ɾҽɠɾҽƚ

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ʜᴀʀʀʏ

Louis' Brust hebt und senkt sich gleichmäßig und es erweckt den Anschein, als würde er friedlich schlafen, doch wenn man genau hinsieht, erkennt man, wie wild seine Augen im Schlaf hin und her huschen. Was er gerade träumt will ich vermutlich gar nicht wissen.

Eine gute Viertelstunde sitze ich einfach nur schweigend vor ihm, die Gitarre auf meinem Schoß, und sehe ihm wie ein Irrer beim Schlafen zu, ehe ich mich erhebe, das Instrument zurück an seinen Platz stelle und so leise ich kann zurück zu ihm schleiche.

Vorsichtig schiebe ich meine Arme unter seinen leichten Körper und hebe ihn hoch, wobei er ein schläfriges Schmatzen von sich gibt, die Augen jedoch nicht aufschlägt. Behutsam drücke ich ihn näher an mich und betrachte ihn einen Moment lächelnd, doch bald schon übermannen mich Schuldgefühle und Wut über mich selbst. Er ist so hübsch und eine so durch und durch gute Person, er hat es nicht verdient, wie man ihn behandelt hat. Wie ich ihn behandle.

Liam hat mir gleich gesagt, dass ich es lassen und mich Louis am besten gar nicht erst mehr als nötig nähern soll, doch ich habe es nicht geschafft mich zu beherrschen.

Louis hat mich von der ersten Sekunde an fasziniert. Gerade einmal siebzehn Jahre alt und schon so eine grauenhafte Vergangenheit und trotzdem den Willen und die Stärke aufzustehen und ein neues Leben anzufangen. Ich bewundere ihn wirklich dafür, vielleicht sollte ich ihm das einmal sagen.

Aber wer weiß, ob er mir das glauben würde. Ich habe mich benommen wie das letzte Arschloch und ich widere mich selbst an, aber manchmal weiß ich einfach nicht, wann genug ist und es fällt mir unglaublich schwer mich in andere Menschen hineinzuversetzen.

Ich weiß nicht, ob man so etwas diagnostizieren kann, weil ich mich nie richtig damit befasst habe, aus Angst Dinge über mich zu erfahren, die mir nicht gefallen könnten, doch Liam meint, dass ich an Empathielosigkeit leide. Zumindest muss ich ihm zugestehen, dass ich schlechter als andere Menschen darin bin, andere zu verstehen und Mitgefühl zu empfinden.

Und das Erstbeste was mir dazu einfällt ist dem psychisch komplett kaputten Louis meine Hilfe anzubieten, wo ich Hilfe wahrscheinlich selbst brauche.

Es hätte mir Beweis genug sein müssen, dass er angefangen hat zu weinen, als ich von ihm verlangt habe, sich nackt auf mich zu setzen. Aber es hat mir nicht gereicht.

Darauf bedacht ihn nicht zu wecken, lege ich ihn auf meinem alten Bett ab und ziehe die Bettdecke über seinen schmalen Körper, wobei mir beinahe die Tränen kommen.

Was ist mir nur eingefallen, als ich wie der letzte Volltrottel auf sein süßes, kleines Bäuchlein reagiert habe?

Ich könnte mich selbst schlagen für mein Verhalten, aber ich kann nichts davon mehr rückgängig machen. Ich kann nur versuchen, das alles von jetzt an besser zu machen.

Aber was wenn ich wieder nicht merke, wann ich eine Grenze überschreite?

Nein sollte nein sein, doch auch das scheint bei mir nicht anzukommen. Solange ich ihn mit ein paar Worten von einer gegenteiligen Meinung überzeugen kann, kann es doch nicht so unglaublich schlimm sein, oder?

Vielleicht denke ich das aber auch nur, weil ich nicht erlebt habe, was er erleben musste, und weil es mir schleierhaft ist, wie man so unfassbare Angst vor Sex haben kann. Es ist etwas Wunderbares mit jemandem intim zu werden und das würde ich ihm gerne zeigen. Aber ich muss mich gedulden und darf ihn nicht so sehr zu etwas drängen, was er wirklich nicht möchte.

Dass er sich übergeben hat, ist die Krönung meiner Taten gewesen und ich bin von mir selbst enttäuscht, doch wenigstens habe ich mich in dieser Situation, meiner Meinung nach, einigermaßen gut verhalten. Zu versuchen ihn zu trösten und für ihn da zu sein, kann zumindest nicht gänzlich falsch gewesen sein.

Unter meiner fehlenden empathischen Seite leidet allerdings nicht nur Louis, sondern mein ganzes Umfeld und allen voran ich selbst. Ich möchte mich nicht als zu bedauerndes Opfer meiner Selbst darstellen, doch es ist nicht einfach aufzuwachsen und nach und nach zu bemerken, dass man nicht so ist wie die anderen und zu seiner Familie nicht so eine enge Bindung entwickeln kann, wie andere. Es ist schwer für mich, tiefe emotionale Verbundenheit mit anderen Menschen zu fühlen. Ich bin mir bewusst, dass Liam mein bester Freund ist und zu mir steht und dass mich meine Eltern lieben, doch mich ihnen richtig zugehörig zu fühlen, ist nicht immer leicht.

Zudem bin ich noch nie ernsthaft auf diese Art an einer Person interessiert gewesen. Louis ist der erste Mensch, der mich wirklich auf romantische Weise anspricht, auch wenn wir vermutlich keine schlechtere Kombination sein könnten.

-

Ein kleiner Einblick in Harrys Kopf.
Was sagt ihr?

Bis dann
Maybe

[786 Wörter]

Only the Brave || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt