Kapitel 13 - Der Plattenvertrag

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(Wincent's Sicht)

,,Kannst du mir helfen ... bitte?'', sprach Charlet das aus womit ich definitiv nicht gerechnet hätte. Ich hatte ihr schon längst wieder den Rücken zugewendet doch diese Worte waren ausschlaggeben dafür mich nochmal umzudrehen. Mein Lippen umspielte ein leichtes Lächeln, doch ich war mir noch nicht zu 100% sicher, dass sie es nun verstanden hatte. Ich gab hier den Ton an, nicht sie. Prüfend sah ich ihr in die Augen um auch meine letzten Zweifel zu beseitigen. Sie wirkte fast schon eingeschüchtert. Ich sagte nichts sondern drehte mich einfach nur zu meiner Band um. ,,Jungs, würdet ihr ein paar von Charlet's Songs mit ihr zusammen spielen?'', fragte ich in die Runde und natürlich kamen sie meiner Bitte sofort nach. Ich positionierte mich vor der Bühne und sah dabei zu wie Charlet ihnen kurz die Noten erklärte. Kurz darauf begannen sie zu spielen und siehe da alles klappte wie am Schnürrchen. Mit einer Band zu interagieren machte einen Musiker erst zu dem was er war, das wusste ich besser als jeder andere. Auch Charlet sah man direkt an wie sehr sie es genoss. Sie wirkte so glücklich, dass ich begann meinen Plan zu überdenken. Letztendlich kam ich zu dem Entschluss erstmal abzuwarten wie sich die nächsten Tage entwickeln würden.

Charlet sang gerade den 2. Refrain ihres Liedes 'Zeitlupe' als Tim Renner sich zu uns gesellte. ,,Und? Wie siehts aus?'', fragte er euphorisch wie eh und je. ,,Ganz gut. Charlet muss sich nur eine eigene Band suchen, dann ist sie dabei.'', versicherte ich Tim und schlug zur Bestätigung in seine Hand ein. ,,Perfekt, dann werde ich mal den Vertrag fertig machen. Die Band ist auch schon so gut wie komplett.'', erwiderte er. Wir hörten noch bis zum Schluss zu um ihr dann im Anschluss mitzuteilen was jetzt auf sie zukommen würde. Als sie von der Bühne kam strahlte sie noch immer und ich meine in ihrem Blick sowas wie Dankbarkeit gesehen zu haben.

,,Hallo Herr Renner, schön sie zu sehen.'', begrüßte sie ihn freundlich während sie ihm die Hand gab. ,,Charlet, wie ich sehe funktioniert hier alles ganz super. Dann steht dem Plattenvertrag ja nichts mehr im Wege. Komm mit, dann klären wir den Rest.'', sagte er und deutete ihr an ihm zu folgen. Sie folgte ihm in einen der Konferenzräume des Gebäudes.

Derweil probte ich mit den Jungs weiter, da einige Lieder noch nicht perfekt saßen. Mich erschlich dabei immer mehr das ungute Gefühl mit Charlet einen Fehler gemacht zu haben. Vielleicht lag es daran das sie sich am Anfang so arrogant verhalten hatte. Sie konnte sich doch nicht von jetzt auf gleich so verändert haben. Natürlich wollte ich ihr das auch nicht absprechen, denn die Beweggründe ihres Verhaltens kannte ich schließlich nicht. Und trotzdem würde ich sie die nächsten Tage mit Vorsicht genießen. ,,Wince! Ey du hast deinen Einsatz verpasst.'', holte Manu mich aus meinen Gedanken. ,,Sorry, nochmal von vorne.'', bat ich und so spielten wir das Lied zum 3. Mal.

Eine Stunde später waren wir mit den meisten Liedern durch. Ich hatte mich zusammengerissen und mich ganz aufs singen konzentierte. Meine Gedanken waren für diese Zeit in den Hintergrund gerückt. Als Charlet den Raum jedoch wieder betrat kamen sie wie ein Boomerang zurück. Ihr ganzes Auftreten war so anders als wie sie vorhin den Raum verlassen hatte. Fiel das nur mir auf oder war ich jetzt paranoid geworden? Ich sah zu meiner Band, doch Benni, Manu, Flo und Manni hatten gar nicht mitbekommen das Charlet wieder da war.

Ich sprang von der Bühne und ging also alleine auf sie zu. Ihr Lächeln wirkte diesmal wieder gefasster und in ihren Augen lag ein sehr selbstsicherer Ausdruck. ,,Ich hab den Plattenvertrag!'', rief sie als wir nicht mehr weit voneinander entfernt waren. ,,Ich weiß.'', erwiderte ich lachend. Sie kam näher und was sie dann tat verschlug mir für einen Augenblick die Sprache. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern fiel sie mir um den Hals. Ich war total perpelx und taumelte zwei Schritte nach hinten ehe ich ihre Umarmung erwiderte.

Ihr Körper schmiegte sich perfekt an meinen und für einen kurzen Moment vergaß ich die Unstimmigkeiten zwischen uns. Ich atmete ihren Duft ein und musste feststellen, dass sie wirklich gut roch. Instinktiv schloss ich meine Augen um den Moment noch mehr genießen zu können. Doch ich hatte die Rechnung ohne sie gemacht, denn fiel zu schnell ließ sie mich wieder los. ,,Sorry ... ich hab mich so gefreut ... ich wusste nicht wohin mit meiner Freude ...'', stammelte sie nachdem sie mich losgelassen hatte. ,,Schon okay ...'', erwiderte ich leise. Zwischen uns herrschte auf einmal eine unangenehme Stille. Da änderte auch das laute Gequatsche der Jungs im Hintergrund nichts dran. Keiner von und beiden schaute dem Anderen in die Augen. ,,Und weißt du schon die Daten wann du mit auf Tour kommst?'', fragte ich um das peinliche Schweigen zu durchbrechen. ,,Jap.'', antwortete sie. ,,Und morgen treffe ich mich mit meiner zukünftigen Band ... ich bleibe also noch etwas in Berlin.'', teilte sie mir ebenfalls mit. Ich nickte nur wissend und ging dann zurück zur Bühne. Diese Situation war so merkwürdig und vorallem unangenehm das ich am liebsten komplett aus dem Raum geflohen wäre. Da das allerdings zu auffällig gewesen wäre blieb mir nur die Flucht zur Bühne.

Für den Rest des Tages probten Charlet und ich abwechselnd mit der Band unsere Lieder wobei wir jedoch jeglichen intensiven Augenkontakt vermieden.

- BETWEEN THE LINES - (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt