*chastity_girl* Gewissenskonflikte

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"...Und wenn sie jetzt noch unter der unten eingeblendeten Nummer anrufen und zu mir ins Studio durchgestellt werden, dann gewinnen sie außerdem eine Reise nach New York für zwei Personen...."
Lexa löffelte in ihrer 5 Minuten Terrine und starrte auf das Vormittagsprogramm, welches über die Mattscheibe flimmerte. Als die Moderatorin den USA Trip weiter erläuterte, verschluckte sie sich.
Sie musste an Stina denken. Blitzartig fiel ihr wieder ein, dass sie doch genau für solch eine Reise sparte. Das Fertigessen landete auf dem Glastisch und Lexa lief in Stinas Zimmer.
Ehrfürchtig schritt sie zum Schrank und öffnete die Tür, nahm die Geldkassette, die im obersten Fach lag und stellte diese auf den Schreibtisch ab.
Mit klopfenden Herzen, drehte sie den Schlüssel um, der in dem kleinen Schloss steckte und öffnete die Aufbewahrungsmöglichkeit.
Hunderter-, Fünfziger-, Zwanziger-, Zehnerscheine und etwas Hartgeld erblickten ihre Augen. Sie biss sich schmerzhaft auf die Lippen, während sie das Geld zählte.
Insgesamt kam sie auf eine Summe von rund 740 Euro.
"Fuck, ich kann doch meine beste Freundin nicht beklauen!", redete sie sich selbst zu und legte die Kohle zurück und schloss das Behältnis wieder.
Die Braunhaarige blickte in den den Spiegel, der neben dem Schreibtisch hing. Musternd beäugte sie ihr Gesicht. Wie fertig sie aussah. Bei dem Arbeitspensum kein Wunder.
Zum Glück konnte sie Lukas gerade nicht sehen, dachte sie. Würde er doch sicher sofort auf Distanz gehen, bei diesem Anblick.
Sie fühlte sich müde und erschöpft. Und je länger sie sich anstarrte, um so mehr überkam ihr die panische Angst, Lukas genauso schnell verlieren zu können, wie sie sich gefunden hatten.
Lexa fällte für sich eine Entscheidung, wand ihren Blick vom Spiegel, griff abermals in Stinas Gelddose und griff sich nun 140 Euro heraus. Ohne weiter nachzudenken, steckte sie das Geld in die Hosentasche, schloss die Kassette wieder ab und stellte sie dorthin zurück, wo ihr platz war.

Im Wohnzimmer blickte sie auf die Scheine und fragte sich, ob sie da keinen Pakt mit dem Teufel einginge?Aber was sollte sie tun?
Sie balancierte momentan am Rande des Wahnsinns.
Die Bar, die Schicht, Lukas der beschäftigt war, Stina die bei Tim abschalten sollte und musste....
Beherzt zog sie ihr Handy vor und wählte Kevs Nummer.
"Ja Hallo?"
"Hallo! Wunderbares Wetter heute. 2 Bambinos spielen auf dem Spielplatz", sie fühlte sich so dumm, als sie diesen Satz sagte. Doch war "Bambino" ein Code für "Amphetamin" und die "2" hieß nichts anderes, als dass sie 2 Gramm bestellten wollte. Das passte genau mit der Summe der Diebesbeute.
"Ja, das ist ja schön.
Lass uns mal wieder treffen.
Wie wärs heute Abend Hasenheide gegen zehn ?"
Somit wusste Lexa nun, wo sie ihren Stoff abholen könnte.
"Check! Nice! See you there!"

***

Lexa fiel in einen traumlosen Schlaf als die Klingel sie weckte.
Völlig zermürbt stand sie vom Sofa auf und lief zu Tür. Wenn das wieder Jan sein sollte, dann gnade ihm Gott.
Doch es war nicht Jan.
Es war Lukas und überraschenderweise stand er schon direkt vor der Wohnungstür.
"Unten war offen, Hallo Cheré ", begrüßte er sie, als Lexa die Tür geöffnet hatte.
Ein zärtlicher, wenn auch kurzer Kuss, ließ Lexa wach werden.
"Was machst du hier? Ich dachte du hast so viel im Studio zu tun?" Fragte sie freudig überrascht.
"Ich hab mir ne Pause genommen. Ich war in Gedanken die ganze Zeit bei dir und konnte nichts produktives auf die Beine stellen."
Wie süß er war. Lexas Herz fuhr Achterbahn, doch würde das heißen, ihr Freund bliebe jetzt?
Sie schaute auf die Uhr. In wenigen Minuten war es halb Neun.  Sie musste bald los. Wie sollte sie das nur Lukas erklären?
"Ich hab dich auch vermisst.", Alexa merkte, wie er sie musterte:" Sorry", sagte sie:" Ich bin komplett durch. Seitdem Kathi auch ausgefallen ist und ich mit Ronny alleine bin, mache ich ausser schlafen nicht mehr viel in der Freizeit." Sie wirkte matt und gerädert auf Lukas. Mitfühlend nahm er sie fest in den Arm:" Na dann leg dich mal hin, ich koche uns was feines und bleibe bei dir wenn du willst!" Der Rapper schaute auf das Fertiggericht, welches noch immer auf dem Tisch stand:" Isst du überhaupt noch was Richtiges ? Habe das Gefühl du wirst immer schmaler, süße!", sagte er besorgt.
Ohweh, merkte Lukas eventuell etwas? Hatte er eine Vorahnung? Und wie sollte sie jetzt zur Hasenheide kommen, wenn er da war? Sie brauchte eine Lösung.
"Mach dir keine Sorgen, mein Schatz!", sagte sie und blickte mit ihren blauen Augen in sein Gesicht:" Es ist alles gut! Wirklich!"
Lukas nickte zufrieden und widmete sich nun an den Essenswünschen.

"Du was hälst du davon, wenn ich uns etwas Besorge?" Fragte Lexa, die somit versuchte aus der WG zu entkommen.
Lukas schüttelte den Kopf:" Nene, wie ich schon sagte, du musst mal ein bisschen entspannen!"
Sanft stieß er sie auf das Sofa:" Leg dich hin, Süße und ruh dich aus."
Wortlos kam sie seiner Aufforderung nach. Ihr Hirn marterte wie sie pünktlich aus ihrer eigenen Wohnung entfliehen konnte.
Es war paradox - sie wünschte sich nichts mehr, als Lukas bei sich zu haben und jetzt gerade war er da und es war ihr auch nicht recht. Wie weit würde diese synthetische Droge Lexa noch führen?
"Euer Kühlschrank war auch mal voller", Lukas kratzte sich am Nacken und blickte in eine gähnende leere.
"Das ist eigentlich Stinas Aufgabe.
Ich habe es nicht geschafft einkaufen zu gehen.", antwortete es aus dem Wohnzimmer.
"Ich glaub ich geh nochmal los. Fahre kurz Heim, plünder meinen Kühlschrank und komme dann wieder her."
Lexa nickte, Das würde ihr Zeit geben, den Deal schnell über den Wickel zu bekommen. Vorausgesetzt Kevs Kurier war pünktlich:" Okay Schatz. Das ist so lieb von dir! "
Er lächelte sie an:" Nur für dich!", nickte er ihr zu und küsste ihre Nasenspitze.
Sie fühlte sich so gut, auch wenn es ihr psychisch wirklich katastrophal erging.
Lukas machte ihr  das Leben nicht nur schöner, bunter und heller, nein, er füllte es mit seiner Liebe und machte es somit erträglicher!

***

Neukölln, Hasenheide.
Die Dunkelheit war bereits heran gebrochen, als der Kurier an die Bank zugelaufen kam, auf der Lexa rauchend auf der Rückenlehne saß und abaschte,
"Mahlzeit. Zwei Bambinos?", fragte der kleine Kerl asiatische Herkunft,
"Ah si!" grinste Lexa. Das Tauschgeschäft war schnell abgeschlossen. 2 Gramm feinstes Amphetamin gegen 140 Euro geklautes Geld aus Stinas Reise Kasse.
Lexa schluckte, aber nun konnte sie es eh nicht mehr Rückgängig machen. Schnell steckte sie den Drogenbeutel in ihre Innenseiten der Jackentasche und joggte die paar Meter zurück zu ihrem SUV.

***

Als Lukas wieder klingelte, war Lexa gerade einmal soweit gekommen, dass sie den Stoff versteckt hatte,
ihre Schuhe ausgezogen waren
und sie die Autoschlüssel dort weggepackt hatte, wo sie hingehörten.

Bewaffnet mit schweren Tüten, stampfte Lukas die Altbautreppen hoch:" Ich war doch noch einkaufen. Da war ein Laden der hatte bis elf auf. Das war jetzt näher  als ganz nach hause zu fahren."
"Krass", entrin es nur aus Lexaś müden Stimme:"Und du",
er küsste ihre Stirn:"Gehst jetzt ab ins Bett oder auf die Couch!"

Raus aus meiner KneipeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt