*90Nessa* Gedanken

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„Hey, Babe" hallte Tims Stimme ziemlich gequält aus Stinas Handy.
Die beiden hatten schon seit fast zwei Wochen nicht mehr via FaceTime telefoniert und jetzt sah Stina warum.
Tims Augen waren blutunterlaufen, seine Haare ungewaschen und standen in sämtliche Richtungen ab.
„Schatz, gehts dir gut?" fragte Stina, als sie das zerstörte Abbild ihres Timis im Display sah.
„Was soll schon sein? Meine Kinder sind in München, meine Verlobte in Berlin, mein bester Freund betrügt seine Freundin und wollte dir eine reinhauen. Alles Paletti bei Timäh" war seine mehr als Sarkastische Antwort darauf.
Im Hintergrund hörte Stina Stimmen und konnte sich denken, warum Tims Pupillen riesig waren und das weiß seiner Augen eher die Farbe von ihrer Bordeauxroten Lieblingsbettwäsche hatte.
„Wieviel hast du dir heute schon geballert?
Tim, ich dachte, du wolltest kürzer treten mit dem ganzen Mist!" Stina ließ sich stöhnend auf ihr Bett fallen.
„Babe, es ist alles gut. Ich nehm den scheiss schon so lange, ich weiß, wieviel ich vertrage." versuchte er sein gegenüber zu beruhigen.
„Aber weißt du, ich halte diese ganze Scheiße im Moment anders nicht aus. Alles geht den Bach runter. Mein Haus ist so leer, jetzt wo ich weiß, dass ich nicht jederzeit einfach meine Kids abholen kann und mit ihnen Zeit verbringen kann.
Du bist nicht da und das alles fickt meinen Verstand, Babe!" Tims Augen wurden feucht und kleine Tränen rannen an seinen Wangen herab.
Dieser Anblick brach Stina das Herz. Tim war immer fröhlich wenn sie zusammen waren oder telefonierten, immer stark.
Er hielt ihr immer den Rücken frei und war für alle da. Ihn jetzt so fertig zu sehen, das Fickte ihren Kopf.
Sie wusste, dass jetzt der passende Zeitpunkt gekommen war, ihm die Frage zu stellen, die ihr unter den Nägeln brannte.
„Tim, pass auf. Du wirst jetzt erstmal wieder klar im Kopf und dann packst du deine Sachen und kommst her.
In Bielefeld hält dich doch nichts mehr und wenn wir wirklich heiraten, dann möchte ich auch mit dir zusammen wohnen und das nicht nur ein paar Tage im Monat, sondern für immer." unter Tränen sagte Stina diese Worte und sah, dass Tim ein wenig lächelte.
„Fragst du mich, ob wir zusammenziehen? Also so richtig?" sagte er und wischte sich mit der tätowierten Hand die letzten Tränen aus dem Gesicht.
„Klar! Tim Weitkamp, möchtest du ganz bei mir einziehen?" nun lachte auch Stina.
„Ja, ich will!" Tim grinste und setzte seinen Satz fort.
„Aber nicht für immer in eurer WG. Fürs erste reichen diese Chaotischen vier Wände, aber sobald du Stina Weitkamp bist, suchen wir uns was eigenes."

Im Zimmer nebenan lag auch Lexa gerade auf ihrem Bett.
Sie dachte über das kleine, verruchte Intermezzo mit Basti nach und grinste.
Ihr Blick wanderte an die Tür und sie durchfuhr ein wohliger Schauer und eine Gänsehaut breitete sich an ihrem Körper aus.
Sie wusste, dass sie Basti nicht liebte, aber das was die beiden getan hatten war gut. Es hatte sie auf andere Gedanken gebracht und ließ sie Lukas für einen Moment vergessen.
Sie stand auf und wollte ins Bad gehen, als sie aus Stinas Zimmer laute Musik vernahm.
„Na, wenigstens eine von uns hat gute Laune" dachte sie und öffnete langsam die Tür zum Schlafzimmer ihrer besten Freundin.

I used to think maybe you loved me now baby I'm sure
And I just can't wait till the day when you knock on my door
Now every time I go for the mailbox, gotta hold myself down
'Cause I just can't wait 'til you write me you're coming around
I'm walking on sunshine (Wow!)
I'm walking on sunshine (Wow!)
I'm walking on sunshine (Wow!)
And don't it feel good
Hey, alright now
And don't it feel good, hey

Stina tanzte wild auf ihrem Bett und sang laut mit Katharina and the Waves mit.
Grinsend schaute Lexa ihr zu. Als die Blonde sie wahrnahm erstarrte sie in der Bewegung und schaute entschuldigend zur Tür.
„Na? Hat Tim gesagt, er zieht hier ein?" lachte Lexa, die natürlich von Stinas Plänen mit dem Bielefelder wusste.
Kurz überlegte sie, von ihrer heißen Nacht mit Basti zu erzählen. Aber sie wusste, dass Stina nicht begeistert gewesen wäre, also behielt sie dieses Pikante Geheimnis für sich. Vielleicht machte dies das ganze ja noch aufregender.

***
„Fuck" dachte Basti, als er wach in seinem Batt lag. Auch er dachte an Lexa und diese unglaubliche Nacht mit ihr.
Klar, er war ein BadBoy und normalerweise interessierte es ihn reichlich wenig, ob die Frauen mit denen er etwas hatte, in einer Beziehung waren, oder nicht.
Aber dies hier war anders. Die Frau mit der er geschlafen hatte, war nicht mit irgendwem in einer Beziehung, sondern mit seinem Kumpel, seinem Arbeitskollegen, seinem Goldkehlchen.
Oder waren die beiden nicht mehr zusammen?
„Ach, drauf geschissen. Lukas hat die kleine zuerst betrogen. Wir haben nur gleiches mit gleichem vergolten." redete er sich selber ein.
Er griff auf seinen Nachttisch und nahm sein Handy in die Hand.
Mit zwiespältigen Gefühlen suchte er Lexas Nummer aus seinen Kontakten.
Er wollte sie anrufen und in Erfahrung bringen, was die schöne Tänzerin von dem allen hielt. Auch wenn er sich nicht allzu viele Hoffnungen auf eine Wiederholung machte, wollte er die Freundschaft nicht an diesem Ausrutscher zerbrechen lassen.

Raus aus meiner KneipeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt