Kapitel 39

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Kapitel 39

BELLA BAKER

Es war ihr sichtlich schwergefallen, ihren Bruder, Melek und die anderen - die sie liebte - im Dunkeln tappen zu lassen. Ihr war jedoch nichts anderes übriggeblieben. Sie hatte keine Wahl gehabt, wenn Bella ver...

Jeder hat eine Wahl, unterbrach ihre innere Stimme sie in forschem Ton. Bella seufzte. Jetzt blieb ihr keine Zeit, sich mit ihrer inneren Stimme zu streiten. Sie musste sich auf etwas anderes konzentrieren. Die werdende Mutter musste versuchen die Schwangerschaft, so gut es eben möglich war, zu verstecken. Und außerdem musste sie aufpassen, dass keiner Bella fand. Oder geschweige denn sie erkannte. Das war schon nervenaufreibend genug.

Und was ist mit dem Prozess, hackte ihre innere Stimme nach. Bella seufzte erneut und wandte sich auf die andere Seite. - So gut es eben mit einer dicken Kugel möglich war. Hoffentlich kamen die Kinder nicht zu früh. Das würde ihren Plan zu Nichte machen. Dann lass dich nicht stressen, geh nach Hause, erzähle allen davon und ruh dich aus!

Das sagte sie so leicht! Wie sollte sie jetzt ihrem Bruder unter die Augen treten? Wie sollte sie ihm die beschissene Wahrheit sagen, wenn er bis jetzt nichts davon wusste? Er würde völlig ausrasten, sie anbrüllen.

Und dir den Kopf abreißen. Ja klar.

Sie schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht und versuchte sich nicht all z sehr zu stressen. Bella schob ihre innere Stimme energisch zur Seite und raffte sich auf. Sie musste raus. In diesem Raum würde sie es keine Minute länger aushalten. Auch wenn sie somit riskierte, dass jemand sie erkannte, musste Bella frische Luft schnappen. Sie musste ihre Gedanken ordnen und in Erfahrung bringen, ob das wirklich stimmte, was sie in der gestrigen Zeitung gelesen hatte. Jedoch konnte sie Melek nicht fragen. Das würde nicht gut gehen. Sie musste jemanden zur Rede stellen, den sie nicht kannte und der nichts mit Melek oder Ayden zu tun hatte.

Das wird schwierig werden, warf ihre innere Stimme ein. Sie schüttelte schweigend den Kopf und schaute durch den Schlitz. Als sie sicher war, dass niemand auf Bella lauern würde, verließ diese den kleinen Raum und lief über die leeren Straßen. Es war kalt, jedoch fiel kein Schnee. Rasch senkte Bella den Kopf, damit keiner sie entdeckte und die Polizei rufen würde.

Gedankenversunken lief sie immer weiter und weiter. Erst an einer Brücke blieb Bella stehen, lehnte sich an das Geländer. Das kalte Metall brachte ihre Gedanken in eine andere Richtung.

«Kann ich Ihnen helfen?»

Sie zuckte zusammen und wäre beinahe hintenübergekippt. Eine kräftige Hand hielt sie an der Taille fest und brachte Bella ins Gleichgewicht.

«Sie hätten zuhause bleiben sollen.»

Erneut zuckte sie mit den Schultern und löste sich aus dem festen Griff des Mannes.

«Wenn Sie möchten, kann ich Sie gerne nach Hause fahren.»

«Nein danke!»

Schnell drehte sie sich um und lief davon. Der Tag war jetzt endgültig gelaufen.

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Nachdem sie die kleine Behausung betreten hatte, setzte sich Bella auf das Sofa und schaute ins Nichts. In ihrem Kopf kreisten die Gedanken um eine Person. Vergebens versuchte sie an etwas anderes zu denken, doch es gelang ihr nicht. Wie kleine Kletten saugten sich die Erinnerungsfetzen in ihrem Gehirn fest. Erst als es an der Tür klingelte, ließen die Erinnerungen von ihr ab. Obwohl sie die Tür hätte aufmachen müssen, konnte sich Bella keinen Zentimeter vom Fleck bewegen. Was, wenn sie jemand gefunden hatte? Würden sie sie dann zwingen mit zu kommen? Kopfschüttelnd stand sie auf und verschwand in der angrenzenden Küche, um sich einen Tee zu kochen. Als das Wasser gerade aufkochte, klingelte es erneut. Diesmal wandte sie sich seufzend zur Tür, legte die Kette an und öffnete sie einen kleinen Spalt breit.

Wenn aus Liebe Hass wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt