41 - Ferien

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Mittlerweile sind schon zwei Wochen der Sommerferien um und Kurama hat sich noch immer nicht blicken lassen. Genausowenig hat Vince endlich seine Eltern angerufen und langsam geht mit die Heimlichtuerei echt auf die Nerven! Obendrein ist uns wohl beiden klar, dass seine Eltern zu Anfang der Ferien kommen wollten, der ja nunmal schon vor zwei Wochen war.
Auch Mama lässt sich kaum noch blicken, hat jetzt wohl einen Teilzeitfreund oder sowas - zumindest nichts festes, ihr zufolge. Ob er das auch weiß bleibt fraglich. Im Moment artet meine Wohnsituation in einer Art WG aus, denn Serafina und Vincent haben seither nicht einmal bei sich Zuhause geschlafen, obwohl Seras Eltern Zuhause sind und die Wand von Vincents Elternhaus seit neun Tagen wiederhergestellt ist. Der Einzige Unterschied zur WG ist die Arbeitsteilung. Die liegt hier einzig bei der Gastgeberin. Während also ich tagtäglich die Hausarbeit erledige ist den beiden langweilig wie noch nie. Nichts kann man ihnen recht machen, aber hinterher tragen muss man ihnen trotzdem alles. Vielleicht sehe ich das auch zu eng und sie genießen einfach die freie Zeit, indem sie faulenzen, aber aufregen tut es mich dennoch.

Doch an diesem Freitag geschieht etwas unerwartetes: Ich treffe auf Frau Hinzberg und werde sofort in ihr Auto gezerrt. Kurz bekomme ich eine Panikattacke und will schon fliehen, als sie sich zu mir auf die Rückbank setzt. Zögerlich verschließe ich die Tür, die ich zuvor hektisch zur Flucht geöffnet hatte, wieder und sehe meiner Lehrerin verwirrt entgegen.

Sie scheint meine Unsicherheit zu bemerken, denn sie entschuldigt sich sofort für den "groben Umgang" und kommt vergleichsweise schnell zum Punkt: "Der Rektor will, dass ich ihm noch vor Ferienende sage, wer das Bild gemalt hat, sonst darf ich den großen Kunstraum nicht mehr nutzen! Du weißt, dass das mein Lieblingsraum ist!"
Als ob sie je in einem anderen gewesen wäre, denke ich ein Augenrollen unterdrückend.
"Was soll ich denn jetzt machen?! Er will damit an die Presse!"

"Mit Ihnen oder dem Bild?"

"Das Bild natürlich!" Ihr Ausdruck ist gehetzt und ihre Stimme ein unterdrücktes Schreien und dementsprechend heiser. Sie wirkt wirklich verzweifelt, was mich nur noch schuldiger fühlen lässt.

"Entschuldigen Sie, bitte. Ich habe Sie da in eine unmögliche Lage gebracht, das ist mir klar. Ich will Ihnen nicht noch mehr Ärger einbringen, aber das liegt leider nicht bei mir." Ich zögere, bevor ich ergänze: "Und ich kann doch nicht alleine die Lorbeeren einsacken." Schuldbewusst senke ich den Blick auf meine Hände.

Als plötzlich eine Hand meine Schulter berührt schrecke ich auf, worauf sie auch sofort verschwindet. "Ich weiß schon, aber wäre es denn nicht möglich, zumindest eure Vornamen weiter zu geben?"

Schon wieder muss ich den Kopf schütteln. "Ich glaube nicht, dass die beiden damit einverstanden sind."

Für einen Moment sitzen wir schweigend nebeneinander, bis ich das Wort erhebe: "Was halten sie von einem Pseudonym? Unser Gruppenname ist doch perfekt dafür, oder nicht?" Bitte, bitte mach, dass das reicht!

"Ich kann mit ihm darüber sprechen, aber dann wird er wahrscheinlich wissen wollen, wie viele Schüler beteiligt waren. Ist das denn für euch okay?"

Entschieden nicke ich. "Ich gebe Ihnen noch Bescheid, aber ich denke, das geht klar." Kurz muss ich grinsen. " Schließlich steht der Name ja auch schon im Bild."

* * *

Auch mein Onkel scheint nichts von Produktivität zu halten, wie ich feststelle, als ich später sein Wohnzimmer betrete. Schon dreimal habe ich seinen Namen gerufen und war wirklich besorgt, nur um ihn jetzt schlafend auf dem Sofa zu finden. Um ihn herum liegt überall Popkorn, die Schüssel halbleer neben seinem Kopf. Der Fernseher hat sich auf Standby geschaltet, während der Receiver weiter die Disc dreht und dabei beunruhigende Geräusche von sich gibt. Ich erwarte schon, dass er dampfend entzwei springt, als ich die Auswurftaste drücke, doch glücklicherweise öffnet er sich, nur um mir dann eine dreistellig verklebte Jurassic Park DVD zu präsentieren. Keine Ahnung, was David sich dabei gedacht hat, aber der Receiver fand es wohl nicht lustig.

Nachdem die DVD auf direktem Wege in den Müll gewandert ist, folgen ihr das verstreute Popkorn und die leere Saftflasche. Auch der Wecker und dessen zerstreut auf dem Boden liegendes Getriebe mit unzählbar vielen zerbrochenen Teilen folgen kompromisslos, bevor ich meinem Onkel die Decke vom Körper reiße, welcher daraufhin laut aufschreit.

"Nur weil du dich nicht zur Ruhe kommst, musst du es den anderen nicht gleich verbieten," meckert er, als er sich murrend an den Tresen setzt. Am liebsten würde ich ihn anschreien, erwidere jedoch nur, dass er sich mal nicht so anstellen solle. Immerhin muss ich ihn noch den Rest des Tages aushalten.

Entschieden knalle ich Teller, Messer, Brot und Wurst vor ihn hin, bevor ich an ihm vorbei zum Sofa eile, um auch dort wieder Ordnung zu schaffen. Dabei finde ich auch die Uhr, die mein Onkel schon seit Wochen vermisst, zwischen den Sofakissen. Seufzend drehe ich mich wieder um, nur um herauszufinden, dass auch der Tresen zum schlafen geeignet ist. Wütend schlage ich auf die Arbeitsfläche: "Verdammt, David, es ist Sonntag, der siebzehnte! Du hast es versprochen!"

Schlaftrunken erhebt er sich und wankt zum Kühlschrank. Dann schmeißt er die Butter auf die Herdplatte und geht an mir vorbei direkt ins Bad. Ein letztes mal huscht sein entschuldigender Blick zu mir, bevor die Tür sich schließt und das Geräusch prasselnden Wassers die Wohnung füllt.

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Kurze Frage: Wo, würdet ihr sagen, wohnt Carolin? Hessen vielleicht? Wenn ja, wo da? Schreibt mir einfach mal, was ihr so denkt, mir fällt gerade nicht mehr ein, was ich mir da gedacht hatte 🙈

Das Geheimnis der drei BücherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt