Vor mir sitzt ein erbost dreinschauender Vincent, der Kurama scheinbar lieber töten würde, als auch nur eine Sekunde länger die gleiche Luft zu atmen, wie er. Kurz bin ich so verwirrt, dass ich gar nicht mitbekomme, dass unter mir auf einmal kein Gras mehr ist. Als es mir dennoch auffällt quieke ich fast laut auf, denn jetzt sitze ich stocksteif auf Kuramas Schoß. Jeder meiner Muskeln ist angespannt und ich kämpfe gerade so noch meine Angst vor Berührungen runter. Es ist nur Kurama! Alles gut!, rede ich mir wieder und wieder ein. Leider hilft das wenig, was wohl auch der Grund dafür ist, dass Kurama mich ruckartig loslässt und schnell aufsteht. Dabei plumpse ich geschockt auf den Boden und bin nicht fähig, irgendwie darauf zu reagieren.
Vincent scheint währenddessen ebenfalls aufgestanden zu sein, denn nun steht er angriffslustig in vielleicht zwei Meter Entfernung und macht einen wütenden Schritt in unsere Richtung. An seinem Knurren wenig menschliches, als er Kurama aus zusammengebissenen Zähnen befiehlt, sofort von mir weg zu gehen. Boah! Was stellt der sich denn auf einnal bitte so an?
"Gar nichts tue ich," antwortet Kurama kalt, was mich zusammenfahren lässt.
Kuma? Klingt doof, oder?, Kommt es mir in den Kopf. Wenn diese Typen ihn Kura nennen, mache ich das definitiv nicht.
"Damit hast du verdammt Recht," lächelt Kurama. "Aber ganz ehrlich - Kuma klingt tatsächlich doof." Sein linker Mundwinkel zieht sich noch ein Stück höher und ich frage mich, wie um alles in der Welt er so gelassen bleiben kann.
"Pass auf, sonst nenn ich dich noch Kumba," raune ich angespannt, wobei er rein gar nicht zu bemerken scheint, dass ich wütend bin. Was liest der Typ einfach meine Gedanken? Er sollte sich besser auf Vince konzentrieren, sonst ist er gleich Hackfleisch!
Dieser sieht unsere Kommunikation abschätzig mit an und wirkt wieder ganz wie der, den ich vorm Kunstsaal getroffen habe. Nur halt in Version mach-KO-was-du-kannst. In dem Moment, in dem ich meine Gedanken zuende führe, macht Vince zwei schnelle Schritte auf uns zu und stellt sich schlussendlich in Richtung Kumba zwischen uns. Ich kann Kurama schon beinahe 'Nenn mich nicht so!' schimpfen hören, als Vincent ihm zuvor kommt: "Du weißt schon, dass ich jedes Wort verstanden habe, oder Kurama," spuckt er ihm bedrohlich entgegen. Langsam aber sicher bekomme ich Muffensausen. Was ist mit ihm? Hast du eine Idee, Kumba? Ich zucke merklich zusammen, als ich auf einmal seine Stimme in meinem Kopf höre. Also in meinem Traumwelt-Kopf. Wie ein starker Tinitus klingelt sie in dröhnend meinem Kopf, sodass ich mir beinahe die Ohren zu gehalten hätte. Dumme Kuh, das bringt doch nichts, rufe ich much zur Vernunft und denke zur Antwort: Zu laut! Aua! Ich habe kein Wort verstanden!
Er scheint mich zu ignorieren, denn darauf bekomme ich keine Antwort.Doch, doch, höre ich es schließlich leise. Ich hab's nur erst so leise, wie möglich probiert. Ich kenne ihn nicht so gut, was denkst du?, fragt er beinahe in Zimmerlautstärke. Wow, wie bekommt er das nur so genau hin? Ist ja schick.
"Hast du mich gehört?" Hä? Das ist doch nicht Kumbas Stimme... "Caro, der Typ verarscht dich! Er hat's auf dich abgesehen!" Vincent. Verflucht, das ist schwieriger, als ich dachte.
Ich runzle die Stirn. "Wie meinst du das?"
Vincent dreht den Kopf ein wenig nach links ind sieht mich aus dem Augenwinkel an. "Ich hab ihn vorhin mit seinen Kumpels gehört, wie sie sich angesprochen haben, was sie mit dir machen wollen. Sie sagten, Kura solle ihnen nur lange genug Zeit lassen, dann könne er dich retten kommen." Ungläubig starre ich seinen Rücken an. Sollte ich mit meinem Verdacht tatsächlich so richtig gelegen haben? Nein, ich habe mich für Vertrauen entschieden und das hatte einen Grund. Nur, kam der von mir oder von ihm? Nein. Das Thema ist gegessen. Erstmal muss ich rausfinden, woher Vincent das wissen will.
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Das Geheimnis der drei Bücher
RandomDrei Bücher, sieben Geheimnisse, Gedankenleserei und zu viele Wesen, die eigentlich nicht existieren sollten - und sie mittendrin: Carolin, ein eigentlich unauffälliges Mädchen, vermeidet näheren Kontakt mit den meisten anderen Schülern und versucht...