Kapitel 25

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Kapitel 25

Eintrag 37, 30.06.2030.

Eine Qual. Ich merke, wie mich die Schuld zerreißt. Sie frisst sich in mein Inneres und kontrolliert dadurch meinen Körper! Hilflos muss ich mit ansehen, wie meine Lebensfäden sich selbständig verändern, ohne dass ich es ihnen befehle. Dazu gesellt sich der Verdacht, dass Ayden etwas merkt. Meine Maske beginnt zu bröckeln, obwohl die Zeit noch nicht reif ist. Sie beginnt mich zu verlassen, obwohl ich es noch nicht möchte. Fragen werden gestellt, die ich kaum beantworten kann. Denn mir selbst fällt keine gescheite Antwort ein, wie ich sie vom Gegenteil überzeugen könnte! Es ist einfach nur schlimm. So hatte ich es mir nicht ausgemalt. Es sollte ganz anders ablaufen. Aber leider kann man das nicht ändern. Was geschehen ist, kann man nicht rückgängig machen.

Schluss damit! Wie geht es dir? Hast du dich gut eingelebt? Verstehst du dich mit den anderen Leuten? Wenn du nicht antworten möchtest, kann ich das verstehen. Du hast ein gutes Recht, mich zu hassen, denn ich war diejenige, die dich ins Heim gesteckt hat! Ich war diejenige, die dich abgegeben hat, um mein eigenes Leben zu beenden! Ich war diejenige, die euch verlassen hat, da ich nicht wusste, wie ich mit der Situation umgehen sollte! Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es tun. Ich würde alles tun, um meine Fehler wiedergutzumachen. Doch bis jetzt wurde keine Zeitmaschine erfunden, um fehlerhafte Taten rückgängig zu machen. Ich hoffe, dass du mir eines Tages vergeben kannst. Ich hoffe, dass ihr mir eines Tages vergeben könnt. Ich wollte euch das wirklich nicht antun, aber ich war dumm! Geblendet von meinem Vorhaben, sodass mich nichts interessiert hat! Und dafür könnte ich mich ohrfeigen! Daher hoffe ich, dass ihr mir irgendwann verzeihen könnt. Noch eins: Es ist euch überlassen, was ihr tut und was nicht.

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Bella hatte den Laptop zugeklappt und stand vom Stuhl auf, da ihr Magen sich bemerkbar machte. Als sie in der Küche ankam und den Kühlschrank öffnete, fand sie ihn leer vor. Seufzend schlug sie die Tür mit einem lauten Knall zu und ging zum Fenster, um aus diesem herauszuschauen. Das Wetter war gut. Ihrem Bruder einen Zettel schreibend und hastig an die Wand heftend, verließ Bella die Küche und lief in den Flur, wo ihre Schuhe standen. Blitzschnell zog sie diese an und legte die Hand auf die eiskalte Klinke. Kurz einen Blick in den Flur werfend, öffnete sie die Tür und schloss diese zugleich wieder. Mit samt ihren Habseligkeiten lief die junge Frau über eine grüne Ampel.

Auf der anderen Straßenseite angekommen, ging sie nach rechts. Links neben ihr fuhren die Autos über die Ampel. Hastig lief sie ins Innere des Supermarktes und sah sich die Waren an, die ausgestellt wurden. Bella war gerade im Begriff zur Kasse zu gehen, als sich eine Hand auf ihrer schmalen Schulter platzierte. Erschrocken wandte sie sich um und sah in das Gesicht eines Journalisten.

Tja. Das ist Pech für dich, meine Liebe.

Ohne ihrer inneren Stimme Beachtung zu schenken, sah sie in die graubraunen Augen des Mannes, der sie zu begaffen schien. Kurz holte sie tief Luft, bevor die Frage ihren Mund verließ.

«Was kann ich für Sie tun?»

Er lächelte und nahm die Hand von ihrer Schulter. «Sie sind Bella Baker. Die Schwester von Ayden Baker?»

Bestätigend nickte die junge Frau. «Und weiter?»

Wenn du so weitermachst, dann kannst du ihm gleich an die Gurgel springen. Vielleicht gibt er dir so eine Antwort auf deinen barschen Tonfall, den du an den Tag legst, liebe Bella.

'Kannst du nicht einmal die Klappe halten!', dachte sie und verdrehte innerlich die Augen. Äußerlich jedoch ließ sie sich nichts anmerken.

Ich weiß, dass du mich tot sehen möchtest. Doch leider kann ich dir diesen Gefallen nicht erfüllen, gab ihre innere Stimme knapp als Antwort. Bella schwieg, versuchte die Worte ihrer inneren Stimme zu ignorieren.

«Haben Sie mir überhaupt zugehört, Frau Baker?», wurde sie aus der regen Konversation mit sich selbst gerissen. Bevor ihr ein Aufschrei entweichen konnte, presste sich Bella eine Hand auf den Mund und sah fragend zum Journalisten hinüber, der nun seufzte und unverständliche Wörter in seinen Bart zu murmeln schien.

Der ist total angepisst. Du solltest lieber auf seine gesprochenen Sätze achten, tadelte ihre innere Stimme.

'Wenn du mich lassen würdest, wäre das kein Problem!'

Auf diesen Kommentar ihrerseits reagierte ihre innere Stimme nicht. Stattdessen zog diese es vor, sich in einem imaginären Eckchen zu verbarrikadieren und erst dann aufzutauchen, wenn die Situation sich beruhigt hatte.

«Es tut mir wirklich sehr leid», begann Bella und senkte beschämt den Blick. «Könnten Sie ihre Frage wiederholen?»

Der Journalist seufzte und drückte ihr schweigend einen Zettel in die Hand. Fragend besah sich Bella diesen.

«Bitte geben Sie diesen Zettel ihrem Bruder, wenn Sie ihn sehen», waren seine letzten Worte, bevor er aus ihrem Sichtfeld verschwand.

Das war ein merkwürdiger Kautz, sprach ihr inneres Ich und ließ sich derweil auf einen imaginären Stuhl plumpsen. Gedankenverloren nickte Bella und stellte sich an der Kasse an. Wie zu erwarten, war die Schlange lang. Erst als die Schlange kürzer wurde, schüttelte Bella ihre Gedanken ab und kramte in ihrer Tasche nach der Geldbörse.

«Das macht dann 28,50 €», sprach die Kassiererin. Schweigend reichte Bella ihr einen Fünfziger. Rasch wurde die Kasse geöffnet. Leise klapperte das Kleingeld, als Bella die Münzen und Scheine in die Hand gedrückt bekam. Nickend bedankte sie sich bei ihr, drehte sich um und sammelte ihre Habseligkeiten ein.

«Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend», rief Bella ihr zu. Die Kassiererin bedankte sich mit einem leichten Lächeln bei ihr.

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Nachdem sie die gekauften Waren in den Schränken verstaut hatte, ließ sich Bella auf dem Sofa nieder. Für einen winzigen Moment schloss sie die Augen und bemerkte nicht, wie Ayden sich neben ihr niederließ, um ihr grinsend eine Hand auf die Schulter zu legen.

«So schnell vom Einkaufen zurück?», sprach er mit einem Lächeln im Gesicht und drückte seine Schwester fest an seine Brust. Diese erschrak und ließ einen kleinen Schrei aus ihrem Mund entweichen. Daraufhin lachte Ayden und begann sie durch zu kitzeln. Lachend fielen beide zu Boden und kugelten sich auf dem flauschigen Perserteppich. Erst nach einer geschlagenen dreiviertel Stunde beruhigten sich die Geschwister und ließen sich erschöpft auf dem Sofa nieder.

«Ich soll dir noch etwas geben», sprach Bella atemlos und kramte in ihrer Hosentasche. Als sie den Zettel gefunden hatte, reichte sie ihn Ayden, der fragend auf diesen schaute. hastig fügte Bella hinzu: «Den Hat mir ein Journalist gegeben, der dich scheinbar kennt.»

Schweigend nickte ihr Bruder und stand auf. «Danke, liebes.»

Dann drehte er sich um und verließ das Wohnzimmer mit schnellen Schritten. Verwirrt sah Bella ihm hinterher.

Was er wohl hatte? Was wohl auf dem Zettel stand? Hätte sie ihn doch lesen sollen? Ob Ayden den Typen anrufen würde? Was hatte ihr Bruder nun vor? Würde er sich gar mit jemandem prügeln?

Das waren zu viele Fragen, die Bella nicht beantworten konnte. Der Kopf schwirrte, die Gedanken rauchten und fuhren wild im Kreis.

Ob sie ihrem Bruder doch folgen sollte?

Nein! Wenn du das tust, dann wird er richtig aggressiv, warnte ihre innere Stimme sie.

'Und wenn er mich nicht erwischt?', dachte sie und war im Begriff vom Sofa aufzustehen.

Ayden ist nicht dumm! Er wird bemerken, dass du ihm folgst. Daher gebe ich dir nur einen klitzekleinen Rat: Lass! Es! Sein!

Sie hatte recht. Seufzend setzte sich Bella auf das Sofa und nahm die Fernbedienung in die Hand. Eine Ablenkung würde ihr jetzt guttun. Wenn Ayden wieder aufkreuzen würde, dann würde Bella ihn nach dem Zettel fragen. Außer ihr Bruder sprach von selbst über diesen mysteriösen Zettel, den sie vom Journalisten bekommen hatte.

Und falls er nicht darüber spricht? Was machst du dann, wollte ihre innere Stimme wissen. Willst du ihn dazu bringen, darüber zu sprechen?

Wenn aus Liebe Hass wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt