Sechzehn

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Vorsichtig stieß er die letzte Tür im obersten Stock auf, sodass Kyungsoo hineinschleichen konnte. Yoongi wartete ein paar Sekunden, bevor er ihm folgte, sein schwarzes Gewehr hielt er vor sich. Vermutlich konnte er nicht mal richtig damit zielen, aber es würde ein Schutz bleiben. Er fragte sich nur woher die Leute aus dem Lager diese Waffen hatten.

Eine Frage, auf die er jedoch nicht wirklich eine Antwort brauchte.

Sie suchten die gesamte Wohnung ab. Jeden Raum durchkämmten sie gemeinsam, da Yoongi so etwas noch nicht getan hatte und Kyungsoo ihn immer auf Kleinigkeiten hinwies, die ihnen verraten konnten, ob sie etwas übersehen oder überhört hatten. Der Grauhaarige war dankbar, dass der Anführer bei ihm war und ihn unterstützte. Er sah ihm an, dass er Wert darauf gab so viele Menschen wie möglich in Sicherheit zu wissen.

Als auch der letzte Raum durchsucht und niemand zu sehen war, ließen sie ihre Gewehre sinken. Kyungsoo seufzte leise, während Yoongi sich umsah. Es war ein einfaches Schlafzimmer, das Bett war blau bezogen und auf dem Nachttisch lag ein unbeendetes Buch. Allein diese Dinge brachten ihn Unwohlsein.

Ob Jin auch gerade an ihn dachte? Saß er manchmal auf seinem Bett und sah sich um? Yoongi konnte sich vorstellen, wie sein Vater an Namjoon's T-Shirts roch und sich seinen Pullover überzog. Er wusste einfach, dass es ihm nicht gut ging und er wollte alles tun, um das Gegenteil zu erreichen. Diese leere Wohnung ließ ihn gleichzeitig die Hoffnung aufgeben und ergreifen. Er musste seine Familie finden, damit sie von dieser Insel fliehen konnten.

Aber würde er nur noch auf leere Räume treffen und sie gar nicht mehr finden? War es schon zu spät?

„Wie kann es sein, dass alle aus den Wohnungen gestürmt sind? Hatten sie nicht Angst und wollten sich verschanzen?", fragte er letztendlich laut und war selbst von seiner festen Stimme überrascht.

Kyungsoo sah ihm in die Augen. „Ich weiß es selbst nicht. Ich bin mit Tae und Chen bei dem Überfall knapp davon gekommen und tausende Menschen liefen an uns vorbei, weg von den Zombies. Ich denke mal, sie haben sie geradewegs zum Stadtrand geführt, vielleicht hatten sie Angst, dass sie in ihre Häuser kommen."

„Vielleicht waren hier auch noch welche bis vor ein paar Stunden.", überlegte Yoongi, woraufhin Soo nickte.

„Kann schon sein. Wie gesagt: keine Ahnung weshalb die Kannibalen hier aufgetaucht sind, ich bin nur froh, dass Tae, Chen und ich es zum Hotel geschafft haben. Wir haben es zufällig gefunden und sind einen Tag später auf Nahrungssuche gewesen, da haben wir Hobi und weitere Leute entdeckt. Einige sind die ersten Tage einfach durch die Straßen gewandert, mit Furcht und schlotterndem Körper.
Es passierte alles so schnell...innerhalb von drei Wochen stehen wir hier. Und wir können keine Fragen beantworten." Er schüttelte seinen Kopf, so als könnte er die ganze Situation um sie herum immer noch nicht begreifen. „Es ist unglaublich."

„Das ist es allerdings.", murmelte Yoongi. „Vor allem, wie ihr das Lager aufgebaut habt."

„Ja, nicht wahr?" Soo lachte leicht, sah dabei aber aus dem Fenster. Sie konnten schon beinahe auf das nächste Dach gucken. „Lass uns noch was zu essen einpacken, wenn wir schon niemanden gefunden haben."

Yoongi betrachtete den Anführer kurz von der Seite. Er sah ihm an, dass er verletzt war, so wie jeder hier es war, auch wenn da noch dieser Funken in seinen Augen lag, den nur noch der Grauhaarige kannte. Die Hoffnung jemanden zu finden.

„Okay.", erwiderte er also leise und gemeinsam gingen sie in die Küche.

Kyungsoo nahm sich einen Beutel, den er auf dem Tisch fand und stopfte ein paar Äpfel und Möhren hinein. Yoongi fand im Kühlschrank Salat, Pudding, Milch und andere Dinge, die sie lieber sofort mitnahmen, bevor sie hier unnötig verkommen sollten.

Those beautiful days are gone...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt