Benjamins POVIch saß auf meinem Sofa, eingewickelt in einer Decke. Mein Blick war auf den Fernseher gerichtet. Es lief nichts interessantes, aber ich wusste nicht was ich sonst machen sollte. Ich griff nach der Fernbedienung und schaltete durch die Kanäle.
Assi TV? Lieber nicht. Disneyfilm? Ne, nicht alleine. Horrorfilm? Macht alleine auch keinen Sinn. Die Nachrichten? Interessiert mich eigentlich weniger. Eine Doku über Seegurken? Muss wohl reichen.
Ich legte die Fernbedienung wieder weg. Vielleicht würde ich so wenigstens müde werden, denn es war eigentlich spät. Ungefähr 22:00 Uhr. Allerdings war ich einfach nicht müde.
Heute Nachmittag war Alice noch kurz hier um zu checken wie's mir geht aber sie blieb nur eine halbe Stunde, denn dann musste sie selbst nachhause. Sie geht im Gegensatz zu mir arbeiten und muss den Unterricht vorbereiten.
Ich werde Montags wieder arbeiten gehen. Ich bin mir sicher, dass ich das irgendwie hinbekomme. Ein Lächeln aufsetzen und passt schon. Ich hoffe einfach, dass es nicht allzu anstrengend wird.
Nachdem ich herausgefunden habe, dass Seegurken auch Seewalzen genannt werden und, dass in der Tiefsee 90% der bodennahen Biomasse aus Seegurken besteht, mache ich den Fernseher aus.
Ich setzte mich auf und rieb meine Augen. Ich bemerkte immer noch keine Müdigkeit. Sollte ich vielleicht wieder rausgehen? Immerhin war ich gestern auch müde als ich heimkam. Frische Luft tut bestimmt gut.
Ich krabbelte also aus meiner Decke und zog meine Schuhe und Jacke an. Ich trug nur einen weißen Pulli und eine Jogginghose, aber es war spät Abends, also würde es niemanden interessieren. Vor allem nicht die Rehe im Wald.
Ich sperrte meine Wohnung zu und machte mich auf den Weg. Die Straßen waren leer und leise. In manchen Häusern brannte ein Licht und in manchen keines. Ich beneide die Menschen die nun schon schliefen. Ich würde es auch tun, wenn ich könnte.
Fünfzehn Minuten, wie gestern, kam ich bei der Bank an. Ich setzte mich hin und steckte meine Hände in meine Jackentasche. Es war schon sehr kühl. Man konnte meinen Atem beim ausatmen sehen. Vielleicht hätte ich mir Handschuhe anziehen sollen.
Nichtsdestotrotz genoss ich die Kälte. Ich spürte sie in meinem Gesicht und es beruhigte mich. Meine Augen schloss ich um das Rauschen des Wasser genau zu hören, denn auch das beruhigte mich. Kein Wunder, dass ich danach immer müde bin, immerhin lässt mich alles hier entspannen.
Ich riss meine Augen auf, als ich plötzlich etwas hinter mir im Walk knacksen hörte. An und für sich ist das nichts ungewöhnliches in einem Wald aber es schien so nah. Langsam drehte ich mich um und da war es wieder.
Da war wieder diese Gestalt die ich gestern Abend schon gesehen hatte. Nun waren allerdings keine Glühwürmchen hier, also sah ich nur schlecht die Umrisse. Es sah aus wie eine Silhouette.
Ich fokussierte mich darauf um sicher zu gehen, dass es kein Baum ist und ich nicht einfach wieder müde war. Mein Herz raste wie gestern, weil es unbekannt war und normalerweise würde ich weglaufen, aber irgendetwas hielt mich hier. War es die Neugierde? Ich weiß es nicht.
Es bewegte sich nicht. Es stand einfach nur da. Auf was wartet es? Vielleicht haben diese Menschen recht und der Wald ist verflucht. Wenn das so ist, und das ein Demon ist, ist das wohl mein letzter Abend.
„Hallo?" sagte ich ohne nachzudenken. Die Gestalt schien sich zu erschrecken, denn sie hat wohl erst jetzt mitbekommen, dass ich sie ebenfalls beobachten. Es begann sich zu bewegen und wollte schnell weggehen.
„Warte!" sagte ich und es blieb abrupt stehen. „Geh nicht." fügte ich hinzu. Wieso mache ich das? Wer weiß wer oder was das ist. Ich glaube nicht an Geister, also gehe ich davon aus, dass es einfach ein Mensch ist. Stille herrschte nun.
„Wer bist du?" fragte ich in den Wald hinein. „Und was machst du in dem Wald?" wollte ich wissen.
„Das selbe könnte ich dich fragen." antwortet die unbekannte Person. Ich war überrascht, denn ich hätte nicht erwartet, dass er antwortet. Dass es ein er ist, wusste ich nun an seiner Stimme. Sie war sanft und angenehm. Eine Stimme der man gerne zuhört. Er könnte mir die uninteressantestem Geschichten erzählen, aber ich würde ihm zuhören. Ein Gesicht konnte ich mir allerdings nicht dazu vorstellen.
„Da hast du wohl recht." antwortete ich. „Wieso kommst du nicht aus dem Wald?" fragte ich neugierig. Wieso versteckte er sich und kam nicht her?
„Wieso sollte ich?" antwortete er mit einer Gegenfrage. Er hat wohl nicht wirklich Lust darauf meine Fragen zu beantworten. Er schien generell nicht interessiert darin zu sein mit mir zu reden. Wieso hat er mich dann beobachtet. Gestern und heute?
„Ist der Wald nicht gruselig?" fragte ich. Auch wenn ich nicht unbedingt Angst vor dem Wald habe, würde ich mich nicht wohl dabei fühlen ohne Licht drinnen herumzuwandern. Vor allem nicht Nachts. Wie schafft er es überhaupt ohne irgendwie zu stolpern?
„Nein, er ist schön und ruhig." antwortete er. Das war die erste Frage die er mir beantwortet hatte. Er hat schon recht, aber auch nachts?
„Nachts sieht man die schönen Dinge doch gar nicht, oder?" meinte ich und ich hörte ihn leise Lachen. Mir gefiel sein Lachen auch wenn ich mir noch immer kein Gesicht vorstellen konnte.
„Gerade Nachts ist es am schönsten." meinte er. „Warst du denn schonmal nachts im Wald?" fragte er daraufhin. Wieso sollte ich? Normalerweise sitze ich ja nicht mal hier. Das tue ich nur um abzuschalten. Nachts im Wald herumzulaufen ist wieder etwas anderes.
„Nein, ich habe keinen Grund dazu." meinte ich. Ich konnte erkennen, dass er mit seinen Schultern zuckt.
„Muss man denn einen Grund haben?" fragte er. Ich dachte kurz darüber nach. „Es gibt Dinge, die man nicht erklären kann. Man muss nicht für alles einen Grund haben. Manchmal macht man Dinge einfach weil es einem in den Sinn kommt." erklärte er. Wo er recht hat, hat er recht. Er schien intelligent.
Ich erschrak, also ich das Wasser plätschern hörte. Ich sah nach vorne und stellte fest, dass es nur ein Reh war, welche trank. Ich atmete erleichtert durch.
„Also ha-„ begann ich als ich mich umdrehte, doch ich stoppte, als die Silhouette weg war. Er war einfach weg. „Hallo?" sagte ich nochmal laut, doch es kam nichts zurück.
Ich habe mir das nicht eingebildet, oder? Man bildet sich doch keine Konversation ein. Ich schüttelte meinen Kopf, stand auf, und machte mich auf den Weg nachhause. Wenigstens bemerkte ich meine Müdigkeit.
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Peter Pan
Mystery / ThrillerWIRD ZURZEIT BEARBEITET "Ich will nicht, dass du gehst." seufzte Benjamin. Peter, oder was auch immer sein echter Name war, nickte. "Ich möchte auch nicht gehen." sagte er. "Aber manchmal muss man Opfer erbringen für die, die man liebt." sagte er...