44. Enttäuschung

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Es dauerte noch fast 10 Minuten, bevor Rina überhaupt wieder die Kraft fand aufzustehen

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Es dauerte noch fast 10 Minuten, bevor Rina überhaupt wieder die Kraft fand aufzustehen. Jeder Millimeter in ihrem Herzen schmerzte so gewaltig, dass sie sich am liebsten einfach in das Gebüsch geschmissen hätte und dort wimmernd liegen geblieben wäre. Doch die Klänge der Musik gepaart mit seiner unverkennbaren klaren Stimme, die im Hintergrund unerbittlich leise die Nacht erschallte, ließen sie immer wieder aufs neue erschaudern, sodass sie sich mühsam aufraffte und Richtung Straße lief. Ohne groß zu überlegen, stieg sie in das nächstbeste Taxi und teilte dem Fahrer nur kurz mit, dass er sie bitte zum "Hotel Düsseldorf Mitte" bringen sollte.

Während der gesamten Fahrt geisterten ihre Gedanken unentwegt um den katastrophalen Streit in Paddys Garderobe. Immer noch kullerten die Tränen über ihre Wangen und sie merkte deutlich, wie ihr der Taxifahrer mehrfach sorgenvolle Blicke zuwarf. Sie war nur heilfroh, dass er es bei seinen Musterungen beließ und sie nicht ansprach.
Was sollte sie auch sagen?
Das ihre kleine Welt gerade vor dem Untergang stand?
Sie sich am liebsten in Luft auflösen würde?
Jedes Mal wenn Rina nur allein Paddys Gesicht vor ihrem inneren Augen sah, durchzog sie ein unbeschreiblich quälender Schmerz, wogegen eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung wahrscheinlich ein Zuckerschlecken wäre. Die Enttäuschung, dass gerade er ihr jetzt auch noch diese Abscheulichkeit antat, ließ alles aus den letzten Tagen in Vergessenheit geraten. Nie hätte sie ihm so ein Handeln zugetraut und umso bitterer war jetzt die Erkenntnis, dass sie sich wiedermal in einem Mann komplett getäuscht hatte.
Seine harten letzten Worte und ihre eigenen emotionalen Ausbrüche spulten sich immer wieder wie in Dauerschleife in ihrem Kopf ab.
Normalerweise kannte sie sich ja selbst nicht so, war eher ruhig und versuchte alle Verdachtsmomente mit sich selbst auszumachen. Aber dieses Kondom hatte irgendwie einen Schalter bei ihr umgelegt. Rina hatte komplett die Kontrolle verloren und ihr war in diesem Augenblick auch völlig egal, welche Erklärungen er zu seiner Verteidigung vorbringen wollte.
Was hätte das auch gebracht?
Ausflüchte und Phantasiegeschichten würden sein Handeln auch nicht ungeschehen machen.
Also wieso hätte sie nur eine Sekunde länger zuhören sollen?

Janis versuchte ihr an diesem erschütternden Nachmittag vor Jahren auch irgendwelche abstrusen Erklärungen um die Ohren zuhauen. Als ob er ganz unschuldig gestolpert und sich nur rein zufällig nackt auf seiner besten Freundin wiedergefunden hätte. Er meinte damals, dass Rinas Naivität grenzenlos solche Dinge hinnehmen würde und sie nach ein bis zwei netten Worten wieder alles brav in sich hineinfressen könnte. Für einen kurzen Moment sah es auch wirklich so aus, als ob Janis es geschafft hätte sie mit seinen sanft verpackten Unwahrheiten einzulullen. Sie hing einfach so stark an diesem "Mister Perfect", hatte ihr ganzes Leben um diesen einen Menschen gebaut, dabei so einiges aufgegeben und eigentlich war für Rina immer klar gewesen, dass sie in spätestens 10 Jahren nen kleinen Laufstall voll Kinder großziehen würde. Wollte sie ihre ganzen Träume wegen eines kleinen Ausrutschers aufgeben? Glücklicherweise siegte irgendwann doch ihr gesunder Menschenverstand. Als Rina die letzten kriselnden Wochen genau für sich resümiert hatte, kam sie nur zu dem Schluss, dass Janis Begegnung mit Nadja im Schlafzimmer wohl nicht die Premiere gewesen sein konnte. Sie schwor sich noch an diesem Abend, dass sie es nie wieder so weit kommen lassen wollte und sollte sie doch nochmal so einem Betrug ausgesetzt werden, würde es kein Millisekunden Erbarmen von ihrer Seite geben.

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