Zwanzig

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Im Zimmer war es dunkel und einzig die Sterne und der Mond erhellten ein paar der Ecken. Eine sanfte Melodie begleitete die bedrückte Stimmung, die das Lager heimsuchte. Jimin verspürte eine Gänsehaut, als er seinem Freund dabei zuhörte, wie er auf dem Keyboard spielte, leise und bedacht. Es klang traurig und hoffnungsvoll zugleich, so als wären sie nicht wirklich hier.

Der Jüngere knipste das Nachtlicht an, um etwas besser sehen zu können, während er ein paar der Polaroidfotos an die Wand über ihren Bett klebte. Ihr Bett. Das klang noch immer so seltsam, wenn sie es auf dieses Hotel der Insel bezogen.

Jimin lächelte, als er Yoongi's leuchtende Augen betrachtete. Sie hatten es sich vor ein paar Tagen auf dem Bett bequem gemacht. Yoongi hatte sich ans Kopfteil gelehnt und Jimin saß zwischen seinen Beinen, die Arme seines Freundes waren um ihn geschlungen. Sie sahen so friedlich aus, so glücklich. Sie lächelten.

Nachdem er es eine Weile lang begutachtet hatte, vermisste er diese leise Melodie im Hintergrund. Jimin drehte sich um und Yoongi sah ihn einfach nur an. Ohne ein Wort zu sagen stand der Ältere von dem Stuhl auf und kam auf das Bett zu. Jimin legte sich unter die Decke und hielt sie hoch für seinen Freund, welcher sich auch gleich zu ihn gesellte. Yoongi zog ihn zu sich und Jimin vergrub seine Nase in seiner Brust, um den beruhigenden Duft einzuatmen, während Yoongi's Hände sanfte Kreise auf der Haut unter seinem Shirt zogen.

„Weißt du...mir fällt gerade wieder ein, wie du uns am Bahnhof beschützt hast.", murmelte der Jüngere an das Schlüsselbein des Grauhaarigen.

Ein kleiner stechender Schmerz durchzog Yoongi's Brust bei dem Gedanken daran. „Ich hab es versucht."

„Du hast es getan, Yoongi. Du glaubst gar nicht wie dankbar ich dafür bin. Wieviele Leute wären einfach weggerannt?" Jimin schloss verkrampft seine Augen und schluckte einmal fest. „Meine Mum hat es vielleicht nicht geschafft und das wird uns beide wohl niemals loslassen, aber du hast mich gerettet."

Seine Hände zogen den Älteren ein wenig näher, was dieser mit gleicher Stärke erwiderte. Sie blieben still. Yoongi wusste auch so, dass Jimin weinte. Das tat er in letzter Zeit viel zu oft. Aber wer konnte es ihm verdenken?

Nach ein paar Minuten schniefte der Jüngere. „Was wäre wohl passiert, wenn du mir nicht nachgeflogen wärest?"

„Daran will ich gar nicht denken.", schoss es sofort aus Yoongi's Mund und unbewusst vergruben sich seine Finger in Jimin's Haut. „Sag so etwas nicht."

„Ich hätte es ganz klar nicht überlebt. Du hast einen so kühlen Kopf bewahrt und sofort einen Weg gesucht, um uns daraus zu holen."

„Das hab ich ja wohl nicht richtig geschafft."

„Yoongi, nicht." Jimin legte seine Hand an die Wange des Älteren. Leicht schüttelte er seinen Kopf und sprach mit einer solch sanften Stimme, wie es Yoongi sonst nur von Jin gehört hatte, als er noch ein Kind war. „Lass es nicht an dich rankommen, hör auf damit. Du hast nichts Falsches getan. Du bist hierfür nicht verantwortlich. Wir haben vielleicht alle jemanden verloren, aber du hast ein Leben gerettet."

In dem Moment versuchte Yoongi die Tiefen in Jimin's Augen zu ergründen, seine Gefühle und Wünsche, alles an ihm. Es gab Tage, da wurde er nicht schlau aus diesem jungen Mann, obwohl er immer wusste was er dachte. Es ergab keinen Sinn und doch war es so klar. Yoongi wusste, was Jimin meinte und dennoch fragte er sich, wie er diesen Menschen verdient hatte.

Jimin lehnte sich vor und küsste ihn zärtlich auf die Lippen, eine Hand noch immer an seiner Wange. „Du hast mich gerettet Yoongi, morgen, vor ein paar Wochen und vor zwei Jahren schon."

„Jimin...", hauchte er an seine Lippen, seine Augen leicht geschlossen.

„Ich weiß, dass du vorsichtig bist und deswegen habe ich keine Angst rauszugehen. Du bist bei mir, ich brauche also nur an deiner Seite zu bleiben. Du bist doch mein Schutzengel."

Those beautiful days are gone...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt