"Wie?" Meine Stimme zittert auf einmal und mein Herz rast wie wild in meiner Brust.
"Harry Styles", wiederholt Eleanor den Namen mit hochgezogenen Augenbrauen und ich vergesse für einen Augenblick zu atmen, so erschrocken bin ich und in meinem Kopf dreht sich alles, als wäre ich nach langem Liegen auf einem Bett im Bordell zu schnell aufgestanden.
Harry hat eine Tochter? Wieso hat er mir das nicht gesagt? Hat er dann auch eine Frau? Und wieso zum Teufel habe ich nie auch nur einen verdammten Gedanken an seine Lebenssituation verschwendet? Wieso ist mir nie in den Sinn gekommen, dass er eine Familie haben könnte?
"Alles okay? Du bist so bleich." Besorgt sieht sie mich aus kugelrunden Augen an und schenkt mir ein unsicheres Lächeln.
"Ich... Ich ähm, ja alles...", stottere ich und starre sie an, als hätte man mir meinen Zuhälter höchstpersönlich vorgesetzt. Ihre braunen Haare ähneln denen von Harry, doch die Augenfarbe passt nicht. Seine sind ein so wundervolles Spiel aus verschiedenen Grüntönen, ihre hingegen schokoladenbraun.
"Louis?"
"Ja, i-ich... Alles gut, ich bringe dich zur Küche. Ich bringe dich zu ihm", presse ich hervor und setze einen neutralen Gesichtsausdruck auf, obwohl in mir Chaos herrscht.
Meine Beine sind so weich wie Pudding und ich traue mir deswegen nicht zu, die Treppen zu nehmen, weswegen wir mit dem Personenaufzug vom Keller hinauf ins Erdgeschoss fahren. Mir kommt der Weg bis zur Küche ewig vor und ich rede kein Wort mehr mit Eleanor, die schüchtern die Leute grüßt, denen wir begegnen, während ich alle Konzentration darauf verwenden muss, nicht umzukippen, weil ich mich so seltsam fühle und am liebsten sofort aus dem Gebäude fliehen würde.
Doch sobald ich die Küche mit ihr im Schlepptau betrete, ist mein ganzer Körper merkwürdig taub und alle Gedanken sind wie weggefegt.
Als würde ich rein gar nichts mehr spüren, sondern in diesem Moment einfach existiert.Zayn und Niall werfen uns planlose Blicke zu, denn sie haben wohl keine Ahnung, wer da meine Begleitung ist.
"Herr Styles!", übertönt eine laute Stimme die Geräusche in der Küche und erst Herzschläge spätere wird mir bewusst, dass ich gerufen habe.
Der Lockenkopf, der gerade Gemüse in einen monströsen Topf mit Suppe kippt und bis jetzt kaum ein Wort seit dem Vorfall vor drei Tagen mit mir gewechselt hat, dreht sich zu uns um und seine Augen weiten sich, als er Eleanor neben mir sieht und sein Blick huscht zu mir.
Ich halte ihm stand und sehe emotionslos in sein Gesicht. Mein Herz schmerzt furchtbar und ich kann mir nicht vorstellen, dass mir das keiner ansieht, doch äußerlich bin ich gerade so gelassen, als hätte ich Beruhigungsmittel eingeworfen.
"Dad!", jubelt Eleanor, als er zu uns kommt und ich halte sie mit einem höflichen Lächeln zurück, als sie den keimfreien Bereich betreten will, denn mit ihrer Straßenkleidung darf sie das nicht.
"Hey, was suchst du denn hier?", fragt er sichtlich überfordert, als sie sich in seine Arme wirft und löst den Blick nicht von mir, doch ich zeige keine Reaktion.
"Mum schickt mich, um dir das vorbeizubringen. Du hast deinen Hausschlüssel heute Morgen zuhause gelassen", kichert das braunhaarige Mädchen, macht einen Schritt zurück, überreicht ihm einen Schlüsselbund und dreht sich mit einem Funkeln in den Augen zu mir.
"Ich wusste nicht, wie ich zur Küche komme, weil ich noch nie hier war, aber Louis war so freundlich mich zu dir zu bringen."
"Das ist... Das ist sehr nett von dir, Louis, vielen Dank", richtet er sich nach Tagen wieder an mich und ich bringe tatsächlich ein falsches Lächeln zustande.
"Das ist doch kein Problem, Herr Styles. Selbstverständlich bringe ich ihre Tochter zu Ihnen", erwidere ich und spreche die letzten vier Worte mit Nachdruck aus.
Er weiß nicht was er jetzt sagen oder gar tun soll, das sieht man ihm an. Doch ich weiß es noch viel weniger. Mein ganzer Brustkorb ist verkrampft und Tränen brennen in meinen Augen, sobald ich ihnen den Rücken zugewandt habe und bei der Geschirrspülermaschine perplex von Zayn und Niall in Empfang genommen werde.
Das Schlimmste an der Sache ist nicht, dass er es mir nicht sofort gesagt hat oder dass ich Gefühle für ihn entwickle. Das Schlimmste an allem ist, dass er mich in diesem Moment an den Großteil meiner Freier erinnert, der seine Familie belogen und sich bei mir die Erlösung gesucht hat, die er in den eigenen vier Wänden nicht finden konnte und die Erkenntnis, dass Harry genau gleich ist, finde ich grauenhaft. Nie habe ich daran gedacht, er könnte liiert sein und Kinder haben, weil ich ihn doch für so ehrlich gehalten habe, dass er so etwas nicht für Befriedigung aufs Spiel setzen würde, aber da habe ich mich wohl ordentlich getäuscht.
-
So, jetzt weiß Louis also, dass Harry Familie hat. Was sagt ihr dazu?
Ich habe jetzt übrigens eine Karte für Harry in Wien gekauft, vielleicht sieht man sich ja :)
All the love
Maybe[815 Wörter]
DU LIEST GERADE
Only the Brave || larry stylinson fanfiction
Hayran KurguEin ehemaliger Prostituierter. Ein Küchenjob. Ein ungelebter Traum. "Naja, ich denke nicht, dass das von alleine auf einmal wieder verschwindet und du plötzlich den Mut hast mit jemandem Geschlechtsverkehr oder etwas in der Art zu haben. Vielleicht...