Fünfunddreißig

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Es war ein regnerischer Morgen im August. Die Blätter der Bäume rauschten im Wind, gleichzeitig prasselten die Wassertropfen vom Himmel auf die Steine des Hinterhofs. Es bewegten sich nicht viele raus, die meisten waren Wachen, aber auch ein paar spielende Kinder waren unter ihnen. Die Erwachsenen riefen sie immer wieder zu sich, weil sie Angst hatten sie könnten sich erklären. (Eine der größten Sorgen, da alle daran glaubten dann leichter von den Zombies angesteckt werden zu können.)

Es war noch warm. Namjoon beobachtete alles von der Türschwelle des Hotels aus und zog sich seine Jacke näher. Es war warm, aber er fühlte sich, als würde ihm diese Wärme entgleiten. Er konnte es immer noch nicht glauben. Sie waren auf dieser Insel über zwei Monte lang eingeschlossen gewesen, weil Kannibalen ihr Unwesen trieben, und sein ältester Sohn und dessen Freund waren hier. Nicht nur das, sondern auch die Tatsache, dass die beiden in diesem Lager waren und nach draußen gingen, erschreckte ihn zutiefst. Es hatte ihm schon gereicht, dass Jihoon in Gefahr war, aber nun auch noch Yoongi? Was kam als Nächstes? Jin, der sie zufälligerweise auch hatte überraschen wollen, aber sich dann verstecken musste wegen dieser verfluchten Seuche? Dass er ebenfalls irgendwo auf Heiwa war?

Das war doch alles nur ein Albtraum. Bitte, lass es einen Albtraum sein.

„Appa?"

Namjoon drehte sich zu seinem jüngsten Sohn, der nervös schluckte, weswegen er besorgt die Stirn runzelte. „Was ist denn los?"

„Y-Yoongi Hyung, e-er fährt gleich los."

„Was?", fragte der Vater alarmiert.

„Mit den anderen. Sie wollen nach draußen." Jihoon nickte und wies mit seinem Finger auf das Treppenhaus.

Es brauchte keine Sekunde mehr, da war der schwache Mann schon losgestürmt. Er war immer noch nicht fit, er hatte viel Gewicht verloren und war müde, aber die letzten Tage waren die erholsamsten seit langer Zeit.

Namjoon kämpfte sich einen Weg an den Wachen vorbei und rief nach seinem Sohn, der jüngere gleich hinter ihm. Beide sahen sie voller Sorge zu dem Grauhaarigen, der auf sie zutrat.

„Appa, was machst du hier?", fragte er, verlegen darüber, dass er sie gefunden hatte. Er wollte ihn da raushalten und ihm nicht unnötige Sorgen bereiten, aber anscheinend war es dafür zu spät.

„Du wirst da nicht rausfahren!", meinte Namjoon streng.

Yoongi musterte ihn einen Augenblick lang und dann seinen Bruder. Die beiden waren voller Zweifel und Yoongi verstand sie, das tat er wirklich. Aber er war schon zu oft draußen gewesen, als dass er das jetzt beenden könnte. Es war das letzte bisschen Freiheit, das ihm vergönnt war, und bei jedem Ausflug ein Trost, wenn sie etwas erreichen konnten.

„Appa, hör mir zu. Ich kann für mich da draußen gut sorgen. Ich bin nicht allein und habe Erfahrung gesammelt.", sagte Yoongi und schlug einen ruhigen Ton an, um seinen Vater nicht weiter zu verschrecken.

Jihoon räusperte sich. „Du hast es vielleicht bisher geschafft, aber was ist wenn heute etwas schiefgeht?"

Yoongi seufzte und stemmte sich die Hände in die Hüften, versuchte nach einer Ausrede zu suchen. „Ji..."

„Ich will dich nicht verlieren, Hyung.", wisperte sein Bruder und sah dabei so verloren aus, wie noch nie.

Jimin stellte sich an seine Seite und musterte ihn einen Moment lang, bevor er ihm die Hand auf den Rücken legte. Yoongi sah ihn an. Sie schwiegen und tauschten so ihre Gedanken aus. Es war okay, wenn er bleiben würde. Aber beide wussten sie, dass keiner von ihnen mehr vor draußen zurückschreckte.

„Ihr bleibt hier und ruht euch aus.", waren Yoongi's Worte. Daraufhin küsste er seinem Bruder und Vater die Wange und verschwand dann im Van.

Hoseok fuhr los, hinter das erste Tor, dann schloss es einer der Wachen und das zweite öffnete sich, sodass er herauskonnte. Und schon waren sie wieder auf den Straßen unterwegs. Dieses Mal nur ein Wagen.

Those beautiful days are gone...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt