*chastity_girl* getrennt

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"Tim, alles okay?", Stina blickte in das gedankenverlorene Gesicht ihres Freundes.
"Hmm?", er zuckte kurz zusammen:"Ach nichts! Alles okay!", liebevoll strich er ihr über den Arm.
Was sollte er nun tun?
Lukas davon erzählen? Nochmal das Gespräch mit Lexa suchen ? Nur wann ? Ihm liefen die Stunden davon, denn seine Zeit, bis zur Abreise lief ab. Bald musste er den Heimweg antreten. Auch wenn er ein flaues Gefühl im Bauch verspürte.

***
"Ich wünschte du könntest bleiben."Lexa seufzte, während Lukas seinen Koffer packte. Doch sie wusste, dass er andere Verpflichtungen hatte, als ein normaler Arbeitnehmer.
"Donnerstagabend komme ich wieder und dann gehen wir Essen, was hälst du davon?", fragte er, als er die letzten Reißverschlüsse des Koffers zuzog.
Es war Sonntagabend und Lukas' erster Termin, in München, begann am frühen Folgetag, weshalb er schon so zeitig los musste. Auch fuhr er selbst mit dem Auto. Er wollte das so. Konnte dabei Inspirationen und Ruhe schöpfen.
"Ähm, würde ich sehr gerne, Schatz, aber ich bin...:", sie verstummte. Was sollte sie denn auch sagen? 'aber ich bin Pleite und habe deswegen in die Kasse gegriffen?'
Sie schämte sich. Das bemerkte auch Lukas, der von ihr forderte, sich mit ihm gemeinsam auf das Bett zu setzen.
"Hör mal", er strich ihr durch die langen, glatten Haare:" Ich weiß, dass du Geldsorgen hast. Und scheinbar so große, die dich bewegen, deine Freundschaft mit Stina auf die probe zu stellen."
Noch in der Nacht als sie heimkamen, brach es aus Lexa aus und sie gestand ihm unter Tränen, was sie getan hatte, was Lukas auf der einen Seite erschrak und auf der anderen Seite mutig fand, indem sie sich ihm anvertraute.
"Aber warum bist du nicht zu mir gekommen?", vervollständigte er seine Frage.
"Weil ... ich wollte damit alleine klar kommen. Wie sieht das denn aus? Wir sind erst so kurz zusammen und ich frage dich nach Geld?"
"Ja und warum nicht? Ich bin dein Freund!"
"Richtig! Aber du bist auch ein Künstler. Kein erfolgloser! Ich möchte einfach nicht den Eindruck erwecken, dass ich mit dir zusammen bin, weil du Kohle hast!", mit einem Schmollmund schaute sie ihn an.
Lächelnd nahm er sie nun in den Arm:" Ach Schatz, das würde ich nicht von dir denken. Mach dir da mal keine Sorgen."
Er küsste ihre weichen Lippen und für diesen Moment fühlte sich plötzlich alles wieder so gut an.
"Um wieviel Geld reden wir hier?", fragte er, als er den Kuss löste.
"Ich mag darüber nicht reden", verweigerte sie die Auskunft.
"Shhhh! Wieviel?", fragte er nachhaltig.
"Mit dem was ich Stina geklaut habe und mein Dispo bin ich bei stolzen 500 Euro."
Lukas stand auf, ging an sein Notebook und forderte Lexas Bankdaten.
"Nein, das will ich nicht!", wehrte sie sich.
"Babe, ich muss gleich los, bitte, gib mir deine Daten. Ich möchte es so. Und ich möchte, das du dich wieder mit Stina verträgst. Okay?", sagte er mit den Rücken zu ihr gerichtet, da er am Notebook tippte, das auf dem gegenüberliegenden Schreibtisch stand.

***
"Ich bin jetzt schon ein Wrack ohne dich!", seufzte Lexa, als sie Lukas zur verabschiedung innig im Arm hielt. Er küsste ihre Stirn und berufte sich darauf, das es nur wenige Tage sein, bis sie sich endlich wieder sehen würden.
"Denk an mich ja? Und vielen dank für... das Geld!", flüsterte sie ihm ins Ohr, während ihre Finger seinen Nacken kraulten.
"Jede Sekunde und sehr gern", ein Abschiedskuss voller Liebe teilten sich beide, bis Lukas dann in seinen Wagen stieg. Die Szene erinnerte ein wenig an Dirty Dancing, als Jonny sich von seinem Baby trennte. Doch war das hier nicht Stinas Lieblingsfilm, sondern die Realität.

***

"Wie, du musst dich krank melden? Lexa hat auch schon angerufen und sich krank gemeldet! Was ist denn da los bei euch?." Benny massierte sich seine Schläfe.
Stina war am anderen Ende des Hörers recht irritiert. Scheinbar handelten beide wirklich nahezu gleich. Beide hatten sich, am Montagmorgen, unter vorwand ein Ärztliches Attest besorgt, weil sie jeweils keine große Lust auf die Andere hatte. Bei Lexa war es eher die Scham und das Schuldgefühl, als eher die Wut wie bei Stina.
"Ja", reagierte sie blitzschnell:" Krank ist halt krank, Benny ! Sorry, aber wir sind echt out of Order!"
Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, blickte sie zu Tim, der noch neben ihr lag. Er würde am Nachmittag zurück nach Bielefeld fahren.
"Ihr seid Out of Order?", mit hochgezogenen Augenbrauen starrte er auf Stina. Natürlich hatte er das Telefonat mitbekommen, saß er ja neben ihr.
"Lexa hat sich krankschreiben lassen", sie konnte sich ein lachen nicht unterdrücken.
"Manchmal habe ich das Gefühl, ihr beide seid nach der Geburt getrennt worden!", Kopfschüttelnd zog er seine Freundin an sich und drückte sie fest.
"Ist vielleicht gar nicht schlecht"
"Was meinst du?"
"Naja", antwortete Tim:" Vielleicht ergibt sich ja ein Gespräch zwischen euch. Vielleicht könnt ihr euch ja aussprechen."
Stina war nicht bereit dazu:" Ne, da habe ich im Augenblick kein Interesse!"

***
Gelangweilt saß Lexa am Nachmittag vorm TV und zappte durch das Program, als eine SMS aufploppte.

"Wo warst du? Wir waren verabredet?",

las sie. Die SMS kam von Kevin. Fuck ihn hatte sie komplett vergessen.
"Scheiße", murmelte sie und tippte ohne lang zu überlegen:

"tut mir schrecklich leid, mir kam was dazwischen. Kann ich mich morgen nochmal melden?"

Sie rechnete fest, dass Lukas seine Überweisung spätestens Dienstag früh auf ihren Konto eingegangen sein musste.

"Okay, Aber versetz mich nicht nochmal!"

bekam sie prompt die Antwort,
Lexa warf das Telefon auf das Sofa und fuhr sich durch das Gesicht. Was tat sie da nur schon wieder? Aber diese Bestellung musste sie bezahlen. Da kam sie nicht drum rum.
Und Lukas Geldsegen kam ihr da gerade gelegen.

***
Tim stand vor Lukas seiner Wohnung. Er hatte Stina nicht die tatsächliche Abfahrtszeit genannt, weil er vorher nochmal das Gespräch mit Lexa suchen wollte. Es war ihm ein bedürfnis.
Er klingelte zweimal und hoffte, dass Lexa daheim war.
Zögernd öffnete sie die Tür und blickte in Tims Gesicht:" Lukas ist schon weg", sagte sie und wand ihren Blick von ihm weg.
"Ich muss mit dir reden!", ohne auf eine weitere Reaktion zu warten trat er ein:" Lexa, ich weiß alles!" Scheinbar war Tim kein Mann der lange um den heißen Brei redete.
Er öffnete die Balkontür und zündete sich einen Joint an.
"Ich verstehe nicht!", sagte sie eingeschüchtert.
"Deine Drogenkarriere. Dein Autounfall.... Stina hat es mir alles erzählt!"
Mit großen Augen schaute sie zu Stinas Freund und vermutete das schlimmste.
"Keine Angst. Sie weiß nichts von deinem Rückfall! Aber du musst das in den griff bekommen. Sonst bist du schneller wieder da, wo du von weggekommen bist."
Er blickte eindringlich auf sie ein.
"Tim, ich bin okay und habe meinen Konsum im Griff. Das ist gar nicht vergleichbar zu früher! Ich war einfach nur knapp bei Kasse, hatte die Bestellung offen und dann kam eins zum anderen."
"Weil du das Zeug haben wolltest hast du Stina hintergangen. Ich verachte dich immer noch dafür. Entweder hat man das Geld zum Koksen oder man hat es nicht! Ich hoffe für dich, dass du dir noch selbst helfen kannst. Eigentlich mag ich dich unheimlich gerne, aber diese Geschichte hat dich in meiner Sympathieliste echt abrutschen lassen."
Er drückte den Joint aus und zusammen gingen sie auch schon wieder an die Tür, da Tim los musste. Abschließend sagte er nur noch zu ihr:" Krieg dich wieder in Griff. Wäre schade drum.
Aber eines sei dir gesagt, Lukas ziehst du da nicht mit in den Sumpf. Das werde weder ich, noch die restlichen Trailerparkjungs zulassen!"

Raus aus meiner KneipeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt