19 - Vincents Probleme

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"Das waren drei Antworten - jetzt bist du dran: Zuerst erklärst du mir das von eben."

"Okay, ähm... leider bin ich nicht so gut darin, sowas in Worte zu fassen... Da ist immer so ein Typ, der versucht, mich Dinge tun zu lassen, die... nicht meinem normalen Verhaltensmuster entsprechen," sagt er zögerlich und kingt dabei ganzschön niedergeschlagen... Ist er etwa auf sowas eingegangen?
"Das macht mich auf Dauer ganzschön fertig. Er kommt mit ständig neuen schrecklichen Ideen an und das schlimmste ist, dass ich mache sogar verlockend finde. Er ist wie ein böser Dämon, der versucht, mich in die Dunkelheit zu ziehen," fährt er fort. Ganzschön ästhetisch ausgedrückt - vor allem für dich, Vince.
"Letztens hat er kurz Besitz von mir ergriffen. Das hat mir echt Schiss gemacht." Den letzten Satz flüstert er beinahe. Wow, wer hätte das gedacht...als gefühlsduselig hätte ich ihn echt nicht eingestuft.

"Du sagtest vorhin, du könntest dafür sorgen, dass er abhaut - wie machst du das?"

"Dadurch, dass er kurz in meinem Körper war, hatte ich Zugriff zu seinem Gedanken. Es hat sich eine kleine Schwachstelle gezeigt: Erinnerungen. Solange ich an ein vergangenes Ereignis denke kann er nicht von mir Besitz ergreifen und ist sogar gezwungen, sich von mir zu entfernen, bis er außer Reichweite meiner Erinnerung ist." Er unterbricht sich, fügt aber kurz danach an: "Kingt ganz schön wirr, oder?"

Statt zu antworten frage ich: "Du willst mir nicht sagen, wozu er dich gebracht hat, oder?"

Ein geflüstertes "Nein" kommt gequält aus seinem Mund. Oh man, was hat er nur getan??? - Und mist, was mache ich jetzt? Was kann ich denn fragen, bitte?

"Dritte Frage? Oder forderst du zwei Antworten für die ausgelassene eben?", fragt er jetzt wieder freundlich und lächelt mich liebenswürdig an. Oh man, wenn selbst ich sehe, wie aufgesetzt das ist...

Ich schlüttle den Kopf und richte mich etwas auf, indem ich mich auf meine Unterarme stütze. "Hör auf. Das ist doch lächerlich, was wir hier machen. Das habe ich nur benutzt, um dich zum reden zu bekommen. Lass uns ab jetzt offen miteinander sein. Bitte."

Seine Antwort besteht aus einem zustimmenden Schnauben und einem Nicken, aber auch der erneuten Frage nach der "Künstlerin des Engels".

"Du hast deine Geheimnisse, ich meine," scheint eine akzeptable Antwort zu sein, denn als ich das sage nickt er bekräftigend.

"Er...Was hat er dir gezeigt?", fragt Vince neugierig, aber dennoch im Versuch, nicht aufdringlich zu wirken.

"Wie kommst du darauf, dass er das getan hat?"
Natürlich hat er das, aber woher sollte Vince das wissen? Ist das etwa normal? Ich zumindest habe nichts dergleichen angedeutet... oder?

"Das mit dem Riegel, das war ich. Du sahst an dem Tag so elend aus. Zeitlich passt es...und...naja, ich wollte eigentlich nur sagen: Falls du darüber reden willst, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Außerdem will ich, dass du weißt, dass du mir vertrauen kannst."

Also soll das hier ein Vertrauenstest werden?? Obwohl...nein, bestimmt nicht. Dafür guckt er zu ernst, zu selbstsicher und insgesamt zu ehrlich.
Woher nimmt er nur dieses ganze Selbstbewusstsein?
"Nur eine alte Erinnerung," flüstere ich beinahe, da sich bei dem Gedanken alles in mir zusammenzieht. Kurz darauf erkenne ich jedoch meinen Fehler, sodass ich ergänze, dass ich wohl von ihr geträumt hatte. Kurama trifft keine Schuld. Aus irgendeinem Grund will ich verhindern, dass Vince so über ihn denkt.

. . .

"Und...was jetzt?", fragt er mich nach einer langen Redepause zögerlich und scheinbar sogar peinlich berührt.

"Wo wohnst du?"

Seine Augen verengen sich kurz zu Schlitzen, als würde er überlegen, ob er mir vertrauen könnte. Irgendwie dämlich. Zumindest nachdem er mir gerade etwas erzählt hat, das wahrscheinlich - genau wie bei mir - niemand sonst weiß. Da braucht er sich jetzt nicht so anstellen. Außerdem; sagte er im Unterricht nicht noch, sein hiesiges s Elternhaus sei schon bezugsbereit gewesen? Was ist also so schlimm daran, wenn er mir jetzt sagt, wo es ist?

"Vorhin habe ich doch gesagt das Haus hier wäre schon fertig... nunja, es ist fertig gewesen." Diese unfertige Aussage lässt mich die Stirn runzeln. Als er das bemerkt schiebt er schnell und so nebensächlich wie möglich hinterher, es sei nun ein LKW-förmiges Loch in der Hauswand.

Mein ungläubiges "Was?!" dürfte auch der Busfahrer an der Haltestelle verstanden haben.

Moment. 'Der Busfahrer an der Haltestelle'?
Scheiße, der Bus ist da! Wie konnten wir den nicht hören?!

"Vince, wolltest du nicht den Bus nehmen?!", krakehle ich heiser, was mir aber nur ein Lächeln einbringt, worauf er sich weiter ins Gras drückt. Ist es schlimm, wenn ich ihn jetzt schlage? Rede, du Vollidiot!

"Wohin denn?", fragt er dann ohne mit der Wimper zu zucken. Oh man, der scheint das tatsächlich ernst zu meinen.

Das Geheimnis der drei BücherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt