Wenig später sitze ich, nach gründlichem Zähneputzen und nochmaligem Waschen meines Körpers, eingewickelt in eine dünne Decke auf der Couch im Wohnzimmer und umklammere eine Tasse Tee fest mit den Händen.
Harry hat gemeint ich müsste etwas trinken wegen des Flüssigkeitsverlustes. Genau wie bei Durchfall, aber solche Eskapaden sind uns ja Gott sei Dank erspart geblieben.
Wir haben uns wieder angezogen und Harry steht wie bestellt und nicht abgeholt mitten im Raum vor dem Fernseher, doch ich kann mich gar nicht darauf konzentrieren, denn mein Herz pocht unangenehm heftig in meiner Brust und ein Schauer läuft mir über den Rücken, sobald ich auch nur im Entferntesten an die Erinnerungen denken muss. Auf beiden Seiten kommt lange keine Initiative, um ein Gespräch zu beginnen, doch irgendwann räuspert sich der Braunhaarige.
"Alles wieder gut?", fragt er und lässt sich mit einem unsicheren Blick zu mir aufs Sofa fallen. Er sitzt jetzt dicht neben mir und scheint einen Moment mit sich zu ringen, bevor er weiterspricht. "Das war eine ganz dumme Idee von mir, entschuldige bitte."
"Das war es. Aber ich war genauso dumm wie du, weil ich darauf eingegangen bin", erwidere ich und hebe den Blick. Unsicher schenke ihm ein zögerliches Lächeln. "Es geht wieder, danke dass du mich nicht geschlagen hast."
"Louis, so etwas würde ich nie tun", sagt er entsetzt, sieht mich mit großen Augen an und will mir die Hand auf den Rücken legen, was mich wegen der unerwarteten Bewegung erschrocken zusammenzucken lässt, und er zieht sie rasch wieder zurück.
"Ich glaube es ist ganz gut, dass du morgen mal außer Haus bist. Dann kann ich nichts verbocken", stellt er nüchtern fest und ich kann nicht anders als zustimmend zu nicken."Ja, vermutlich."
"Kann ich dir irgendwas bringen?", fragt er bevor wir uns wieder in Schweigen hüllen können und ich schüttle den Kopf.
"Ich brauche nichts, danke."
"Möchtest du einen Film ansehen?", schlägt er vor, räumt diesen Vorschlag jedoch schnell wieder aus dem Weg. "Du wirst morgen wahrscheinlich bei Malik und Horan genug sehen. Hast du Lust auf Musik? Hörst du irgendwen besonders gerne? Kennst du überhaupt Künstler?"
"Musik ist toll, ich hatte manchmal das Glück Straßenmusikern lauschen zu können. Richtige Sänger kenne ich eigentlich fast keine", erwidere ich und mein Blick fällt auf die Gitarre in einer Ecke des Zimmers. "Kannst du die da spielen? Wenn ja dann hätte ich gerne ein Privatkonzert."
"Keine Ahnung, ich habe schon Wochen nicht mehr gespielt. Meine Fähigkeiten sind wahrscheinlich ein bisschen eingerostet", gibt er zu bedenken, doch ich zucke nur gleichgültig mit den Schultern.
"Besser als ich kannst du es alle Mal."
"Na, wenn du unbedingt möchtest", erwidert er, holt sich das Instrument und setzt sich mit einigem Abstand wieder neben mich, damit er genug Platz hat. "Was willst du hören?"
"Was von dir selbstverständlich", antworte ich, nehme einen Schluck von dem Tee und mache es mir mit meiner Decke zwischen ein paar Zierkissen gemütlich.
Harry wird doch tatsächlich rot und beißt sich auf die Lippe, um ein Grinsen zu unterdrücken, doch es gelingt ihm nicht. "Wie du meinst."
Er spielt die ersten Töne und seine Finger huschen so flink über das Griffbrett, dass ich gar nicht hinterher komme.
Langsam beruhige ich mich immer weiter, trinke von Zeit zu Zeit meinen Tee, lasse meinen Kopf nach hinten in die Kissen sinken und lausche der hübschen Melodie, die er mir vorspielt, wozu er leise vor sich hin summt und mich jede Sekunde des Lieds mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln betrachtet.
Sobald der Schock sich verflüchtigt, holt mich die Aufregung und Anstrengung des Tages ein und meine Lider werden schwer, aber weil ich die schrecklichen Bilder noch im Hinterkopf habe, traue ich mich nicht einzuschlafen, aus Angst, dass sie mich im Traum heimsuchen.
"Du siehst aus, als würden dir gleich die Augen zufallen", murmelt er, unterbricht jedoch sein Gitarrenspiel nicht und wechselt zu einem anderen Lied. "Ich tue dir nichts, falls du deswegen so gegen die Müdigkeit ankämpfst, ich verspreche es dir."
"Ich habe Angst, Harry", wispere ich nervös und stelle die Tasse auf den Beistelltisch neben dem Sofa, ehe ich mich noch fester in die Decke einwickle und mich in den Polstern geradezu vergrabe.
"Vor mir?"
"Nein... ich bin überzeugt davon, dass du mich nicht vergewaltigen würdest, egal wie erregt du gerade bist."
"Natürlich nicht", erwidert er leise und legt den Kopf schief, als stünde das ohnehin völlig außer Frage.
"A-Aber...", setze ich an, lasse es dann jedoch bleiben. Aber zu versuchen, mich dazu zu überreden ist auch nicht viel besser.
Harry sieht mich einen Moment schweigend an, versucht dann ein Lächeln, das ihm nicht ganz gelingen will, und wechselt abermals die Melodie. "Du bist in Sicherheit, Louis. Du hast mein Wort, ich weiß ich bin das ganz falsch angegangen, habe es nicht ernst genug genommen, wie schlimm es wirklich um dich steht, und das tut mir aufrichtig leid."
Es hört sich schön an, dass er das sagt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm diese Worte abnehmen kann. Dafür hat er rückblickend wirklich ein wenig zu viel gesagt und getan.
Als ich nicht darauf antworte, nimmt er das einfach hin. Vielleicht ist ihm selbst bewusst, was er getan hat und dass er viel zu schnell vorangeprescht ist. Vielleicht ist es ihm aber auch egal und er wird nach heute so weitermachen, wie bisher. Manchmal haben Menschen Momente, in denen sie ganz anders handeln, als normalerweise und möglicherweise ist bei Harry gerade so ein Moment. Er zeigt sich einsichtig und reuevoll, aber das kann sich auch ganz schnell wieder ändern. Ich habe einmal einen Freier gehabt, der sich bei einem Treffen schuldig gefühlt hat, weil er auf Kinder steht und seine Lust an mir auslebt, und beim nächsten ist es ihm wieder gleichgültig gewesen und er hat sich genommen, was er gebraucht hat.
"Schlaf nun selig und süß, schau im Traum 's Paradies. Schlaf nun selig und süß, schau im Traum 's Paradies", singt Harry leise vor sich hin und eine weitere Erinnerung drängt sich in den Vordergrund.
Als ich zehn Jahre alt gewesen bin, hat es ein sechzehnjähriges Mädchen bei uns im Bordell gegeben, das uns anderen Kindern abends immer ein Schlaflied gesungen hat. Ihr Name ist Mara gewesen und ich habe sie vergöttert, weil sie versucht hat, uns das Leben so normal wie möglich zu machen, uns ein wenig schreiben und lesen gelernt hat und für uns da war, wenn wir an dem ganzen Milieu fast zerbrochen sind. Doch sie ist kurz nach meinem zwölften Geburtstag an einer Infektion verstorben.
Für wenige Millisekunden scheint in mir der Gedanke auf, dass andere Kinder immer noch unter den Umständen in dem Bordell leiden müssen, doch dieser verschwindet bald wieder in dem Wirrwarr aus Eindrücken aus meiner Vergangenheit, die mich nach und nach einholen. Ich bekomme eine Gänsehaut und presse die Lippen zusammen. Ich hätte ihnen helfen können und habe es nicht getan, habe verschwiegen woher ich komme und dass es dort nicht nur mich als Minderjährigen gegeben hat, sondern auch andere Kinder, doch ich habe alleine bei dem Gedanken an das Bordell und den Betreiber Dan so eine Heidenangst, dass es mir unmöglich scheint, mich aufzuraffen und zur Polizei zu gehen.
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Ob das für jemanden, der nicht Louis ist, nachvollziehbar ist, ist fraglich. Was sagt ihr?
Habt einen schönen Tag
Maybe[1214 Wörter]
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Only the Brave || larry stylinson fanfiction
FanfictionEin ehemaliger Prostituierter. Ein Küchenjob. Ein ungelebter Traum. "Naja, ich denke nicht, dass das von alleine auf einmal wieder verschwindet und du plötzlich den Mut hast mit jemandem Geschlechtsverkehr oder etwas in der Art zu haben. Vielleicht...