Kapitel 34 - Die Auswirkung von Alkohol und Medikamenten

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(Wincent's Sicht)

Mein Kopf dröhnte, als ich am nächsten Morgen in meinem Hotelzimmer wach wurde. Ich hatte noch bis kurz nach 4 Uhr unten an der Bar gesessen und mir ein Bier nach dem anderen reingezogen. Als dieses den Schmerz nicht mehr genügend betäubte war ich zu härterem Alkohol über gegangen und genau das wurde mir jetzt zum Verhängnis. Ich erinnerte mich an einen Vorsatz den ich mir mal gemacht hatte: Niemals alleine betrinken!
Aus Erfahrung wusste ich, dass das nie gut ausging und ich am nächsten Morgen immer den Kater meines Lebens hatte. In der gestrigen Situation hatte es zudem überhaupt keinen triftigen Grund gegeben mich derart volllaufen zu lassen, und dennoch hatte ich es getan, weil ich alleine gewesen war.

Ich setzte mich vorsichtig auf, woraufhin ein stechender Schmerz meinen Kopf durchschoss. Die Schmerzen am Auge waren viel schlimmer als gestern und brachten mich gefühlt gerade um. Ich fühlte mich wie die letzte Memme, wie ich hier in meinem Bett saß und litt. Echte Männer kennen keinen Schmerz, oder wie war das nochmal? Was für ein dämlicher Spruch, dachte ich mir.

Ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy um zu überprüfen wie spät es ist. Schon 9 Uhr, das heißt in einer Stunde musste ich im Kulturhaus bei den Proben sein. Außer der aktuellen Uhrzeit hatte ich wie immer mehrere Nachrichten bei WhatsApp und einen Anruf in Abwesenheit von Charlet. Warte was? Charlet hatte mich angerufen? Ich brauchte einen kurzen Moment bis ich diese Tatsache begriff.

Verkatert und nun auch verwirrt, stand ich letztendlich auf, um mich für die Proben fertig zu machen. Keine Ahnung, wie ich die in diesem Zustand überstehen sollte, doch mir blieb ja auch nichts anderes übrig. Immerhin blieben uns keine 2 Wochen mehr bis zum ersten Konzert.

Eine Stunde später hatte ich es tatsächlich zum Kulturhaus geschafft. Die Band wartete bereits davor auf mich.
,,Alter Wincent! Was ist denn mit dir passiert?'', rief Benni schon von weitem.
,,Hast du dich geprügelt?'', fragte Manu hinterher.
,,Nein, alles gut. Es gab da gestern noch einen kleinen Zwischenfall nachdem ich weg wart.'', erklärte ich ihnen, während wir das Gebäude betraten.
,,Hat Charlet dir etwa eine verpasst?'', mischte sich nun Flo ein, der sich darüber zu amüsieren schien.
,,Nein, aber ihr Freund.'', erwiderte ich trocken ohne eine Miene zu verziehen.
,,Die hat nen Freund?'', ertönte es im Chor von Benni und Manu, welche mich nun komplett verwirrt anstarrten.
,,Ja, ich wusste davon bis gestern auch nichts, also hört auf Fragen diesbezüglich zu stellen.'', stellte ich direkt klar.
,,Und warum schlägt der dir nen blaues Auge?''
,,Weil er eifersüchtig war, dass sie mehr Zeit mit mir und den Proben verbringt, als mit ihm. In seinen Augen war das wohl alles meine Schuld. Aber jetzt lasst uns bitte nicht weiter darüber reden.'', antwortete ich ihnen ein wenig genervt. Ich hatte wirklich keine Lust noch weiterhin über Charlet und ihren Freund zu reden, sondern wollte mich lieber auf die Proben konzentrieren.
Die Band stimmte die Instrumente, während ich mir noch eine Schmerztablette einwarf, die 3. an diesem Morgen, und mich letztendlich einsang.
Mit einer Stunde Verspätung trudelte Charlet mit ihrer Band um 11 Uhr ein.
,,Sorry für die Verspätung, die Besprechung bei Herrn Renner hat länger gedauert.'', entschuldigte sie sich. Ich nickte nur müde und trat von der Bühne um mich kurz hinzusetzen.
,,Ist alles ok?'', kam es von Benni, doch ich konnte ihm nicht antworten. Ich fühlte mich auf einmal komplett berauscht und schwindelig. Das einzig Gute daran war, dass die Schmerzen an meinem Auge, welche sich zeitweise im ganzen Kopf ausgebreitet hatten, nachließen. Es war eine richtige Erleichterung und gleichzeitig war mir so elendig zumute. Ich schloss meine Augen, in der Hoffnung, dass sich dann alles aufhören würde zu drehen.
,,Wincent?'', sprach mich nun Charlet an.
,,Hey! Was ist los?'', rief sie nun panisch. Konnte sie nicht ein bisschen leiser sprechen? Es war doch alles gut. Die Stimmen um mich herum wurden immer dumpfer und irgendwann bekam ich nichts mehr von dem mit, was um mich herum passierte. Ich sah schemenhaft abwechselnd die Gesichter von Charlet, Benni und Manu, doch war nicht in der Lage mit ihnen zu reden. Ich fühlte mich, als würde ich in einer Blase schweben, die mich von der Außenwelt abschirmte. Dann wurde mir ganz plötzlich schwarz vor Augen.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, doch als ich wieder zu mir kam lag ich auf einer Art Trage und irgendjemand war an meinem Arm zugange.
Ein kurzer Piekser ließ mich zusammenzucken, woraufhin eine Fremde Stimme mich ansprach: ,,Ah Herr Weiss, da sind sie ja wieder. Wie geht es Ihnen? Wissen Sie, wo Sie sind?''
Dieser Mensch stellte eindeutig zu viel Fragen.
,,Was ist passiert?'', fragte ich daraufhin so gut es eben ging.
,,Sie sind ohnmächtig geworden und ihre Freunde hier haben dann einen Rettungswagen gerufen. Können Sie mir sagen, ob Ihnen das schon öfter passiert ist? Oder haben sie irgendwelche Medikamente genommen?'', fragte er weiter. Ich schüttelte nur mit dem Kopf, bis mir die 3 Tabletten Ibuprofen wieder einfielen, welche ich in relativ kurzen Abständen eingenommen hatte.
,,Ibuprofen.'', sagte ich daher.
,,Oke, welche Dosierung und wie viele?'', fragte der Fremde weiter.
,,Drei 600er.'', erwiderte ich.
,,Oke das ist relativ selten, dass so darauf reagiert wird, aber nicht ungewöhnlich. Haben sie die Tabletten in Verbindung mit Alkohol eingenommen?''
,,Nein ... ich habe nur gestern Abend etwas getrunken.'', antwortete ich.
,,Alles klar, bleiben Sie bitte einfach ruhig hier liegen. Ich habe Sie an eine Infusion angeschlossen, damit dürfte es Ihnen gleich besser gehen.''
Mit diesen Worten verschwand er aus meinem Sichtfeld und ich bekam mit, dass er scheinbar mit meiner Band sprach. So sehr ich mich jedoch auch anstrengte, ich verstand kein Wort von dem was dort gesprochen wurde. Stattdessen vernahm ich nun ein leises Schluchzen aus der anderen Richtung. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf nach recht und sah wie Charlet sich an Tobi, ihren Gitarristen, klammerte.
,,Das ist alles meine Schuld.'', hörte ich sie unter Tränen sagen, woraufhin Tobi ihr direkt widersprach.
,,Nein Charly, woher solltest du denn wissen, dass er sich betrinkt und dann Medikamente nimmt?''
,,Aber wenn ich gestern anders reagiert hätte, hätte Wincent anschließend nicht zum Alkohol gegriffen ... ich hätte das verhindern können.''

Da musste ich ihr recht geben. Ich hatte mich vor Schmerz, Wut und Enttäuschung an die Bar gesetzt. Und dennoch war es nicht ihre Schuld, denn immerhin bin ich für mein Handeln selbst verantwortlich. Ich hätte ihr gestern genausogut zuhören können, als sie mir nachgekommen ist. Stattdessen habe ich die Flucht ergriffen und nun waren wir beide in dieser beschissenen Situation.

- BETWEEN THE LINES - (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt