*90Nessa* Gefangen

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Sämtliche Farbe wich aus dem Gesicht der Brünetten Barkeeperin. „Wie? Sie ist nicht in der Bar?" stotterte sie, mehr als beängstigt. Stina war nicht der Typ Frau, der sich verkrümelte, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Lexa spürte, nein, sie wusste, dass da etwas schreckliches hinter stecken musste.
Basti schaute zu seiner Bekannten und legte ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
„Ich bin gleich da! Falls ich was höre melde ich mich" mit diesen Worten legte Lexa auf und blickte zu Basti.
„Da ist irgendwas passiert. Stina ist verschwunden!" Lexa sprang vom Sofa hoch und schnappte sich ihre Handtasche.
„Ich komm mit, du bist ja völlig durch den Wind" Basti stand neben ihr und zog sich seine Jacke über.
Als wäre es das natürlichste auf der Welt fuhr Lexa zuerst wieder zu Lukas' Wohnung. Erst als sie ihren weißen Quashquai parkte überlegte sie, ob das gerade eine gute Idee wäre, mit Basti hier aufzutauchen. Aber all dieses Dumme Imponiergehabe der Männer musste jetzt aussetzen, es gab wichtigeres als diesen blöden Streit der beiden um sie.
Zitternd schritt die Brünette Frau zur Haustür und klingelte zum zweiten Mal an diesem Abend bei Lukas.
„So schnell hätte ich dich nicht..." lächelnd öffnete er die Tür, aber mitten im Satz brach der Rapper ab, denn er sah wie besorgt Lexa aussah.
Seine Freundin erzählte ihm unter Tränen, was sie wusste und natürlich wollte auch Lukas sofort mit in die "Blue Lagoon". Die Atmosphäre in Lexas Wagen war weit unter dem Nullpunkt, aber die beiden Männer wussten, dass es jetzt gerade wichtiger war, ihre Freundin zu finden. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, saßen die beiden in Lexas Wagen. Basti, der eben noch auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, war in der Zeit, in der die Brünette zu Lukas' Wohnung gegangen war, auf den Rücksitz gewandert. Er war nicht sonderlich gut in solchen Situationen und wollte Lukas die Rolle der Starken Schulter zum anlehnen überlassen.

Zur gleichen Zeit versuchte Tim zum 100.sten mal seine Verlobte zu erreichen, aber es ging immer wieder nur die Mailbox ran.
Jedesmal wenn er die Stimme seiner Liebsten hörte, die sich entschuldigte, dass sie gerade nicht sprechen könnte, war es ein Gefühl als würde eine Stahlklinge an seinem Hals entlang fahren.
Kathi und Ronny kümmerten sich um die Gäste, während Gabby mit Tim und Steven in Stinas Büro saß. „Ich mach mal das Fenster auf, wir brauchen ein bisschen frische Luft" sagte sie Spanierin und öffnete das Fenster, das zum Hinterhof führte.
Als sich die Bürotür öffnete schauten alle Augen Hoffnungsvoll in diese Richtung.
Aber anstatt der erhofften Blondine, stand Lexa mit Lukas und Basti im Schlepptau im Raum.
„Hast du wirklich keine Ahnung, wo sie sein könnte? Lexa, du bist doch Stinas beste Freundin, fast wie eine Schwester" sage Tim mit einem hörbaren Kloß im Hals.
„Sie ist noch nie Abgehauen. Sowas macht Stina nicht! Da muss was passiert sein!" schluchzte Lexa und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
Basti schaute sie verunsichert an, er wollte zu ihr gehen und sie trösten. Aber wenn er das tuen würde, würde Lukas wieder durchdrehen und das konnten die Freunde gerade garnicht gebrauchen. Sie müssten jetzt alle einen klaren Kopf behalten um Stinchen wieder zu finden.
Diesen blöden Kosenamen, den Lukas immer für die Blonde benutzte fand der Berliner immer bescheuert, aber jetzt würde er sie gerne so nennen.
Denn die Blondine war einfach ein "Stinchen", sie war einfach so ein süßes und liebes Wesen, dass nie jemandem Leid zufügen könnte. Und jetzt war es mehr als wahrscheinlich, dass ihr jemand etwas angetan hatte.
Er atmete tief ein und stellte sich neben Tim, der unentwegt auf sein Handy starrte.
„Dicker, deiner Süßen geht es bestimmt gut, wir finden Sie" aufmunternd klopfte er seinem Kollegen auf die Schulter.
Wieder wählte der Bielefelder die Nummer seiner Vermissten Verlobten.
Alle starrten den Rapper an, denn sie hörten Stinas Klingelton, der durch das geöffnete Fenster schallte.
Wie von der Tarantel gestochen sprangen Tim und Lexa auf und rannten in den Hinterhof. Immer lauter hörten sie die, den Jungs nur allzu bekannten, Zeilen

Wir haben alle in der Schule geraucht
Und jetzt sieh uns an
Sie sagen, wir ham' uns die Zukunft verbaut
Und jetzt sieh uns an
Ihr könnt aus unser'n Fehlern hoffentlich lernen
Wir woll'n doch alle bloß 'n Job und dann sterben
Ihr könnt aus unser'n Fehlern hoffentlich lernen
Wir woll'n doch alle bloß 'n Job und dann sterben

Sie fanden Stinas Handy neben dem schwarzen Müllcontainer.
Tim hob das Telefon auf und umschloss es mit beiden Händen. Fest drückte er das Device an seine Brust. Er hatte das Gefühl, dieses kleine Teil wäre das einzige, was er von der Liebe seines Lebens noch hätte.
Der tätowierte Rapper konnte seine Gefühle nun nicht mehr zurück halten und brach in Tränen aus. „FUCK" brüllte er laut in die sternenklare Nacht und trat gegen den Container. Durch den Aufprall rollte die Tonne ein Stück nach hinten und was dort zum Vorschein kam, tötete sämtliche Hoffnung in ihm.
Langsam kniete Tim sich hin und griff den kleinen Ring, der eben noch an dem linken Ringfinger seiner Verlobten glitzerte.

Stina öffnete langsam die Augen. Es war dunkel und sie hatte höllische Kopfschmerzen. Die Blonde wollte an ihre Schläfe greifen, aber das funktionierte nicht. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie an einen Stuhl gefesselt war.
Panik machte sich in der sonst so lebensfrohen Frau breit.
Aus voller Kehle schrie sie um Hilfe, aber es war niemand da, der sie hätte hören können. Immer wieder schrie sie die Namen ihrer Freunde. Tränen liefen in großen Bächen aus ihren Augen.
Doch, jemand hörte sie und dieses Schreien und Winseln war wie Musik in seinen Ohren.
Jan stand mit einigem Abstand hinter seiner Ex Freundin und lehnte sich, süffisant grinsend an einen Betonpfeiler der stillgelegten Fabrik am Rande Berlins.
„Es wird dich niemand hören. Schrei Dir ruhig die Seele aus dem Leib. Hier wird dich niemand finden." flüsterte er und ging leise aus der kargen, kalten und finsteren Halle.

„Wo warst du denn die ganze Nacht?" fragte Maya Jan, als er am frühen Morgen ihre gemeinsame Wohnung betrat.
„Unterwegs" war seine knappe Antwort. Er wollte seiner Freundin nicht die Wahrheit sagen, denn er war sich sicher, er könnte ihr in dieser Hinsicht nicht vertrauen.
Lächelnd ging er ins Bett und träumte von der, sicher bald komplett zerstörten Stina. Es war einfach perfekt. Jan wusste, dass Stina das Alleine sein hasste und sie bestimmt vor Angst durchdrehen würde.

Raus aus meiner KneipeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt