9. Kapitel (4/5) - Blut

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Es reichte nicht. Julien musste mehr Blut haben. Die Sonne hatte alles aus ihm herausgebrannt. Milica konnte ihm bald nichts mehr geben. Flecken tanzten vor ihren Augen, ihr Körper brannte und sie schaffte es kaum, sich aufrecht zu halten. Sie drückte die Haut ihrer aufgebissenen Arme zusammen, um noch mehr Blut herauszudrücken, doch die Stellen schlossen sich immer wieder viel zu schnell. Das Blut klebte überall, dabei sollte Julien es doch trinken.

„Julien!", rief sie immer wieder und rüttelte verzweifelt an seiner Schulter. „So trink doch! Beweg dich! Tu irgendwas!" Doch er lag immer noch vor ihr, wie eine alte Puppe, aus der das Sägemehl ausgeronnen war und, die nur noch aus Stofffetzen und Holzstäben bestand. Sie hörte kaum die Schritte, die sich ihr von hinten näherten.

„Was hast du da gemacht?" Dareios' schroffe Stimme ließ sie zusammenfahren. Dann versuchte sie, den Kopf zu heben und zu ihm hinaufzuschauen. Ihre blutverklebten Haare versperrten ihr die Sicht und sie hatte kaum noch Gefühl in den Fingern, als sie versuchte, sich die Strähnen aus dem Gesicht zu wischen.

„Ich hole ihn zurück, was denkst du?", fauchte sie ihn an. Ihre Stimmbänder fühlten sich so ausgetrocknet und zerknittert an wie ihr ganzer Körper.

„Du hast dein Blut vergeudet", gab er mit ruhiger Stimme zurück.

„Was?" Sie bedauerte, dass sie nicht mehr die Kraft hatte, ihm dafür die Augen auszukratzen.

„Du hast ihn noch nie gemocht. Du hast ihn immer gehasst! Wenn es nach dir ginge ..."

„Ruhig, ruhig ....", sie spürte, wie seine Arme sich um sie legten und sie festhielten. „Du hast ihm genug gegeben. Für den Moment. Er kann das nicht alles auf einmal aufnehmen."

Sie starrte auf Juliens blutbeschmierte Gestalt. Vermutlich hatte Dareios Recht. Vielleicht hatte er schon einmal etwas Ähnliches erlebt. Er war älter. Und er machte ja auch kein Hehl daraus, dass er mehr wusste.

„Und was schlägst du jetzt vor?" Ihre Stimme war nun nicht mehr als ein heiseres Flüstern.

„Wir bringen ihn hinunter in seine Kammer und kümmern uns dort um ihn. Und wir werden versuchen herauszufinden, wie das hier passiert ist."

Milica nickte und während er ihr aufhalf, zupfte sie an den oberen Knöpfen seines Hemdkragens, woraufhin er diesen bereitwillig öffnete.

„Nur zu. Ich habe vorhin getrunken." Sie verbiss sich sofort an seinem Hals und das half auch. Sein Blut war reichhaltiger, als das von beliebigen Passanten. Der Geschmack erinnerte sie an damals, an Kisilova und ihre ersten Monate in Venedig. Doch noch bevor sie überhaupt angefangen hatte sich in Nostalgie zu ergehen, schüttelte er sie ab. „So das muss reichen. - Und ihr da hinten ... wer sich heimlich reinschleicht, kann auch mitanpacken. Elia, komm her ..."

Mit wieder geschärften Sinnen drehte Milica sich um und sah die beiden blonden Menschen, die dort standen. Hatten sie alles beobachtet?

Die Musik auf dem Wasser - Historischer VampirromanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt