"Wie fühlst du dich, Alec?" fragte Dr. Cooper mich, während ich wie immer in die Leere starrte.Ich war nun seit fünf Tagen hier. Es war nicht schlecht, aber auch kein Urlaub. Ich habe tägliche Therapien und bekomme Tabletten, die mich etwas besser fühlen lassen. Ob sie helfen weiß ich nicht. Ein bisschen. Ich fühle mich ein bisschen weniger erdrückt von meinen Gedanken. Die sollen auch weitere Halluzinationen verhindern. Nicht, dass ein Captain Hook oder so auftaucht.
Dr. Cooper ist mein Therapeut, ich durfte ihn allerdings Alan nennen, da dies vertrauter ist. Er ist nett und ich mag ihn, auch wenn ich noch nicht so viel mit ihm rede. Ich wollte nicht wirklich mit jemandem reden. Ich wollte die meiste Zeit nur schlafen. Einfach nur schlafen. Leider war das nicht möglich.
Alice war jeden Tag da und Izzy jeden zweiten. Ich bin zurzeit im Krankenstand. Wer meine Klasse übernimmt weiß ich nicht. Ich hoffe dieser Lehrer kümmert sich gut um die Kinder. Manchmal wäre ich lieber zuhause, als hier, aber auf der anderen Seite ist es mir ziemlich egal. Wenigstens muss ich hier nicht das Haus verlassen um zum Therapeuten zu gehen.
"Mir geht wieder viel durch den Kopf." antwortete ich auf seine Frage.
"Deine Schwester war gestern hier, oder?" fragte Alan. Ich nickte stumm. "Über was habt ihr geredet?" fragte er. Ich zuckte mit den Schultern . Manchmal bekam ich es nicht mal mehr mit, mit wem ich was rede.
"Ich weiß es nicht mehr so genau." gab ich zu. Es ist nicht so, als wollte ich ihr nicht zuhören, es fällt mir einfach nur schwer. Zu schnell verliere ich mich wieder in meinen Gedanken. "Wieso geht es mir noch so?" fragte ich und sah ihn dabei an.
"Wie meinst du?" fragte er. Ich seufzte. Ich wollte wieder etwas fühlen. So sehr möchte ich wieder etwas fühlen. Etwas anderes außer Schmerz.
"So.. verloren. Ich habe mir Peter Pan eingebildet und ich bekomme dagegen Pillen. Wieso verschwindet dieses Gefühl nicht?" fragte ich. Alan richtete sich auf und legte das eine Bein über sein anderes.
"Weil du eine enge Beziehung mit ihm hattest, Alec. Er hat dir geholfen. Er war dein Anker und nun weißt du, dass das alles nicht echt war." erklärte er mir. Ich wollte das nicht mehr. Ich wünschte das wäre alles nie passiert. "Vermisst du ihn denn?" fragte er.
"Ja, sehr." gab ich zu. Ich denke oft an ihn. Bevor ich einschlafe. Wenn ich aufwache. Wenn ich esse, was nicht mehr so oft vorkommt. Eigentlich immer. Er ist immer in meinem Kopf.
"Siehst du. Er fehlt dir. Es wird noch ein wenig dauern, bis du loslassen kannst, aber die Zeit geben wir dir." erklärte er mir. Ich nickte und lehnte mich zurück. Ich war müde und wollte mich einfach ausruhen. "Sollen wir eine Pause machen?" fragte er.
"Das wäre nett." sagte ich. Er nickte lächelnd und deutete mir, dass ich gehen kann. Ich fand es gut, dass die hier Verständnis haben. Ich ging zurück in mein Zimmer und legte mich in mein Bett.
Mein Zimmer war weiß gestrichen und hatte zwei Sonnenblumen-Bilder drinnen hängen. Es war schlicht und bequem. Mein Bett stand am Fenster. Ich liebte es einfach nur im Bett zu liegen und raus zusehen. Ein weiteres Bett stand im Zimmer, aber da lag niemand- zum Glück. Einen Mitbewohner könnte ich nicht gebrauchen.
Ich starrte also wieder aus dem Fenster und verlor mich wieder mal in meinen Gedanken. Ich fragte mich wo er jetzt ist. Nein - er war nicht echt, Alec. Er ist nirgendwo. Er war nie hier. Würde er wohl an mich denken, wenn er echt wäre? Nein, wenn er echt wäre, würde er noch bei mir sein. Er hätte nicht gehen müssen. Da war er wieder. Der Herzschmerz.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich die Tür hörte, wie sie hinter mir aufging. Ich drehte mich um und sah Alice und Izzy reinkommen. An und für sich nichts ungewöhnliches, aber dieses mal war eine dritte Person dabei. Es war Jace. Er stand hinter Izzy und sah mich besorgt an. Ich setzte mich auf.
"Was macht er hier?" fragte ich und Jace sah mich verletzt an. Was erwartete er? Auch Izzy sah mich fragend an.
"Was meinst du, Alec. Er ist dein Bruder." stellte sie fest. Das war mir sehr wohl bewusst, aber ob ihm das bewusst war, wusste ich nicht.
"Weiß er das denn auch?" fragte ich und sah Jace dabei vorwurfsvoll an. Alle drei tauschten Blicke aus. Alice seufzte.
"Ich denke, ihr habt viel zu besprechen. Wir lassen euch mal alleine." sagte sie. Jace nickte dankend und die beiden verließen das Zimmer. Er kam auf mich zu und blieb vor meinem Bett stehen, aber ich wendete meinen Blick ab.
"Alec, ich - es tut mir leid." sagte Jace doch ich zeigte keine Reaktion. "Rede doch mit mir." bat er mich.
"Was willst du von mir hören?" fragte ich genervt, sah ihn aber noch nicht an. "Es gibt nichts, was ich zu sagen habe." fügte ich hinzu. Er seufzte.
"Hör zu, ich weiß, dass ich in letzter Zeit nicht wirklich für dich da war, aber-"
"Nicht wirklich für mich da warst?" fragte ich entsetzt und sah ihn nun auch an. "Hörst du dir eigentlich selbst zu?" fragte ich aufgebracht und ich sah Tränen in Jace's Augen steigen. Er öffnete seinen Mund aber es kam nichts heraus.
"Ich bin so verloren. Ich habe meinen scheiß Verstand verloren und du hast es nicht mal mitbekommen. Verdammt, es hat dich nicht mal interessiert." fuhr ich ihn an.
"Ich habe meine Eltern auch verloren, Alec!" sagte er selbst ein wenig lauter. Ich schüttelte meinen Kopf.
"Und wie ist es dir dabei so ergangen?" fragte ich und er schluckte. Er sah mich einfach nur enttäuscht an.
"Ich habe sie zum zweiten mal verloren." sagte er leise und wischte sich die Träne weg. Er drehte sich um und verließ mein Zimmer. Ich seufzte und verspürte einen Kloß in meinem Hals.
"Fuck!" schrie ich laut und boxte in mein Kissen. Tränen flossen mir über die Wange. Alice stürmte herein und lief zu mir. Sie nahm mich in den Arm und ich schluchzte leise vor mich hin. Alles ist scheiße.
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Peter Pan
Mystery / ThrillerWIRD ZURZEIT BEARBEITET "Ich will nicht, dass du gehst." seufzte Benjamin. Peter, oder was auch immer sein echter Name war, nickte. "Ich möchte auch nicht gehen." sagte er. "Aber manchmal muss man Opfer erbringen für die, die man liebt." sagte er...