Siebzehn

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Vom Adrenalin gepackt, da er es als seine einzige Chance ansah zu überleben, drehte er sich um und stieß dem Mann gleichzeitig sein Messer in die Seite. Sein fürchterlich schnelles Herzklopfen konnte er gar nicht beschreiben, geschweige denn wahrnehmen. Er starrte den Stich mit großen Augen und aufeinander gepressten Lippen an. Das Messer steckte noch immer in der Wunde und der Mann rang mit seinen Schreien.

Das war ich. Ich habe einen Menschen verletzt...

„Na warte, du kleiner Bastard!", drohte der Fremde.

Mit einer einzig, fließenden Bewegung zog er sich das Messer aus seiner Haut und Blut spritzte heraus, floss an seiner Seite herunter, tropfte zu Boden. Tae starrte geschockt auf die rote Flüssigkeit und war der festen Überzeugung, dass er diesen Mann umgebracht hatte. Das konnte doch kein Mensch überleben!

Aber er hätte aufpassen sollen, denn schon im nächsten Moment wurde er wieder gegen die Wand gedrückt und schrie erschrocken auf.

„Ach auf einmal deine Stimme wiedergefunden?" Der Fremde grinste, wissend um Taehyung's Angst. Der Jüngere hätte gerne noch einmal nach seinen Freunden gerufen, doch mit einem Mal befand sich sein eigenes Jagdmesser an seiner Kehle und er verstummte. „Wie wäre es, wenn ich sie dir einfach nehme, hm? Das klingt verlockend für mich, schon allein weil du mir eine dicke Narbe verpasst hast."

Tae wollte schlucken, wollte schreien, wollte fliehen, aber jede Faser seines Körpers verharrte in dieser Stellung, in der er gegen die Wand gedrückt wurde. Seine Knochen schmerzten, der Typ packte sein Handgelenk mit Krallen, während das Messer im die Luft zum Atmen abschnürte.

Tae war gefangen. Er hatte Angst und konnte nichts tun, außer zu wimmern.

„Lass ihn los!"

Diese Stimme.

Mit noch größeren Augen - wenn das überhaupt möglich war - flitzte Taehyung's Blick zu der Person im Türrahmen. Er konnte es nicht glauben.

Der Mann drehte seinen Kopf überrascht zu den Neuankömmling, der so ruhig und bedrohlich geklungen hatte. Spottend zog der Typ eine Augenbraue nach oben, als Chen einen Schritt nach vorne trat, sein Gewehr direkt auf ihn gerichtet.

„Komm noch näher und dein fester Freund hier singt keine Angstballaden mehr!"

„Ich sage das jetzt nur noch ein Mal...", kam es nun unter Zähneknirschen von Tae's Teampartner.

Ein kleiner Laut entfloh ihm. „Chen..."

„Fass. Ihn. Nicht. An!"

„Du kannst mich mal!", brüllte der Fremde zurück, aber noch bevor er Tae das Messer zurück an die Kehle setzen konnte, schoss ihm Chen in den Fuß und schon fiel er schreiend zu Boden.

Während Tae an Ort und Stelle blieb und dem Ganzen nur voller Angst zusehen konnte, stürzte sich Chen vor auf den Angreifer. Die beide rangen am Boden und versuchten jeweils die Oberhand zu gewinnen. Der Fremde verpasste Chen einen Kinnhaken, sodass er von ihm herunterfiel, und krabbelte zu dem Messer zurück. Als er sich aber wieder auf ihn stürzen wollte, drückte Chen ab.

Ein lebloser Körper fiel zu Boden und einen Moment war es ruhig.

Der junge Mann starrte auf das Mordopfer, welches ein Mensch gewesen war. Kein Zombie.

Taehyung starrte auf sein erstes Mordopfer, welches er je gesehen hatte.

Chen brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln. Es war für etwas Wichtiges gewesen. Es war, um seinen Freund zu retten. Es war für Taehyung.

Er atmete zittrig aus, als er aufstand, das Gewehr noch immer in seiner Hand, versuchte er nicht gleich umzufallen. Ja, das Töten fiel ihm leichter als anderen Leuten, aber er war nicht vollkommen herzlos.

Those beautiful days are gone...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt