*90Nessa*Flaschendrehen

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Stina öffnete langsam ihre Augen. Der kurze Blick auf den Radiowecker zeigte ihr, dass es bereits halb zehn war.
Die Blonde drehte ihren Kopf und konnte sich ein glückliches Lächeln nicht verkneifen. Tim lag neben ihr, seinen Arm auf ihrem Bauch und er schien noch im Tiefschlaf zu sein. Vorsichtig hob Stina Tims Arm an und glitt aus dem Bett.
Sie zog sich ein längeres T-Shirt an, dass gerade so ihren Hintern bedeckte und schlich aus ihrem Schlafzimmer in die Küche.
Als sie sich gerade ihren Kaffee kochte, spürte sie zwei Arme, die sich von hinten um ihre Taille schmiegten.
„Guten morgen" raunte Tim ihr ins Ohr und wieder stellten sich die Haare in ihrem Nacken auf.
Würde dieses Gefühl je abebben? Sie hoffte, dass die Antwort auf diese Frage nein lauten würde.
Nachdem sie ihrem Freund ebenfalls einen Kaffee gekocht hatte, setzten sich beide auf den Balkon.
Kurze Zeit später stießen auch Lexa und Lukas gut gelaunt zu den beiden.
„Was steht denn heute noch so an" fragte Lukas, nachdem er einen großen Schluck von seinem Tee getrunken hatte.
„Um 18:00 haben wir zwei Schicht Beginn" jammerte Lexa und stöhnte genervt.
Aber zum Glück hat Basti mir ja was besorgt. Mit einer kleinen Line wird der Abend wahrscheinlich viel angenehmer" dachte sich Lexa und hätte sich, alleine für diesen Gedanken, am liebsten vom Balkon gestürzt. Immer mehr spürte sie, dass sie in alte Verhaltensmuster fiel.
Sie bekam Angst.
Angst um ihre Beziehung zu Lukas und vielleicht noch mehr vor Stinas Reaktion.
Mit einem Kopfschütteln vertrieb sie diese Gedanken. Sie würde sich einfach zusammenreißen.
Die Jungs verabschiedeten sich, aber versprachen, abends nochmal in der Bar vorbeizuschauen.

***

„Hier ist ja heute Totentanz" gähnte Stina. Bei den paar Gästen hätte eine von ihnen zu Hause bleiben können. Am liebsten sie. Wie gerne hätte sie den ganzen Tag mit Tim verbracht. Bei dem Gedanken daran, dass er in zwei Wochen wieder in Bielefeld sein würde, zog sich ihr Innerstes zusammen.

Die Tür öffnete sich und Stinas schlechte Laune war von jetzt auf gleich wie weggeblasen.
Nicht nur Lukas und Tim kamen gut gelaunt und lachend auf die Theke zu, sondern auch Basti und Steven.
Lexa lief einmal um den Tresen und viel ihrem Liebsten Reptil um den Hals.
„So war das bei mir früher auch" stöhnte Steven und setzte sich an ihren Stammtisch.
„Hey, süße" sagte Tim mit einem umwerfenden Lächeln zu Stina, die es sich auch nicht nehmen ließ ihren Freund gebührend zu begrüßen.
Die beliebte Umarmungsrunde begann und die Jungs bestellten ihre Drinks.
„Was ist das denn?" lachte Basti und hielt ein kleines Wappen hoch, das auf dem Tisch stand.
„Reserviert für die falsche Band. Trailerpark Stammtisch" las Steven vor.
„Ihr seid so bescheuert" stellte Lukas grinsend fest, denn er konnte sich denken, dass das auf dem Mist der Freundinnen gewachsen sein musste.

***

Der Abend war früh zu ende. Schon um 23:00 verließen die letzten Gäste die Lagoon. Nur die vier Rapper saßen noch immer an ihrem Tisch und diskutierten über irgendwas wegen einer Tour oder Festivalauftritten.
Unbemerkt koppelte Lexa ihr Handy mit der Anlage und eine Melodie erklang, die nur die beiden Frauen kannten.
Vor einiger Zeit hatte Stina mal einen Produzenten gedatet, der diese Tonspur für die beiden gezaubert hatte.
„Nicht dein Ernst?" lachte Stina, aber Ihre Freundin nickte nur und fing an zu singen.

Manchen Eltern wär' es lieber
Wir schrieben keine Lieder über
Samstagabend ballern, aber, huch, es passiert schon wieder
Keiner hier ist ein Verlierer
Die ganze Bar voll zweiter Sieger
Die Wolken bleiben grau und nur die Augenränder werden lila

Die Männer verstummten und schauten zur Bar, auf der Lexa und Stina eine Show darboten.
Beide Mädels sangen nun zusammen.

Du bist, was du isst, ich bin, was ich trink'
Bring's, kipp' die Drinks mit links, bis ich versink'
Tausend Flamingos und der Himmel ist pink

Wir treiben ab, wir kommen an
Irgendwie, irgendwo, irgendwann
Wie kleine Fische, die der Nacht durch die Maschen gehen
Wir ertrinken an der Bar, bis sich die Flaschen drehen

Wir stürzen ab, wir schreiben an
Doch irgendwie, irgendwo, irgendwann
Heißt es Zeche zahlen, Asche in den Taschen zählen
Wir ertrinken an der Bar, bis sich die Flaschen drehen

Stina sprang von der Theke und steuerte auf die Jungs zu. Sie tänzelte lasziv um den Tisch herum und die Männer fächerten sich theatralisch Luft zu um ihr zu zeigen, wie heiss ihnen gerade wurde.

Schau ins Glas und schau noch tiefer
Wenn du durstig bist, wirst du zur Diva
Der Tresen wird zum Beichtstuhl, irgendwann kniet jeder nieder
Wunden brauchen Salz, mein Lieber
Und Zitrone und Tequila
Wir geben keinen Fick mehr wie die Jungfrau Maria

Sang nun Tims Freundin ihren Part.
Lexa war inzwischen auch am Tisch angekommen und die beiden Girls drehten komplett ab. Sie tanzten wie bei ihren Shows an den Trailerpark Events. Nur die Jägermeistershots fehlten.
Dafür bekamen Tim und Lukas aber richtige Küsse, die die anderen Männer nur neidisch blicken ließen.
Nachdem die letzten Töne verklungen waren, sahen die Rapper die Frauen an.
„Wow, was könnt ihr zwei eigentlich nicht?" fragte Basti und wenn man genau hinsah, konnte man die Dollarzeichen in seinen Augen sehen.
„Vergiss es Krug. Das machen wir nur aus Spaß" lachte Lexa, die auf Lukas Schoß Platz genommen hatte.
„Genau, wir machen das nur für uns. Vielleicht auch mal für euch, wenn ihr brav seid" grinste Stina die hinter ihrem Tim stand und ihre Arme über seine Schultern gelegt hatte.

Raus aus meiner KneipeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt