Vier

146 19 21
                                    

Ohne auf eine weitere Anweisung zu warten, drehte sich die kleine Familie um und lief los. Sie drängelten sich in die Masse mit hinein, kamen aber kaum voran. Leute schubsten und quengelten unruhig, beachteten gar nicht wem sie ihren Arm in die Seite stießen.

Und mit einem Mal wurde das Schreien an einer Stelle lauter, weswegen sie zur Seite sahen. Alle Menschen fingen vor erneuter Panik an sich zu bewegen, weil sie nun wussten, dass auch die Fluchtmöglichkeit des Hauptausgangs kaum mehr reichte.

Jimin und Mrs. Park verstanden immer noch nicht, was passierte, konnten aber auch nichts durch die vielen Männer und Frauen erkennen, die allein mit ihren Schultern die Szenerie hinter sich verdeckten.

Yoongi bemerkte aber, dass dieser Weg nicht weiter helfen würde. Er sah sich kurz um, die kleine gläserne Überbrückung fiel ihm ins Auge und dahinter ein paar Toiletten.

Das war ihr weg hier raus!

Er packte Jimin und Mrs. Park am Arm und zerrte sie wieder zurück, an den Wänden entlang Richtung Treppen, die zur dritten Ebene nach unten führten. Er wusste, dass er ihnen nahe war und genau das machte ihm solche Angst. Sein ganzer Körper aber stand unter Adrenalin und hielt ihn somit aufrecht. Zum Glück, denn nur so konnten sie voran kommen .

„Schaut nicht hin, schaut nur nach vorn!", brüllte Yoongi über die lauten Rufe hinweg.

Wenn manche Clubs, Festivals oder Protestmärsche als laut befunden wurden, dann wären die gar nichts im Gegensatz zu diesem Tag auf Heiwa.

Sie befanden sich endlich auf der Brücke und überquerten sie, versuchten ein paar weitere Leute beiseite zu drängen; einige liefen in ihre Richtung, andere kamen ihnen entgegen. Yoongi rannte und zog seine beiden Begleiter hinter sich her, bis er mit einem Mal spürte, wie jemand sich aus seiner Hand löste.

„Oh mein-!", hörte er Mrs. Park rufen.

Er kam zum Stehen und drehte sich panisch um, sodass Jimin voller Kraft in ihn reinlief. Sie fielen auf den Boden und Yoongi hielt ihn sofort dicht bei sich, nur um sicher zu gehen, dass er nicht davon geschleift wurde.

Aber das Problem war eigentlich direkt vor ihnen.

Mrs. Park war gestolpert und hatte ihre Augen auf das Szenario gerichtet, das Yoongi versucht hatte ihnen zu enthalten. Es hatte sich ausgebreitet, war ihnen näher gekommen.

Voller Entsetzen starrte sie den blonden Schopf an, welcher gerade von einem Mann überfallen wurde. Mit wildem Blick biss er in die Schulter der jungen Frau, welche einen furchterregenden Laut von sich gab, der jedem sofort einen gewaltigen Schauer durch den Körper fuhren ließ. Er biss ihr ins Fleisch und riss es hinaus, beide gingen zu Boden und sie hatte keine Chance sich zu wehren.

Nein, das...

Yoongi erkannte sie. Er erkannte die junge Frau vom Bäcker wieder. Und er sah dabei zu, wie sie vor ihm verblutete.

Er sah dabei zu wie ein Mensch einen Menschen tötete.

Er blickte zu Jimin, der seine Augen nicht von dem Geschehen lösen konnte. Der Jüngere verstand es nicht, das wusste Yoongi, aber er verstand es ja nicht einmal selbst. Er verstand nur, dass sie hier weg mussten, denn dieser Mann war nicht der Einzige, der tötete.

Yoongi richtete seinen Blick wieder nach vorn und schluckte, hielt Jimin ein wenig dichter, unbewusst atmete er lauter und Schweiß rann ihm die Schläfe hinab.

Es geschah alles am Anfang der Brücke und sie selbst hatten beinahe das Ende erreicht. Sie hatten einen Ausweg, eine Möglichkeit rauszukommen, das einzige Problem war die Zeit.

Those beautiful days are gone...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt