Die schwere Stunde des endgültigen Abschiedsnehmen war in greifbare Nähe gerückt. Rina stand mit gesenktem Blick am Eingang vom Friedhof und wartete auf Jessy, die noch eine weiße Rose im anliegenden Blumenladen besorgen wollte.
Die ganze Nacht über hatte sie kein Auge zugemacht, weil eine panische Angst in ihr hochgestiegen war, die sie einfach nicht zur Ruhe kommen ließ.
Zwischen Gedanken an Marie waren auch unzählige Erinnerungen an die Beerdigung von ihrem Vater durch ihren Kopf gegeistert, die ihr jetzt noch die Luft zum atmen raubten.
Wieso musste Marie auch gerade auf dem selben Friedhof wie er ihre letzte Ruhe finden?
Es fiel ihr doch eh schon alles schwer genug und nur aus Pflichtgefühl hatte sie es überhaupt heute Morgen aus ihrem Bett geschafft.
Seit dem Tag, an dem sie ihren Vater zu Grabe getragen hatte, konnte man ihre Besuche auf der Hüls an einer Hand abzählen, da sie die schmerzlichen Erlebnisse jedesmal wellenartig übermannten und zurück zu seinem Begräbnis beförderten, sobald sie nur einen Fuß auf diesem Boden setzte. Rina sah noch genau vor sich, wie sie schluchzend vor dem düsteren Loch mit seinem Eichensarg stehen musste und sich am liebsten zu ihm gestürzt hätte. An diesem Tag war auch ein Stück von ihr im Erdreich für alle Zeiten begraben worden und gleich würde das Nächste folgen.Ein tristes Grau, das zu dieser Jahreszeit die Tage noch ungemütlicher machte, hatte sich über ganz Aachen gelegt und passte perfekt zu dem heutigen Anlass. Es fehlte eigentlich nur noch, dass ein gewaltiger Wolkenbruch den Himmel heimsuchen und die Straßen in reißende Flüsse verwandeln würde. Jede Einzelne, der abertausenden prasselnden Regentropfen, wäre eine der nicht vergossenen Tränen von Rina, die einfach nicht ihren Weg ins Freie finden wollten. Aber anscheinend schien so ein Gefallen nicht auf der heutigen To-do-Liste des "Wettergottes" zu stehen.
Auch wenn die dunklen Wolken nur zum Teil Rinas zerreißende Trauer widerspiegelten, blieb zumindest der strahlender Sonnenschein aus, der ihrer Stimmung komplett widersprochen hätte. In den letzten Wochen hatte sich die Sonne sowieso immer häufiger in ihr Winterquartier zurückgezogen, weswegen dies jetzt kein Hexenwerk darstellte und auch die Temperaturen waren deutlich gesunken. Sie bewegten sich aber immer noch über den Minusbereich, sodass man keinen allzu großen Kälteschock nach dem langen Spätsommer bekam. Dezemberwetter sah definitiv anders aus und selbst die leichten Windböen ließen die milde Luft nicht unangenehm abkühlen. Trotzdem fröstelte es Rina von innen heraus so stark, dass man meinen könnte, eine erneute Eiszeit wäre ausgebrochen. Schon die alleinige Vorstellung, dass sie gleich die kleine Kapelle betreten musste, wo Maries lebloser Körper in einer mit Blumen geschmückten Kiste liegen würde, ließ sie erschaudern und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als einfach vom Erdboden verschluckt zu werden.
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Endlich glücklich !?...
FanfictionRina reist voller Vorfreude alleine nach Köln, um ein Michael Patrick Kelly-Konzert zu besuchen. Aber es kommt ganz anders als sie gedacht hätte. Noch vor dem Konzert geschehen Dinge, die ihr Leben für immer verändern werden... Dies ist eine FanFikt...