Freunde

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"Lasst euch das eine lehre sein!" knurrte ich noch einmal in ihre Richtung bevor ich den Jungen am Kragen mit mir ins Atelier zog und die Tür zuknallte. "Du blutest aus der Nase ist bei dir wirklich alles okay?" fragte ich ihn erneut da er mich einfach ungeniert anstarrte. Verwundert wedelte ich mit der Hand vor seinem Gesicht rum "Hallo Erde an unbekannt!" da kam er wieder zu sich und wandte den Blick ab. Er räusperte sich und ich reichte ihm meine Hand, die er dankend annahm. Mit einem Ruck zog ich ihn auf die Füße und stellte erstaunt fest das er wie Josch und seine Kumpels Groß und gut gebaut war. Er sah wirklich nicht schlecht aus. Nur die stark getönte Brille störte das Gesamtbild ein wenig.

"Hier für die Nase." ich reichte ihm ein Taschentuch und er drückte es sich gleich an die Nase. "Du bist neu hier, oder? Ich hab dich hier noch nie gesehen." sagte er schließlich als er seine Sprache wiederfand. "Ist das so offensichtlich?" er schmunzelte "Keiner hier würde sich mit Josch und seinem Gefolge anlegen. Seinem Vater gehört die größte Firma hier die die hälfte der Stadt mit Arbeitsplätzen versorgt. Deshalb lehnt sich keiner gegen ihn auf." erklärte er und ich musste ebenfalls schmunzeln. "Ich bin Kassy und du? Bist du öfters hier?" stellte ich mich vor und setzte mich einfach wieder ans Fenster wo Lucifer immer noch in meinem Rucksack hockte. "Dann warst du das also mit den Klebezetteln?" Fragte er verwundert und ich nickte. "Ja dann fängt dein Name also J an?" fragte ich zurück. "Ich bin Jax und nein hier kommt außer dir und mir quasi niemand hin. Die meisten Werke sind hier von mir oder von der Kunst AG, aber die haben einen eigenen Raum und stellen hier nur wenige Sachen aus." erklärte Jax und setzte sich neben mich auf den Boden.

Lucifer streckte Neugierig den Kopf aus dem Rucksack und miaute verlangend nach Aufmerksamkeit. Verwundert sah Jax zu Lucifer, der aus dem Rucksack zu mir auf den Schoss kletterte. "Verrats bitte nicht, aber mein Kater ist so anhänglich das er sich mit zur Schule schmuggelt." gestand ich was ja nur halb gelogen war. Er schmunzelte "Also ich sag nichts versprochen und noch mal danke das du mich vor noch mehr Prügel bewahrt hast." bedankte er sich und strich Lucifer über den Kopf, der nur verwirrt glotzte.

"Hab ich doch gern gemacht." meinte ich und er schmunzelte "Das glaub ich dir aufs Wort!" wir lachten und Lucifer miaute wieder verwirrt. "Aber sag mal warum haben die dich eben Freak genannt, du bist doch ganz normal?" fragte ich verwundert und kurz huschte ein Schatten über sein Gesicht. "Eben nicht. Meine Augen sind das abnormale an mir deswegen nennen sie mich Freak." erzählte er nach kurzem zögern. "Wieso? Was stimmt den nicht mit deinen Augen? Oder schielst du?" fragte ich neugierig und etwas verwirrt. Er schüttelte den Kopf. "Nein das nicht." "Dann zeig doch mal so schlimm wird's schon nicht sein." meinte ich und er überlegte kurz ob er mir wirklich seine Augen zeigen sollte. "Na gut aber erschreck nicht oder lauf weg oder so." sagte er dann zögerlich und ich nickte. "Ja versprochen und jetzt zeig mal." 

Zögernd nahm er die Brille ab und lies mich seine Augen sehen. Seine Augen waren völlig normal. Er schielte nicht mal. Nur die Farbe war ungewöhnlich. Es war ein stechendes Gelb mit verschiedenen Nuancen die ineinander verliefen und wirkten als würden sie unaufhörlich pulsieren. Verblüfft starrte ich seine Augen an und war doch etwas enttäuscht das er nicht schielte. "Du schielst ja gar nicht." sagte ich schließlich enttäuscht. "Ich hab doch gesagt das ich nicht schiele!" meckerte er empört und ich schmunzelte. "Also schreckt dich das nicht ab?" fragte er schließlich verwundert. "Ne wieso den ist doch eine Schöne Farbe, dieses Gelb." meinte ich schmunzelnd und wieder sah er mich verblüfft an. "Genauso schön wie dein Bild von dem Engel." überlegte ich und er schnaubte verächtlich. "Als ob das ist bloß Gekrakel!" behauptete er empört und ich stieß ihm gegen die Schulter. "Jetzt mach dich nicht schlechter als du bist! Das Bild ist wirklich gut!" schimpfte ich und wir lachten wieder los.

Es war schon komisch. Wir verstanden uns gleich auf Anhieb. Wir schwänzten den Religions Unterricht und Diskutierten die ganze Zeit darüber ob Jax Bild jetzt schön war oder nicht. Er erzählte mir viel über sich und wie die Religionslehrerin immer wieder erfolglos versuchte ihn zu einem guten Christen zu machen wo Jax doch wie ich nicht Gläubig war. Während wir so redeten und es immer später wurde bemerkte ich erstaunt und auch mit Freude das Jax seine Brille nicht wieder aufsetzte und viel Offener war ohne sie. Irgendwann gingen wir dann doch Heim und verabredeten uns für die Pausen wieder im Atelier.

~~~

Wieder Zuhause schleppte ich mich in die Küche während Lucifer in mein Zimmer raste. Er war müde und sein Lieblingsplatz war, natürlich, mein Bett. "Hey mein kleiner Zombie. Du siehst echt fertig aus alles okay in der Schule?" mein Dad kam in die Küche und verströmte wie immer seine gute Laune. Ich stand von meinem Stuhl auf und umarmte ihn fest. Verwirrt erwiderte er die Umarmung. "Kassy alles okay?" fragte er besorgt da ich ihn nur noch fester drückte. "Ja alles gut." erwiderte ich worauf Dad schmunzelte.

Ich hatte ihn die letzten Tage kaum gesehen und die ganze Sache mit dem beinahe gestorben zu sein saß mir doch tiefer in den Knochen als ich eingestehen wollte. "Ich hab dich lieb Dad." nuschelte ich und er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich hab dich auch lieb Kassy, aber willst du mir nicht vielleicht sagen was los ist?" fragte er dann ruhig und einfühlsam. "Mir war halt danach. Wir haben uns die letzten Tage ja kaum gesehen." erklärte ich und er schmunzelte. "Ja die letzten Tage waren wirklich stressig, aber ich verspreche dir das ändert sich so bald in der Kanzlei alles so läuft wie ich das gerne hätte. Dann können wir auch wieder gemeinsam Abendessen und jeden Film gucken den du willst." skeptisch sah ich zu ihm auf. "Versprochen?" er schmunzelte und drückte mich noch mal fest an sich. "Versprochen!" versicherte er mir und lies mich los. "Lust auf Pizza?" fragte er grinsend und nahm die Lieferkarte einer Pizzeria in die Hand die am Kühlschrank hing. "Immer doch." grinste ich begeistert über die Idee von Dad und wir bestellten zwei große Pizzen.

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Dämonenblut ||Abgeschlossen||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt