Kapitel 34

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Kapitel 34

Eintrag 45, 24.10.2030.

Ich hatte es mir auf der Bank gemütlich gemacht. Die Sonne schien. Ich hatte die Augen genussvoll geschlossen und merkte nicht, dass sich jemand neben mich setzte. Nur der Geruch, der mir irgendwie bekannt vorkam, brannte in meiner Nase. Doch die Person, die neben mir saß, schien zu schweigen. Vermutlich kreisten dessen Gedanken um etwas anderes. Ich hätte fragen, mich der Person anvertrauen können. Doch was tat ich? Gar nichts: wandte den Kopf ab und ließ die Sonnenstrahlen auf mein Gesicht scheinen. Ich wollte einen dunkleren Teint haben.

Das heftige Atmen der Person ließ mich zusammenfahren. Starb sie gerade? Oder bekam sie gerade einen Anfall? Sollte ich die Schwester rufen? Oder meinen Bruder? Ich war hilflos in diesem Moment gewesen. Ich konnte mich nicht regen, war machtlos.

Und als ich die Augen öffnete, schlug mir das Herz bis zur Brust. Verdammte scheiße! Wieso machte er dies mit mir? Was zum Teufel hatte mich geritten, dieses Arschloch zu lieben? Es gab keine passende Antwort für all meine Fragen.

Vorsichtig schaute ich zu ihm herüber. Seine Augen waren fest verschlossen. Der Brustkorb hob und senkte sich rasend schnell. Ab und an ging sein Atem flach, dann wieder schneller und anschließend keuchte er leise auf. Es schien, als hätte er große Schmerzen. Oder als würde er versuchen, sich irgendwie zusammen zu reißen. Doch in diesem Moment war sie zum Vorschein gekommen. Und ich hatte es mit eigenen Augen gesehen. Etwas lag in ihnen. Doch was es war, konnte ich beim besten Willen nicht erkennen. Ob ich ihn ansprechen sollte? Stumm bewegte ich leicht meine Lippen, sah ihm dann erneut in die Augen und erstarrte für einen Moment.

Was zum Teufel geschah mit ihm? Wieso brach seine Fassade jetzt? Wollte er mich testen? Oder gar mit mir spielen?

Nur zu gut konnte ich mich an heimtückische Spielereien erinnern. Cem hatte sichtlich viel Spaß dabeigehabt, mich zu quälen. Doch jetzt? Was war mit ihm los? Wieso verhielt er sich so komisch? Sollte ich doch jemanden rufen? Als ich versuchte aufzustehen, legte sich eine eiskalte Hand auf meinen Arm. Heftig zuckte ich zusammen. Meine Lippen öffneten sich zu einem stummen Schrei. Und als ich seinem Blick begegnete, sah ich die Wandlung, die langsam vollstreckt wurde. Oder war das nur eine Täuschung? Konnte er so gut schauspielern, sodass niemandem etwas auffiel?

Bei aller Liebe! Ich wusste es nicht. Und verdammte scheiße, ich wollte es auch gar nicht wissen. Natürlich wirst du mir dies nicht glauben. Ich lüge. Ich wollte es wissen, doch ich hatte mich nie getraut, ihn darauf anzusprechen. Und er hatte auch nie mehr darüber geredet. Somit war die Sache abgeharkt. Vergessen, vernichtet! Er hatte sie tief in seinem Hirn versteckt. Und ich? Tja. Ich hatte es nie vergessen.

Aber warum ich gerade jetzt darüberschrieb, wusste ich selbst nicht. Vermutlich wollte ich aufarbeiten, was damals geschah. Oder es lag an meinen Hormonen, da ich euch noch immer in mir hab.

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Rasch hatte Bella ihren Schlafplatz verlassen und war ins Bad geeilt. Die Übelkeit übermannte sie so heftig, dass beinahe ihr Bruder davon mitbekommen hätte. Bella musste sich etwas einfallen lassen. Aber was? Länger würden sie ihr nicht glauben, dass sie eine Magenverstimmung hatte. Irgendwann würden alle wissen, dass zwei Kinder in ihrem Bauch heranwuchsen. Doch diesen Zeitpunkt wollte Bella in die Länge ziehen, so gut es eben möglich war.

Das wirst du nicht mehr lange schaffen.

Ihre innere Stimme hämmerte gegen ihre Schläfen, sodass sie das Gesicht zu einer Fratze verzog. Wieso konnte sie nicht... Ihren Gedanken konnte Bella nicht zu Ende denken, denn eine weitere Woge aus Erbrochenem landete in der Kloschüssel. Still und leise liefen Tränen über ihr Gesicht. Sie haste es, wenn sie sich übergeben musste.

Wenn aus Liebe Hass wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt