Kapitel 16
CEM GÜL
Als der Signalton seines Handys erklang, zuckte Cem heftig zusammen. Beinahe hätte er das Glas mit der klaren Flüssigkeit umgestoßen, als er hastig nach dem nervigen Ding griff, um die Nachricht zu öffnen. Als er den Namen seiner Schwester auf dem Bildschirm aufblitzen sah, verdrehte er entnervt die Augen. Ohne zu ahnen was ihm gleich ins Auge springen würde, öffnete er die Nachricht. Das Glas klirrte, als Cem die blasse Gestalt auf dem Foto erkannte. Schlagartig raste sein Herz. Bilder poppten vor seinem inneren Auge auf. Eine Fahrt mit verschiedenen Gefühlen begann.
Er sah das brennende Auto. Sah die Frau, mit der er alt werden wollte. Sah sich, wie er davonrannte, um sein eigenes Leben zu retten. Sah den Rauch, der unaufhörlich aus dem brennenden Frack stieg. Sah ihr Gesicht, das vom Schmerz geplagt war. Hörte den Knall, als das Auto explodierte. Hörte den Schrei, als er das explodierende Auto allein ließ. Spürte, wie sein Herz zerbrach. Spürte, dass er etwas Falsches getan hatte, was nicht mehr rückgängig zu machen war. Und dann: nur noch Schwärze. Völlige Dunkelheit, die ihn einnahm, ihm die Sicht raubte, ihn manipulierte, ihn an sich fesselte.
Mit einem Schlag lösten sich die Erinnerungen auf. Ließen ihn für einen Moment atmen. Wie ein ängstliches Reh schaute er auf das Foto, welches seine Schwester zusandte. Deutlich sah er ihre Gestalt auf dem Bett. Die blasse Haut war von zahlreichen Narben zerschunden. Kabel und Schläuche steckten in ihrer Haut. Im Hintergrund konnte er ein Gerät erkennen. Es schien, als wäre es ein Überwachungsgerät, das ihre Vitalwerte betrachtete. Die Augen hatte sie geschlossen. Es schien, als wäre sie tot. Und doch lebte sie. Die Maschinen hielten sie am Leben. Ließen sie nicht sterben.
'Vielleicht wird sie wieder erwachen. Vielleicht kann ich sie wieder in meinen Armen halten. Vielleicht kann ich sie bald wieder küssen.'
Doch er wusste es besser. Nie würde er sie küssen können! Nie würde er sie in seinen Armen halten können! Nie würde er ihr über das Gesicht streichen können! Das alles wurde ihm verwehrt. Sie, falls sie wieder erwachen würde, wollte ihn vermutlich nicht mehr sehen. Seine große Liebe würde ihn nicht einmal erkennen. Sie würde ihn verstoßen, ihm die Polizei auf den Hals hetzen. Und damit konnte er nicht leben. Er musste etwas dagegen unternehmen. Er brauchte den Stoff! Unbedingt! Jetzt! Sofort!
Mit einem lauten Geräusch fiel etwas zu Boden. Cem beachtete dies jedoch nicht, nahm seine Sagen und raste, wie vom Blitz getroffen, aus dem Anwesen. Keine zwanzig Minuten später kam er in der Kneipe an, wo Cem sich einen Doppelten Whiskey bestellte. Rasch wurde das Glas geleert. Der Barkeeper verstand, reichte ihm noch eines.
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BELLA BAKER
«Ich geh einkaufen!», rief Ayden aus dem Flur. Bella schwieg. Was sollte sie groß erwidern. Es hatte keinen Sinn, dass sie etwas sagte. «Wenn du was brauchst, dann sag ruhig Bescheid.»
Diesmal kam die Stimme ihres Bruders aus der Nähe. Sie öffnete ihre Augen, sah ihn. Er stand mit besorgtem Gesichtsausdruck vor ihr, musterte Bella aufmerksam. Um ihn loszuwerden, schüttelte sie kraftlos den Kopf. Seufzend verschwand Ayden, schloss die Tür. Und nun? Was sollte sie machen? Sie konnte nicht einfach herumliegen und nichts tun. Oder doch? Konnte sie es wagen? Oder würde Renate sie anrufen, um ein weiteres Manuskript von ihr zu verlangen? Bella wusste es nicht. In diesem Moment war ihr alles egal. Es kümmerte sie nicht, ob ihr Telefon klingelte. Es kümmerte sie nicht, wie ihr Bruder sich ihr gegenüber verhielt. Es kümmerte sie nicht, ob sich alle um sie sorgten! Denn was Bella wollte, war Ruhe. Ruhe vor allen! Ruhe vor ihm! Sie wollte mit niemandem sprechen. Wollte allein sein. Wollte sterben! Doch sie konnte es nicht. Bella konnte nicht einfach ihr Leben linksliegen lassen. Erst, wenn ihr keine andere Wahl mehr blieb, würde sie es tun. Doch bis dahin...
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Wenn aus Liebe Hass wird
Teen Fiction+++TEIL EINS+++ Zwei Rivalen. Zwei Feinde. Zwei Liebende. Zwei gegensätzliche Gefühle, die heftig aufeinanderprallen. Zwei Personen, die sich die Köpfe einschlagen, wenn man sie nicht voneinander fern hält. Zwei Personen, die einander bis auf den To...