Auch wenn ich der festen Überzeugung war, dass ich hier nicht mehr hin müsste, habe ich mich nun wieder hier gefunden. Im Warteraum von Dr. Garroway. Ich hätte nicht gedacht, dass das nötig sein wird, doch nun denke ich, dass es genau das ist. Ich fange an zu zweifeln und ich weiß nicht, wem ich es erzählen soll. Es gab niemanden dem ich es erzählen könnte.
Normalerweise würde ich es Peter Pan erzählen, aber das wird dieses mal nicht funktionieren. Isabelle würde zu viel Drama machen und mit Alice rede ich sowieso nicht. Jace? Der scheint zurzeit kein Interesse an mir zu haben. Das war es dann auch schon mit meinem Bekanntenkreis.
Ich starrte die Wände an. Dieses grün provozierte mich wieder. Ich fragte mich wieso man sie nicht einfach weiß färbt. Das wäre bestimmt besser für alle. Vielleicht interessiert es auch sonst niemanden. Wieso denke ich überhaupt darüber nach?
"Mr. Lightwood, bitte!" rief mich Dr. Garroway auf. Ich stand auf und begab mich in den selben Raum wie beim letzten Mal. "Ich bin froh, dass Sie sich dazu entschieden haben, mir noch eine Chance zu geben." erklärte er und deutete mir, dass ich mich setzen kann. Dies tat ich auch.
Auch er setzte sich auf einen, scheinbar bequemen, Stuhl. In seiner Hand hat er wieder dieses Brett. Da stehen wahrscheinlich auch die Sachen vom letzten Mal oben. Ob er sich wohl ohne die noch erinnern könnte?
"Also, wie fühlen Sie sich?" fragte er. Ha, was für eine Frage. Beginnt er jeder seiner Therapien so? Ich zuckte mit meinen Schultern.
"Erdrückt." gab ich offen und ehrlich zu. Er nickte.
"Definieren Sie bitte Erdrückt." bat er mich. Ich seufzte. Wie sollte ich das erklären?
"Ich weiß es nicht, es geht mir einfach zu viel durch den Kopf." versuchte ich zu erklären. "Die Gedanken erdrücken mich." meinte ich. Wieder nickte er verständnisvoll.
"Woran denken Sie?" fragte er. Huch, da könnte ich ihm viel aufzählen. "Okay, einfachere Frage. Woran haben Sie gedacht, als Sie im Wartezimmer saßen?" fragte er. Ich schmunzelte.
"Ich mag die grünen Wände in Ihrer Praxis nicht." gab ich mit einem Grinsen zu und auch er lächelte ein wenig.
"Das höre ich nicht zum ersten Mal." ließ er mich wissen. Ich runzelte meine Stirn. Ich war wohl nicht der einzige, der über so etwas nachdenkt.
"Tatsächlich? Wieso ändern Sie es nicht?" fragte ich. Er zuckte mit den Schultern.
"Bis jetzt, habe ich nicht wirklich Zeit dafür gefunden. Welche Farbe würden Sie denn vorschlagen?" fragte er.
"Weiß, es ist hell und ziemlich Standard." schlug ich vor. Er nickte lächelnd.
"Ich werde es mir merken." meinte er. Ich nickte, auch wenn ich nicht daran glaubte, dass er es tatsächlich ändern würde. "Also Mr. Lightwood, -"
"Nennen Sie mich Alec." sagte ich. Ich mochte es nicht so angesprochen zu werden. Es schien mir viel zu unpersönlich und ich muss ihm ja vertrauen können. Er lächelte und nickte.
"Also, Alec," begann er erneut und betonte dabei das Alec besonders. "Was hat dich wieder zu mir geführt?" fragte er. Ich sah zu Boden. Nun würde wahrscheinlich der unangenehme Teil des Gespräches kommen.
"Ich beginne zu zweifeln." gab ich leise zu. "Ich möchte glauben, dass Peter Pan echt ist, und ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, aber da ist dieser ganz kleine Teil in mir, der mir sagt, dass ich aufpassen soll." erklärte ich. Dr. Garroway nickte.
"Hast du dich nochmal getroffen mit ihm?" fragte er. Ich nickte und lehnte mich zurück. Das eine Bein, legte ich über das andere. "Ist dir denn etwas aufgefallen?" fragte er.
"Ich war an einer anderen Stelle. An einer, bei der wir uns noch nie getroffen, dennoch wusste er, dass ich dort war, so als wäre es normal." erklärte ich ihm. "Außerdem verlor ich ihn als er ging sehr schnell aus den Augen." fügte ich hinzu. Er räusperte sich.
"Über was habt ihr gesprochen?" fragte er. Ich zuckte unmotiviert mit den Schultern.
"Über das übliche. Ich habe ihm erzählt wie ich mich fühle und er wusste genau was er sagen musste um mich aufzumuntern. So als würde er schnipsen und Zack- ich fühle mich besser. Es ist beängstigend." erklärte ich. Nun lehnte sich auch Dr. Garroway zurück.
"Hast du Angst vor ihm? Zumindest manchmal?" fragte er. Ich schüttelte sofort meinen Kopf.
"Nein, hatte ich nie. Nicht mal, als ich ihn zum ersten Mal im Wald entdeckt habe." erklärte ich und er nickte. "Ich genoss seine Nähe." ließ ich ihn wissen.
"Was ist denn noch so passiert?" fragte er. Ich überlegte und begann zu Lächeln, als ich an den Tanz dachte.
"Da war Musik vom Jahrmarkt. Sie war nicht laut, aber man konnte sie gut hören." gab ich zu. "Er fragte mich ob wir tanzen wollen." erzählte ich.
"Hast du ja gesagt?" fragte er. Ich nickte mit einem Lächeln. "Wie hat es sich angefühlt?" fragte er. Nun verschwand mein Lächeln langsam wieder.
"Wie ein Abschieds-Tanz." gab ich leise zu. Er schrieb etwas auf und setzte sich wieder aufrecht hin.
"Alec, denkst du, dass dieses Gefühl von Abschied dich vielleicht auch nur für das bevorstehende vorbereitet hat?" fragte er vorsichtig. Ich sah ihn fragend an.
"Wie meinen Sie das?" fragte ich.
"Weißt du, es kommt vor, dass man sich schon manchen Dingen bewusst ist. Es fehlt nur noch ein Teil in einem, der die Wahrheit zulassen muss und dieser muss geknackt werden." erklärte er. Ich spürte einen unangenehmen Kloß in meinem Hals. Auch Tränen, stiegen mir in die Augen.
"Wieso sollte ich mir so etwas einbilden? Wie könnte ich mir selbst so etwas antun?" fragte ich leise, mit zittriger Stimme. Dr. Garroway seufzte und sah mir tief in die Augen. Es war so, als würde er in meine Seele sehen. In die Seele, die langsam immer weiter bröckelt.
"Manchmal brauchen wir Fantasie, um die Realität zu überleben." sagte er und das war der Moment, als die erste Träne meinen Körper verließ. "Du hast vieles verloren, Alec. Alles was dir bleibt war diese unendliche Leere in dir. Alles was du getan hast, war diese Leere zu füllen und niemand verurteilt dich dafür." erklärte er. Ich sah zu Boden.
"Was soll ich nur tun?" fragte ich leise und schluchzend.
"Am besten ist es, wenn du Peter Pan zu rede stellst. Du wirst sehen, dass sich alles erklärt." meinte er. Ich nickte. "Sehen wir uns wieder?" fragte er. Ich nickte zögerlich.
Wie bin ich in das alles rein geraten?
DU LIEST GERADE
Peter Pan
Misteri / ThrillerWIRD ZURZEIT BEARBEITET "Ich will nicht, dass du gehst." seufzte Benjamin. Peter, oder was auch immer sein echter Name war, nickte. "Ich möchte auch nicht gehen." sagte er. "Aber manchmal muss man Opfer erbringen für die, die man liebt." sagte er...