Sechs

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„Wir sollten alles absuchen, bevor wir aufatmen.", sagte Yoongi und sofort bekam er von seinem Freund ein zustimmendes Nicken.

Die Wohnung war hoch und geräumig. Drei Gelbe Wände, an der Seite der Tür war eine mit dunkelblauer Tapete beklebt, auf der weiße Blumen ein schönes Muster zeugten, und Möbel im Vintage Stil ließen das Wohnzimmer gemütlich wirken. Zu ihrer Rechten befand sich ein großes Fenster, welches hinaus auf die Straße zeigte. Yoongi nahm sich vor gleich die Gardinen zu schließen. Vor dem Fenster stand eine orangefarbene Couch, mit dunklen Kissen und einer blauen Decke darauf. An den Wänden standen Regale, die gefüllt waren mit Büchern und Schallplatten. Man hätte meinen können, dass hier ein älteres Ehepaar wohnte, der Nagellack auf dem Tisch ließ jedoch auf etwas anderes schließen.

Jimin nahm sich eine kleine Lampe vom Beistelltisch bei der Couch und holte das Kabel aus der Steckdose, während Yoongi die dunkelblauen Gardinen zuzog, damit sie niemand weiter beobachten konnte. Er ging zum Lichtschalter und betätigte ihn, sodass der Raum in einem dämmrigen Licht beleuchtet wurde.

Als er sich auch noch vergewissert hatte, dass die Tür zugeschlossen war, drehte er sich zu Jimin, nur um ihn dann auf dem Boden knien zu sehen, bei dem Versuch unter die Couch zu gucken.

„Baby, ich denke nicht, dass-"

„Man kann nicht vorsichtig genug sein.", meinte Jimin, womit er auch vollkommen recht hatte, musste Yoongi zugeben.

Der Grauhaarige nickte also nur und half seinem Freund wieder auf. Jimin stand dicht bei ihm, als er mit aufgeregten Augen zu der Küche sah, die offen an das Wohnzimmer grenzte. Davor war noch eine kleine grüne Tür, an der gegenüberliegenden Seite des Wohnungseingangs. Sie war geschlossen, doch Yoongi's Herz schlug sofort schneller.

Mit zugeschnürter Kehle hielt er die Pistole ein wenig fester und beeilte sich Jimin zu sich zu winken. Der Jüngere hob die Lampe höher, um sich zu schützen, falls noch ein Angreifer in der Wohnung lauerte. Die Küche konnten sie dafür ausschließen, da nur ein Tisch an der linken Wand stand und sonst die Anrichte, mit Herd, Ofen und allem anderen, sich an der rechten Wand befanden. Das kleine Fenster ganz hinten war geschlossen.

Also drehten sie sich zu der grünen Tür. Aber als Jimin sie mit zittrigen Händen öffnete, war es einfach nur eine leere Abstellkammer, mit Leiter und Besen darin.

Erleichtert atmeten die beiden aus, bevor sie sich zur Küche wendeten. Hinten links war noch eine Tür. Yoongi leckte sich über seine Lippen und ging mit nervösen Schritten voran. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er an der blauen Tür angekommen war, da er auf jedes kleine Geräusch achtete, nichts verpassen wollte. Er hörte Jimin hinter sich, seinen ängstlichen Atem, konnte sich das Gesicht seines Freundes vorstellen.

Yoongi schaute noch einmal zu ihm. Dann öffnete er die Tür, welche ein Schlafzimmer zum Vorschein brachte. An der rechten Seite befand sich ein großes Fenster, in der Mitte des Raumes ein Bett, welches von beiden Seiten begehbar war. Das Dunkelblau dominierte das Farbschema im Zimmer, weswegen Yoongi das Licht anschaltete.

Es war nichts besonderes, auch fanden sie hier keine Kannibalen oder im Bad, welches sich gleich links von ihnen befand.

Sie waren allein.

Erleichtert atmete Yoongi auf und ließ die Waffe sinken, die er auf die Wanne gerichtet hatte. Er hörte, wie Jimin auch die Vorhänge vom Schlafzimmerfenster zuzog, und trat wieder aus dem Bad hinaus. Der Jüngere drehte sich zu ihm, sein Blick leer und verloren. Gleichzeitig aber wusste Yoongi, dass Jimin froh war ihn bei sich zu haben. Und das beruhte auf Gegenseitigkeit.

Sie sahen sich eine Weile lang einfach an, versuchten ihre Gedanken nicht zu stören, obwohl sie einander nur in den Armen halten wollten.

Dann trat Jimin einen Schritt vor und Yoongi tat es ihm nach.

„Yoongi...?", fragte der Braunhaarige vorsichtig, sodass seine Stimme fast nur ein Hauchen war.

Sie gingen einen weiteren Schritt vorwärts, nur noch vier voneinander entfernt.

Yoongi wusste nicht, wie Jimin sich fühlte oder was er dachte, und das beängstigte ihn. Denn normalerweise konnte er seinen Freund wie ein offenes Buch lesen, ihm immer bei Seite stehen und helfen. Aber das war anders. Hier hatte er Angst ihn noch mehr zu verletzen.

„I-ich...", setzte Yoongi an. Jimin holte tief Luft und wollte etwas sagen, aber er unterbrach ihn schnell, sah dabei zur Wand. „Ich denke, wir sollten noch etwas umbauen. Wir haben keine Ahnung wer diese Leute waren und ob sie zurückkommen, wir wissen auch nicht was noch auf uns zukommt."

Als Yoongi an Jimin vorbeigehen wollte, hielt dieser ihn fest und der Ältere schloss seine Augen.

„Warum bist du mir nachgeflogen?"

Nein, er würde nicht die Fassung verlieren. Seine Augen waren geschlossen und hielten es zurück.

„Weil ich..." Er schluckte, seine Stimme zitterte. „Weil ich dich liebe."

„Yoongi sieh mich an.", sagte Jimin leise.

Der Grauhaarige schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich kann nicht."

Denn wenn er es tun würde, müsste er weinen, das wusste er.

Sie wollten einen wundervollen Urlaub zusammen verbringen und nun passierte das. Etwas, das sie nicht erklären konnten. Etwas, das eigentlich unmöglich war.

Er war auf einer Insel, mit der Liebe seines Lebens. Irgendwo waren sein Vater und Bruder ebenfalls in dieser Stadt. Sie hatten keinen Plan was sie jetzt machen sollten, waren vollkommen auf sich gestellt, und das beunruhigte Yoongi. Fuck, innerlich rastete er aus.

Sie hatten gesehen wie Menschen getötet wurden. Musikstudenten, das waren sie. Sie lebten nicht in irgendeinem Actionfilm oder Thriller - zumindest vorher nicht. Nun war alles ein einziger Albtraum.

Und er war hier mit Jimin. Seine Liebe war mitten in diesem Chaos gefangen und Yoongi konnte nicht aufhören daran zu denken. Er wollte ihn hier weghaben, lieber allein durch die Hölle gehen, als Jimin jemals so einer Gefahr auszusetzen. Er hatte solche Angst ihn zu verlieren.

Er konnte nichts dagegen tun, dass er deswegen weinte. Es war alles zu viel.

„Yoongi..."

„I-ich liebe dich so sehr.", schluchzte er, seine Augen zusammengekniffen.

Jimin keuchte erschrocken und drehte den Älteren zu sich, um ihn in die Arme zu schließen. „Ich liebe dich auch, das weißt du doch! Yoongi, ich liebe dich."

Fest klammerte sich der Grauhaarige an seinen Freund und hielt ihn bei sich. „Ich wollte dich überraschen, deine Mutter hatte sich so darauf gefreut mit uns beiden Urlaub zu machen, sie hat mir heute morgen geschrieben und war so aufgeregt. Als wir dann dein Gesicht gesehen haben, war es als wäre alles perfekt und dann-"

Er spürte seine Tränen. Der Jüngere fing laut an zu weinen und zu wimmern. „Y-Yoongi."

„Ich w-wollte n-nur, dass w-wir dich überraschen." Klagende Laute verließen Jimin's Kehle, die Yoongi kräftig zum schlucken brachten. „Es tut mir so leid, Chim, es-"

„Ich l-liebe dich."

Jimin konnte nichts weiter sagen. Er wollte, dass Yoongi aufhörte sich zu entschuldigen. Er wollte nur, dass sie beide einander umarmten und weinten.

Er war froh, dass er nicht alleine war. Alleine wäre er wohl noch verrückt geworden.

<•>

Leb ich noch fragt ihr? Ja, aber im Urlaub gab es keinen Empfang XD

Thanks4reading
💜
~safemenow

Those beautiful days are gone...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt