*90Nessa* Familie

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Stina öffnete ihre Reisetasche und holte ein T-Shirt von Tim heraus. Sie hatte es heimlich eingesteckt, damit sie seinen Geruch, so lange wie möglich, bei sich hatte.
Noch immer zitterte sie wie Espenlaub.
„Schatz, bitte rede mit mir" Tims Stimme war sanft, aber sie hörte, dass ihr Liebster mit den Tränen rang.
„Ich hatte solche Angst, Tim" wimmerte die Blonde und schlang ihre Arme um das Shirt.
„Es tut mir so leid, ich hätte bei dir sein müssen. Dieser Wichser wird sich wünschen, nie in dein Leben getreten zu sein" Tim hörte sich plötzlich unglaublich wütend an. Im Hintergrund hörte Stina geschäftiges Treiben. Schranktüren wurden geöffnet und geschlossen und Tim lief wohl wie ein aufgescheuchtes Huhn durch sein Haus.
„Schatz, was machst du?" fragte Stina, als sie hörte wie Tim anscheinend auf Gustavos Schwanz getreten war und die Katze aufschrie.
„Ich packe ein paar Sachen zusammen. Ich komme sofort zu dir" Stinas Herz schlug schneller. Ja, Tim ist wohl der einzige, der sie aus dieser Lethargie herausholen konnte.
Sie hörte das klimpern eines Schlüssels und kurz darauf das zuschlagen einer Autotür.
„Tim. Du kannst doch bestimmt nicht mehr fahren" rief sie erschrocken. Sie wusste, dass Tim um diese Uhrzeit nie nüchtern war. Er hatte wahrscheinlich schon den ein oder anderen Joint geraucht und sich sicherlich auch schon andere Drogen geballert.
„Das ist mir scheiss egal, Babe. Wenn ich mit dem Zug fahre, dauert mir das zu lange. Ich will sofort zu dir. Nein, ich muss sofort zu dir." Stina hörte den Motor aufheulen.
„Tim, stop" schrie sie in das Telefon. Plötzlich öffnete sich ihre Zimmertür und Lexa schaute sie mit ungewöhnlich großen Augen an.
Lukas stand hinter seiner Freundin und sah mitleidig auf die verheulte Barkeeperin.
„Tim will mit dem Auto herkommen" sie hielt Lukas das Handy hin und er legte es an sein Ohr.
„Diggi, du bist doch bestimmt nicht mehr fahrtüchtig" sagte der große mit beruhigender Stimme.
Mit Stinas Handy in der Hand, drehte er sich um und ging auf den Balkon um in Ruhe mit seinem besten Kumpel zu sprechen.
„Lexa, wenn er selbst fährt und irgendwas passiert, ist das alles meine Schuld! Wieso dachte ich auch, es ist eine gute Idee nachts alleine Spazieren zu gehen?" heulend schmiss sich die Blonde auf ihr Bett.
„Es wird alles wieder gut, Süße. Lukas wird ihn bestimmt überzeugen können, mit dem Zug zu kommen." Lexa versuchte leise zu sprechen, aber sie merkte, wie sie immer hibbeliger wurde. Ihr Puls raste und ihre Hände fingen an zu zittern.
Aber das schlimmste war, dass sie gute Laune hatte. Sie wusste, dass dieses Gefühl gerade unpassend war, aber sie fühlte sich gut und voller Energie.
Lukas stand wieder im Zimmer.
„Tim kommt mit dem nächsten Zug, in ca 4 Stunden ist er da" sagte er und reichte Stina ihr Telefon.
„Möchtest du alleine sein? Oder kommst du zu uns ins Wohnzimmer?" Lexas Freund kam auf die beiden Frauen zu und kniete sich neben Stinas Bett.
Langsam legte er seine Hand ebenfalls auf ihren Rücken.
„Wir sind für dich da" sein Blick schweifte zu seiner Freundin. „Wir sind für euch da, immer" in seinen Augen schien die pure Güte und Lexa konnte nicht anders, als ihn freudestrahlend anzusehen.
Stina hob ihren Kopf und schaute zu Lukas. „Danke" hauchte sie und versuchte ebenfalls zu lächeln. Sie stand auf und ging ins Badezimmer, um sich einigermaßen Ansehnlich zu machen.
Im Wohnzimmer saßen nun ihre Freundin und 3/4 von Trailerpark.
„Wo ist denn der andere?" fragte sie und setzte sich neben Basti.
„Duff ist nach Hause gefahren. Er wusste, dass er hier gerade etwas fehl am Platze ist." sagte Steven.
Basti schaute zu seiner Rechten und wusste nicht, was er machen sollte. Aber diese Entscheidung nahm ihm Stina ab.
„Danke für alles, Basti" sagte sie leise und legte ihre Arme um den Lableboss.
„Wofür? Ich habe den Spasten ja nicht erwischt" man konnte sehen, dass es ihn wütend machte, dass Jan abgehauen war.
„Aber du warst zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre wenn ihr nicht da gewesen wärt" nun schaute Stina auch zu Steven und stand auf um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
„Ihr gehört zum Trailerpark. Nicht offiziell, aber ihr gehört zur Familie" Steven lächelte und streichelte über Stinas Arm.
„Wollen wir ein bisschen Musik hören?" fragte Lexa lauter als nötig. So langsam fiel Stina auf, dass sie sich komisch verhielt, seit sie in ihr Zimmer kam.
Lexa tänzelte zu ihrem Bluetooth Lautsprecher und schaltete ihn ein. Aus dem kleinen Gerät schallte natürlich Trailerpark. Deren Songs liefen, seit die Freaks in das Leben der Freundinnen getreten waren, zu 90% in der Chaos WG.

Lass mich doch Dicks sucken
Wo ist das Problem?
Ihr könnt auch mitmachen
Und lernen zu verstehen
Wenn niemand sich enthält
Dann wär' Frieden auf der Welt
Denn wenn niemand sich enthält
Dann wär' Frieden auf der Welt!

„Einen passenderen Song hättest du auch nicht finden können" sagte Stina verletzt zu ihrer lauthals mitsingenden Freundin.
Ohne ein weiteres Wort, stand sie auf und verschwand in ihrem Zimmer.

Raus aus meiner KneipeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt