,Du weißt doch das ich es nicht mag wenn du mich einfach so stehen lässt. Unsere Unterhaltung war noch nicht beendet.'', sprach er leise in einem verführerischem Ton. ,,Ich habe keine Lust mehr mich mit dir darüber zu unterhalten, du verstehst mich ja doch nicht.'', entgegnete ich ihm. Ich wusste das ich mich damit auf sehr dünnes Eis begab, da ich diesmal standhaft blieb. Doch überraschenderweise schien ihn das auf irgendeine Art und Weise zu beeindrucken. Er zog die Augenbrauen nach oben und ließ seinen Blick von mir abschweifen. ,,Du bist heute ganz schön frech.'', bemerkte er während er versuchte ein Lachen zu unterdrücken. ,,Ist mal was anderes hm?'', erwiderte ich selbstsicher. Keine Ahnung woher mein plötzlicher Mut ihm gegenüber auf einmal kam, aber ich musste jetzt dran bleiben. Diesmal würde ich nicht klein bei geben. Es schien zwar so als würde er mich für solche Aussagen schlecht behandeln, aber er würde niemals Gewalt anwenden, dessen war ich mir absolut sicher. Trotzdem war es in der Vergangenheit immer einfacher gewesen nachzugeben. Vielleicht weil ich da keinen greifbaren Erfolg in Aussicht hatte? Ja, vielleicht war es genau das was mich jetzt antrieb.

Erfixierte mich wieder mit seinen blauen Augen und es fiel mir immer schwererstandhaft zu bleiben. Diese Blicke von ihm hatten fast eine betörende Wirkungauf mich. ,,Es ist erfrischend.'', sagte er schließlich und wandte sichgrinsend ab. Ich atmete aus und merkte dabei erst, dass ich die ganze Zeit dieLuft angehalten hatte. ,,Kommst du?'', fragte er und als ich wieder zu ihmrüber schaute sah ich, dass er sich schon seiner Klamotten entledigt hatte. Wieselbstverständlich hatte er sich in seinen Boxer Shorts von Calvin Klein aufmeinem Bett positioniert und wartete darauf das ich mich zu ihm gesellte. Eswar so klar, dass er trotzdem nicht auf den Spaß verzichten wollte. Nicht dases mir nicht auch gefiel, aber in solchen Situtationen wie diese war es echtschwer seine Nähe und seine Berührungen zu genießen. Letztendlich zog ich meineJeans aus und ging zu ihm rüber. Lediglich in Unterwäsche stand ich nun vorihm. Sein Blick wanderte gierig über meinen schlanken Körper ehe er mich zusich aufs Bett zog. Mein BH und mein Slip verschwanden schneller als mir liebwar, doch ich ließ es zu, denn desto schneller war es wieder vorbei. Er wusstegenau das mir diese Art von Sex nicht gefiel, aber das schien ihm vollkommenegal zu sein, solange seine Bedürfnisse befriedigt wurden.

- BETWEEN THE LINES - (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt