Kapitel 38
«Detektei Lichtenstein? Was kann ich für Sie tun?»
Dass das so schnell gehen würde, hätte Melek nicht gedacht. Kurz hielt sie Inne, um sich zu sammeln.
«Guten Abend. Mein Name ist Melek Gül und ich würde Sie gerne beauftragen.»
Am anderen Ende raschelte es. «Um was geht es? Sollen wir jemanden für Sie beschatten?»
«Es ist etwas kompliziert», sprach sie in unsicherem Tonfall.
Entscheiden kannst du dich auch nicht.
Genervt dränge Melek ihre innere Stimme zur Seite und versuchte sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
«Wir lösen auch komplizierte Sachen», versuchte die Frau am anderen Ende der Leitung Melek zu ermuntern.
«Also gut», gab sie sich schließlich mit einem leisen Seufzer geschlagen. «Eine gute Freundin von mir ist verschwunden. Wir können sie nicht finden. Auch die Polizei tappt im Dunkeln.»
«Wie heißt Ihre Freundin?»
«Bella Baker», antwortete Melek und spielte mit einer ihrer losen Haarsträhnen.
«Haben Sie ein Foto, damit wir wissen, wie sie aussieht?»
«Das kann ich Ihnen gerne zusenden.»
Kurz war es still. «Wenn Sie möchten, können Sie auch vorbeikommen. Persönlich redet es sich doch gleich besser. Und dann können Sie uns das Foto auch gleich geben.»
«Haben Sie heute Zeit?», wollte Melek wissen und lief in der Wohnung herum. Nachdem sie einen Stift und das dazugehörige Papier gefunden hatte, ließ sie sich auf einem Hocker in der Küche nieder.
«Erst am Abend hätten wir wieder Zeit. Wenn Sie so gegen 18:00 Uhr können, dann würden wir uns freuen, Sie in unserem Reich begrüßen zu dürfen.»
Schnell notierte sie sich die genannte Uhrzeit. «Klar. Dann werde ich um 18:00 Uhr da sein.»
Die Person am anderen Ende lachte leise. «Das freut mich, Frau Gül. Dann bis später.»
«Bis später», verabschiedete sie sich. «Und danke, dass Sie mir helfen.»
«Wir helfen, wo wir können.»
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Bis sie zur Detektei fahren würde, waren es noch einige Stunden, in denen sie sich irgendwie beschäftigen musste, um nicht andauernd an Bella zu denken. Wo sie wohl war? Was sie machte? Ob sie nicht doch entführt wurde?
Vielleicht braucht sie einfach nur ihren Freiraum.
Wie naiv! Ihren Freiraum. Ihre innere Stimme wollte ihr etwas vorgaukeln, doch Melek schüttelte darüber nur ihren Kopf und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Es fiel ihr sichtlich schwer. Seufzend stand sie auf, lief ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Gerade lief eine Reportage über Tiere. Kurz verdrehte sie ihre Augen und nahm sich einen anderen Kanal vor: Nachrichten, eine Show über Mörder, irgendetwas, wo mehrere gegeneinander antraten, ihr Bruder.
«Nicht schon wieder», fluchte sie und drehte den Ton ab. Es reichte ihr, wenn sie sein Gesicht sehen musste. Da wollte sie nicht auch noch die Gerüchte hören, die ein wildfremder in die Welt setzte.
Und ich dachte, du hängst an deinem Bruder, meldete sich ihre innere Stimme wieder zu Wort.
«Ich muss gegen ihn aussagen! Das reicht mir vollkommen aus.»
Und wenn er in den Knast geht? Wirst du ihn dort besuchen?
Darüber wollte sie nicht nachdenken. Vielleicht kam er nicht in den Knast.
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Wenn aus Liebe Hass wird
Teen Fiction+++TEIL EINS+++ Zwei Rivalen. Zwei Feinde. Zwei Liebende. Zwei gegensätzliche Gefühle, die heftig aufeinanderprallen. Zwei Personen, die sich die Köpfe einschlagen, wenn man sie nicht voneinander fern hält. Zwei Personen, die einander bis auf den To...