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Das Ruckeln des Wagens, in dem ich mich befinde, weckt mich aus meiner Bewusstlosigkeit und benommen will ich mich aufsetzen, werde mir jedoch recht schnell meiner Lage bewusst, als ich mir den Kopf an der Heckklappe stoße und mit einem schmerzerfüllten Stöhnen zurück in meine Ausgangsposition falle.

"Scheiße", stöhne ich leise und Panik ergreift mich, als mir klar wird, was das hier eigentlich bedeutet. Dieser Bruno bringt mich soeben auf direktem Weg zurück zu meinem Zuhälter Dan und dem Bordell, in dem ich fast meine gesamte bisherige Jugend verbracht habe.

Die restliche Fahrt über schlägt mein Herz wie wild in meiner Brust und meine Gedanken sind bei all den widerlichen Dingen, die mich am Zielort erwarten werden und im gleichen Atemzug wünsche ich mir nichts inständiger als jemanden, der mich aus diesem Albtraum befreit.

Die Fahrt zieht sich ewig und mir ist, als würden wir nie ankommen, was mir selbstverständlich sehr recht wäre, doch dieser Fall tritt leider nicht ein. Es ist schon dunkel draußen, als das Auto zum Stehen kommt und ich vernehme gedämpfte Stimmen, bevor Bruno mit einem breiten Grinsen den Kofferraum öffnet und mich heraushebt.

Als er mich neben sich hinstellen will, knicken meine Beine unter mir weg, weil sie viel zu lange in ein und derselben Position gewesen und jetzt fast taub sind, und da mir die Hände auf den Rücken gebunden worden sind, kann ich meinen Sturz nicht abfangen und schlage mit dem Kopf unsanft auf dem brüchigen Asphalt auf, was mir für wenige Sekunden wieder schwarz vor Augen werden lässt.

"Stell dich doch nicht so an!", schimpft mein Kidnapper, zieht mich unsanft wieder hoch und zerrt mich unter den Blicken verschiedenster, zwielichtiger Gestalten, die um das, mir nur allzu bekannte, Gebäude herumstehen, durch die Eingangstür, den sich dahinter befindenden Vorhang aus roten, klimpernden Ketten und hinein in den überschaubaren Raum, in dem sich eine Bar und viele abgenutzte Sofas und Sessel befinden, auf denen hier und da schon Kundschaft sitzt und von ein paar Prostituierten umgarnt wird.

Das sind die Freudenmädchen, die hier mehr oder weniger legal arbeiten, doch Brunos und mein Weg führt uns in den hinteren Teil des Bordells, der noch dunkler und schmutziger ist und dessen Zugang aus einer in die Wand integrierten Schiebetür besteht, die für Außenstehende unmöglich erkennbar ist.

All die Jahre habe ich hauptsächlich hier hinten zugebracht und bin nur mit Glück manchmal in Gesellschaft ein paar anderer, die mein Schicksal geteilt haben, unter den Argusaugen von Dan in den vorderen Teil des Bordells gekommen, um den beengten Räumen für einen Augenblick zu entfliehen.

In diesem Bereich gibt es einige Zimmer, in denen Jugendliche wie ich tagtäglich darauf warten, eine Menge Kundschaft in Empfang zu nehmen und die besonderen Wünsche derer zu erfüllen, denen eine normale Hure zu langweilig ist.

Hier befinden sich unter anderem auch Kinder, wie ich einst eines war, und sehen mit großen, angsterfüllten Augen zu mir auf, als Bruno die Tür zum Gemeinschaftsraum aller aufstößt und mich in eines der angrenzenden Zimmer schubst.

Wenn ich könnte würde ich ihnen gerne helfen, aber das liegt nicht in meiner Macht und ich fühle mich schrecklich deswegen, doch im Moment macht mir meine eigene Lage Angst genug, da will ich nicht auch noch darüber nachdenken müssen, wie es den anderen hier hinten geht, die zum Teil nicht einmal halb so alt sind wie ich.

Wie es Dan und seinen Leuten überhaupt möglich ist, so lange mit solch ekelhaften Geschäften durchzukommen, ohne geschnappt zu werden, ist mir ein Rätsel, aber mit der Hilfe der Polizei kann ich hier nicht rechnen. Es gab schon zig Kontrollen und nie ist man bis zu uns Kindern und Jugendlichen nach hinten gekommen, weshalb ich nach wenigen Monaten die Hoffnung aufgegeben habe, jemals von hier fliehen zu können. Doch eines Tages, nach meinem letzten Freier für diese Nacht, konnte ich in einem unbeobachteten Augenblick durch die Schiebetür schlüpfen und bin so schnell es mir nur irgendwie möglich gewesen ist, durch die eigentliche Eingangstür und durch halb London gerannt, um von diesem Ort wegzukommen.

Nachdem ich Dan und Bruno entwischt bin, bin ich drei Tage voller Angst durch die Stadt geirrt, bis mich zwei Sozialarbeiter gefunden und mir angeboten haben, mir zu einem neuen Leben zu verhelfen.

Ich hätte Dan und alle damals verpfeifen können, doch ich habe es vor lauter Angst nicht getan und dann schnell verdrängt, wie die Zustände hier sind und wie es den anderen hier geht, habe den Großteil der Erinnerungen fein säuberlich in meinem Gedächtnis in eine uneinsichtige Ecke geschoben und diesen Teil nie mehr betreten.

Zumindest bis jetzt, denn nun sehe ich, dass sich hier nichts geändert hat und ich damals vielleicht diesen Menschen hätte helfen können und es nicht getan habe.

Möglicherweise geschieht es mir ganz recht, dass ich von meiner Vergangenheit eingeholt worden und wieder hier bin.

-

Was denkt ihr?

Ich spreche euch hiermit eine Warnung für das nächste Kapitel aus, es wird nicht schön. Unter anderem ein Grund, weshalb dieses Buch als Erwachseneninhalt gekennzeichnet ist.

Bis morgen
Maybe

[835 Wörter]

Only the Brave || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt