*90Nessa* Allein

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Stina war alleine in der WG.
Sie vertrieb sich die Zeit an ihrem Handy. Ein bescheuertes YouTube Video nach dem anderen flimmerte über das kleine Display.
Es war ein komisches Gefühl, allein zu sein. Immer wieder bildete sie sich ein, Geräusche zu hören.
Als wäre Lexa in ihrem Zimmer, oder würde in der Küche ihren 10.ten Kaffee kochen. Aber da war niemand. Wahrscheinlich vermisste sie ihre beste Freundin einfach. Nein, Lexa war nicht mehr ihre beste Freundin, sie war eine dreckige Diebin. Zumindest versuchte Stina sich das immer wieder einzureden.
Kopfschüttelnd ging Stina in die Küche, sie hatte Hunger. Auch wenn es eigentlich schon viel zu spät dafür war, immerhin war es schon fast 22:00, schaltete sie den Ofen an und nahm sich eine Tiefkühlpizza aus dem Froster.
Während die Blondine darauf wartete, dass der Extrakäse, den sie sich immer auf die Pizza machte, verlaufen war, fiel ihr Blick auf die Pinnwand die über der Sitzgruppe hing.
Erst letzte Woche hatten sie ein Gruppenfoto von sich und ihren Freunden dort aufgehängt. Sie konnte sich genau an den Tag erinnern, die beiden Frauen waren einfach glücklich. Jetzt war da nur noch Wut, aber nicht auf die Jungs.
Dieses mulmige Gefühl der Trauer breitete sich wieder in Stina aus, also griff sie ihr Handy und rief Tim an.
„Hey Schatz. Es tut mir leid, aber gerade ist echt schlecht" flüsterte Tim und bevor Stina nach dem "Warum" fragen konnte hörte sie Antwort auch schon aus dem Hintergrund.
„Papa, kuscheln" rief eines seiner Kinder und Stina schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Er hatte doch erzählt, dass seine Kids bei ihm schlafen würden.
„Sorry, ich wollte dich nicht stören" auch Stina flüsterte, obwohl sie niemanden störte.
„Alles gut. Ich melde mich bei dir, wenn meine süßen Fledermäuse schlafen. Ok?" sagte Tim noch immer sehr leise.
„Natürlich, ich kann eh bestimmt nicht pennen." Stina wollte gerade auflegen, als sie hörte, dass Tim noch etwas sagen wollte.
„Stina? Ich liebe dich" der Klang seiner Stimme ließ Stina fast den Boden unter den Füßen verlieren.
„Ich liebe dich auch, Tim" hauchte Stina und lächelte.

***

Rufen Sie jetzt für ihren Favoriten an, die Nummer lautet..."

Gelangweilt lungerte Lexa auf Lukas Sofa und zappte durch das Fernsehprogramm.
Normalerweise würde sie jetzt mit Stina hier liegen und sich über die Kandidaten streiten. Nie konnten sie sich auf einen Favoriten einigen. Es war wie mit Lukas und Tim.
Als Lexa die beiden Männer sah, wusste sie sofort, dass sie die erhofften "richtigen" waren.
Die Brünette merkte, dass sich ihr Innerstes zusammenzog.
„Ich habe alles kaputt gemacht!" sprach sie zu sich selbst.
Irgendwann muss sie weinend auf dem Sofa eingeschlafen sein, denn als sie die Augen aufschlug, war es schon wieder hell.
Der Blick in den Spiegel erschreckte sie, geschminkt zu schlafen war noch nie eine gute Idee gewesen. Ihre verheulten und aufgequollenen Augen taten ihr übriges.
Nach einer ausgiebigen Dusche machte sie sich wieder frisch und checkte ihr OnlineBanking.
Ein jubeln kam aus ihrer Kehle, denn das Geld von Lukas war auf ihrem Konto. Er hatte ihr sogar noch 200€ mehr überwiesen.
Endlich wieder Schwarze Zahlen, das musste gefeiert werden.
Schnell tickerte sie Kevin, dass sie heute Zeit hätte ihre Bestellung abzuholen.
Kaum war sie von dem Drogendeal wieder in Lukas' Wohnung legte sie sich die erste Line auf seinem Wohnzimmertisch.
Aber bevor sie das Pulver inhalierte hielt sie inne.
„Lexa, du bist so dumm. Alles geht den Bach runter und du ziehst Dir hier alleine dieses Dreckszeug rein" genervt von sich selber lehnte sie sich auf dem Sofa zurück.
Sie spürte ihr Handy in der Hosentasche vibrieren.
"Los Proletos ruft an" war darauf zu lesen.
„Ich muss den Namen bald mal ändern" dachte Lexa grinsend und drückte auf den Grünen Hörer.
„Hi, Basti" trällerte die Braunhaarige Frau.
„Tach, du kleiner Junkie" lachte Basti.
„Ich hab grad mit Kev gesprochen. Scheinst ja wieder flüssig zu sein." der Labelboss schien sehr fröhlich zu sein.
„Und um mir für den Geldsegen zu gratulieren hast du jetzt angerufen, oder was?" Lexa war irritiert.
„Nicht ganz. Da unser Goldkehlchen ja zur Zeit nicht in Berlin ist und du bestimmt etwas Ablenkung gebrauchen kannst, wollte ich fragen, ob du heute Abend Bock hast vorbei zu kommen. Ich mach ne kleine Party mit andren Jungs, keine Sorge, keiner aus dem Trailerpark wird da sein. Wie wärs? Ne Party bei der du nicht aufpassen musst, wer dich beim schniefen sieht?"  Mit offenem Mund starrte sie auf ihr Telefon.
Hatte Sebastian Krug sie gerade zu einer seiner berühmten "Koks und Nutten" Partys eingeladen?
Lexa wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
Sie schaute auf die sauber gezogene Linie auf dem Tisch.
„Fuck it! Ich bin dabei! Soll ich noch was mitbringen?" sie freute sich darauf, die ganze Energie, die dieses Zeug in ihr erzeugte, gefahrlos auszuleben.

Raus aus meiner KneipeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt