ʅσʋҽʅყ

3.4K 368 81
                                    

Harry starrt mich ziemlich perplex an und scheint auch keine solche Antwort erwartet zu haben. Er hat innegehalten und räuspert sich viel zu laut für die Stille im Raum.

"Naja, ich denke nicht, dass das von alleine auf einmal wieder verschwindet und du plötzlich den Mut hast mit jemandem Geschlechtsverkehr oder etwas in der Art zu haben. Vielleicht kannst du dir ja Hilfe suchen."

"Hilfe suchen?", wiederhole ich unbehaglich. "Es war schon nicht so toll, mich dem Sozialarbeiter anzuvertrauen, und weil der einfach weitererzählt hat, was ich mit ihm besprochen habe, fühle ich mich auch nicht so wohl, mich mit einem Therapeuten zu unterhalten."

"Gut, dann kein Therapeut, obwohl der wahrscheinlich am ehesten weiß, was dir in deiner Situation wirklich helfen könnte." Überlegend sieht er auf seinen Teller und ich wippe wegen dem seltsamen Thema unruhig auf meinem Sessel hin und her. "Du kannst ja auch warten, bis du eine triffst, mit der du dir etwas Ernstes vorstellen kannst und dann tastest du dich mit der eben langsam an die Sache heran."

"Aber wer lässt sich denn auf so etwas ein? Ich glaube, dass sich die Leute da lieber unkompliziertere Fälle suchen."

"Dann ist es nicht die Richtige, aber ich bin der Ansicht, dass sich viele Mädchen eher freuen werden, wenn du nicht sofort mit ihnen ins Bett steigen willst und dich erst einmal um Vertrauen in der Beziehung kümmerst", sagt Harry schulterzuckend und ich bin mir nicht sicher, was ich dazu sagen soll, dass er davon ausgeht, dass ich eine weibliche Partnerin bevorzugen würde. Vermutlich glaubt er nicht, dass ich nach meiner Vergangenheit gerne mit einem Mann verkehren würde und somit auch eine romantische Beziehung ins Wasser fällt.

"Ja", bestätigte ich seine Aussage gedehnt. "Mir ist eigentlich egal, mit wem ich irgendwann zusammenkomme, solange es passt, wissen Sie?" Ihn bei so einem Gespräch zu Siezen fühlt sich seltsam an, aber ich sehe mich nicht in der Position mich, ohne seine Zustimmung, für das Du ihm gegenüber zu entscheiden.

Er nickt nur und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. Nicht fähig im ins Gesicht zu blicken, esse ich stumm weiter und einige Minuten verstreichen, in denen keiner den Mund zum Sprechen aufmacht.

"Ich würde dir gerne helfen. Es tut mir leid, dass du so eine schreckliche Kindheit hattest, jeder verdient es, ein paar Jahre seines Lebens sorglos in kindlicher Naivität zu verbringen." Bedauernd sieht er mich an.

"Ich wüsste nicht inwieweit Sie mir ihre Hilfe noch weiter anbieten könnten, aber ich weiß das wirklich zu schätzen."

Er nickt langsam und sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Hast du mich deswegen nicht geküsst? Weil du Angst hast?"

"Äh... Ja, unter anderem. Außerdem war ich nicht wirklich auf so etwas vorbereitet und habe nicht damit gerechnet, dass Sie... sowas ausprobieren wollten."

"Ich hätte dir nicht weh getan und vor allem bestimmt nichts gemacht, was für dich nicht in Ordnung gewesen wäre, Louis." Die Art und Weise wie er das sagt lässt mich schlucken.

Das läuft hier gerade in eine ganz seltsame Richtung.

"Nein, das haben Sie auch nicht und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar", bedanke ich mich kaum hörbar, denn diese Situation wird mir gerade sehr unangenehm und ich möchte nicht mehr weiter über das alles reden.

"Vielleicht kann ich dir ja doch irgendwie helfen", denkt er laut und ich hebe unschlüssig den Kopf. Seine grünen Augen huschen über mich und mir wird mulmig zumute. "Wir können ja klein anfangen und-"

"Nein", unterbreche ich ihn sofort bestürzt, weil ich nicht glauben kann, auf was das gerade hinausläuft, und Angst habe, dass er wirklich das ausspricht, was ich mir gerade denke.

"Ich mache nichts, was du nicht möchtest", stellt er sofort klar und beugt sich nach vorne über den Tisch, sodass er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt ist. "Louis, ich möchte dir gerne dabei eine Unterstützung sein, deine Probleme in den Griff zu bekommen."

"Indem Sie mich ficken?", rutscht es mir raus und ich schlage mir entsetzt die Hand auf den Mund. So wollte ich das nicht formulieren.

"Was denkst du denn von mir, natürlich nicht", entrüstet er sich, doch ich durchschaue ihn. Er ist hetero und würde gerne ein paar Dinge austesten, für die er bisher keinen geeigneten Kandidaten gefunden hat. Da passe ich ihm natürlich gut in den Kram. Mir helfen meine Angst zu überwinden, dass ich nicht lache. Schlafen möchte er mit mir, um es einmal mit einem Mann getan zu haben, und sonst gar nichts. "Wenn du nicht möchtest, dann lassen wir es, ich habe dir diesen Vorschlag nur gemacht, weil du mir leid tust und ich dir wünsche, dass du das alles überwinden und irgendwann sorgenfrei auf Partnersuche gehen kannst."

Ich glaube ihm kein Wort, denn ich kenne Männer wie ihn zur Genüge, doch... auf der anderen Seite ist er nicht unattraktiv und auch kein allzu schlimmer Zeitgenosse. Wenn ich mich dazu durchringen kann, mich ihm zu nähern, dann schaffe ich es bei anderen auch und habe vielleicht bald die Chance auf einen netten Mann oder eine nette Frau an meiner Seite.

Doch der Fakt, dass er zusätzlich mein Chef ist, macht diese ohnehin schon abstruse Geschichte noch viel merkwürdiger.

"Ich denke, ich schaffe das schon irgendwie alleine", lehne ich dann aus dem Bauch heraus doch ab und bin sehr erleichtert über meine Entscheidung.

-

Hm. Was würdet ihr in Louis' Situation denn tun?

Alles Liebe
Maybe

[893 Wörter]

Only the Brave || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt