Kapitel 31

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Kapitel 31

Noch immer stand ihr Bruder vor der Tür und versuchte sie zu überreden, diese zu öffnen. Bella beharrte und blieb stur. Die leisen Schritte ihres Bruders verklangen, als er sich vermutlich genervt von ihrem Zimmer entfernte. Kurz seufzte sie auf, streckte sich. Unaufhörlich liefen die Tränen über ihre Wangen. Die Lippen bewegten sich lautlos.

Du solltest ihn einweihen. Bald wird er es so oder so sehen.

Ihre innere Stimme versuchte sie immer und immer zu zwingen, es ihm mittzuteilen. Bella schüttelte daraufhin ihren Kopf und flüsterte leise Worte. Sie konnte es ihm nicht sagen. Er würde ihn umbringen, bei ihm auftauchen und ihn fragen, was er damit bezwecken wollte. Sie wusste, dass Cem ihm keine Antwort geben würde. Er wusste ja nicht einmal, dass er Vater werden würde. Und sie würde es ihm auch nicht sagen. Nur über ihre Leiche würde er es erfahren. Daraufhin verzog sie das Gesicht.

«Das passt. Ich werde so oder so bald die Biege machen», flüsterte sie leise. Die Tränen waren versiegt. Mit leerem Blick schaute Bella an ihre Zimmerdecke. Was sollte sie tun? Wie konnte sie ihren Bauch vor allen verstecken? Bald würden weite Kleidungsstücke auch nichts mehr nützen. Und wenn die Fruchtblase platzen würde, dann würde Ayden es so oder so mitbekommen.

Deshalb meine ich auch, dass du es ihm sagen sollst!

Zum Ende hin wurde ihre innere Stimme immer lauter. Bella schüttelte den Kopf. Sie konnte es ihm nicht sagen. Es ging einfach nicht. Ayden würde sie nicht verstehen. Er würde fragen, von wem die Kinder seien. Und was sollte sie darauf antworten? Dass ihre Kinder keinen Vater hatten? Ayden würde ihr nicht glauben, dass sie einen One-Night-Stand hatte. Er würde sie auslachen und weiter bedrängen; Sie dazu zwingen, ihm zu sagen, wer der Vater ihrer Kinder war.

Sie faste einen Entschluss. Bella musste ausziehen. Weg aus ihrem Zuhause. Weg von ihrem Bruder. In eine Wohnung, in der sie in Ruhe nachdenken konnte. Sie musste etwas finden, wo sie sich aufhalten konnte und wo niemand Fragen stellen würde. Aber wo konnte sie hingehen? Konnte sie sich jemandem anvertrauen? Konnte sie jemandem erzählen, dass sie schwanger war?

«Ich sollte einfach heimlich weg», überlegte sie laut. «Niemand würde es merken. So oder so würde mich keiner vermissen. Ohne mich waren sie doch besser dran.»

Bevor Ayden erneut an die Tür klopfen würde, schnappte sich Bella einen Koffer, packte die nötigen Dinge ein, die sie brauchte und schob ihn unters Bett. Langsam ging sie zur Tür und drehte den Schlüssel herum. Im Anschluss legte sie sich aufs Bett und schloss die Augen. Wenn er sah, wie sie schlief, würde er Bella in Frieden lassen. Das hoffte Bella zumindest. Inständig hoffte sie, dass ihr Plan aufging. In einem passenden Moment wollte sie aus der Wohnung fliehen. Weit weg. Raus aus ihrem trostlosen Alltag.

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UNTERDESSEN

Sie lag noch immer reglos in ihrem Bett. Stetig piepten die Geräte und zeigten die Werte der jungen Frau. An ihrer Seite saßen ihre Eltern und weinten. Leise wurde die Tür geöffnet. Ein Arzt in weißem Kittel trat herein.

«Wenn sie nicht bald aufwacht, sind wir gezwungen, die Geräte abzuschalten», sprach er und schloss die Tür hinter sich.

Die Mutter sprang wütend auf. «Nein! Das können Sie nicht tun! Sylvia ist meine Tochter und ich werde zu verhindern wissen, dass Sie die verschissenen Geräte abschalten! Sie können sie nicht einfach sterben lassen! Was sind Sie für ein Arzt?»

«Darling, bitte», versuchte ihr Mann sie zu beruhigen. Wütend schob sie die Hand ihres Mannes beiseite und lief einen Schritt auf den Arzt zu. Dieser stemmte die Hände in seine Taille.

Wenn aus Liebe Hass wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt