Neunzehn

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Am Vormittag des nächsten Tages fand sich eine kleine Gruppe an Leuten zusammen, die die Mauer kontrollieren wollte. Einige hatten sie auch mit aufgebaut und zeigten nun den Neulingen um was es hierbei eigentlich ging. Kyungsoo schickte die Freiwilligen los und schon strömten jeweils fünf Vierergruppen aus. Das Gelände war vielleicht nicht groß, aber jeder hatte seine Arbeit zu erledigen und deswegen sollte das schnell beendet werden.

Gründlich untersuchten sie die Ecken zwischen Häuserwand und Boden, sahen an rostigen Toren und Türen nach oben, zu einigen Gittern, an denen improvisiert Stacheldraht drangehängt wurde. Sie suchten nach Lücken, Unebenheiten, wie kleine Beulen, oder wackligen Stellen. Denn wenn irgendwer dagegen laufen würde, am besten sogar noch eine ganze Horde, sollte ihre ‚Mauer' nicht unbedingt einsturzgefährdet sein.

Aber als Hoseok mit dem jungen Paar wieder zu dem Treffpunkt zurückkam, hatten weder sie, noch eine der anderen Gruppen etwas schwerwiegendes gefunden. Ein paar kleine Spalten waren alles und diese wollte Kyungsoo den Wachposten vom Vormittag für den Abend auftragen zu reparieren.

Er ließ seine Leute wieder arbeiten und ging nur mit dem Pärchen, Tae und Hobi die Vorräte zählen. Da sie am Vortag ein paar Kisten und Beutel mitgebracht hatten, war noch reichlich da, aber sie durften nicht vergessen, dass der Strom vermutlich nicht für immer laufen würde und selbst wenn doch, mussten sie fast fünf Fußballmannschaften durchfüttern.

Nicht gerade wenig, aber auch nicht genug. Dennoch der einzige Grund warum sie beinahe jeden Tag losfuhren.

„Okay, da wir heute sowieso zu keiner Suchaktion mehr kommen werden, kümmern wir uns um die Umgebung.", sagte Kyungsoo, nachdem sie aus der Küche traten. „Die Wachposten werden uns rechtzeitig Bescheid geben können, wenn ihnen irgendetwas auffällt."

„Was hast du vor?", fragte Hoseok und blinzelte gegen die Sonne.

Es war ein herrlicher Sommertag, eine sanfte Brise wehte durch die Lüfte und verteilte Wärme und das Bedürfnis zum Strand aufzubrechen. Nur leider wurde damit auch wieder der üble Geruch von den Straßen zu ihnen getragen und sie rümpften alle einmal ihre Nase.

„Genau darum kümmern wir uns heute.", meinte der Anführer, nachdem sie wieder atmen konnten. „Wir werden die Leichen wegbringen."

„Du bist verrückt." Es klang mehr wie eine Feststellung, weniger wie eine Frage.

Soo verdrehte die Augen. „Wenn du nicht mitmachen willst, bitte, aber das wird mich nicht aufhalten. Wir können vielleicht überleben, wenn wir hier drinnen bleiben und genug essen heranschaffen, aber dieser Gestank sollte uns nicht mehr heimsuchen. Ich sehe, wie einige der Leute unruhiger werden, und wir sollten nicht noch weitere Zombies in unserer Nähe riskieren, die die Kadaver fressen wollen."

„Wo willst du sie hinbringen?", fragte Yoongi. Er war mit Jimin an diesem Tag dazugestoßen, weil er nicht tatenlos zusehen konnte. Er wollte dabei sein und Jimin bei ihm.

„Nicht weit von hier gibt es eine alte Lagerhalle, die haben wir entdeckt, als wir die Mauer gebaut haben." Kyungsoo wies dabei in die Richtung, in die sie fahren würden. „Wenn wir sie dort drinnen abliefern, sollten die Zombies sie nicht weiter antreffen dürfen und unsere Straßen wären ein wenig befreiter von dem Gestank."

Allein die Vorstellung die verwesenden Körper in Bewegung zu setzen und sie auf Anhänger zu laden, hatte etwas unheimliches an sich. Es war kein Versuch einen Mord zu vertuschen, aber es bereitete Yoongi ein kühles Kribbeln, wenn er an die vielen unschuldigen Leute dachte, die so falsch behandelt wurden nachdem sie gestorben waren.

Aber es hatte auch etwas von einer Grabstätte an sich; so als würden sie sie nicht nur einfach wegsperren, weil sie ihre Umwelt verpesteten, sondern auch, weil sie ihnen damit ein klein wenig Frieden bringen konnten.

Those beautiful days are gone...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt