Kapitel 4

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Benjamins POV

Ich saß  Lehrerzimmer und starrte auf die Mappe, welche vor mir lag. Es war Pause und ich hatte noch eine Stunde, die ich unterrichten müsste. Bis jetzt lief es gut. Ich war nicht glücklich, aber es war nicht schwer so zu tun als wäre ich es. Die Kinder heitern mich normalerweise auf, aber hier konnte mich niemand wirklich aufheitern. Wie lange würde das noch dauern? Würde es je enden?

"Hey." sagte jemand sanft, dennoch erschrak ich. Ich sah eilig auf und sah in Alice's Augen. Sie lächelte mich liebevoll an, während ich meine Hand auf mein schnell-schlagendes Herz legte. Ich war wohl zu tief in Gedanken versunken. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht so erschrecken." meinte sie. Ich schüttelte meinen Kopf und packte die Zettel, die auf dem Tisch lagen ebenfalls in meine Mappe.

"Nicht schlimm." antwortete ich. Alice seufzte und lehnte sich an den Tisch. Ich sah auf die Uhr. Drei Minuten noch, bis die Pause aus war. Auch Alice müsste dann wieder in ihre Klasse, denn unsere Klassen haben heute gleich lang.

"Du hättest heute nicht unbedingt kommen müssen." meinte sie. "Wenn du noch Zeit brauchst, versteht das jeder von uns." sagte sie, doch ich schüttelte meinen Kopf. Es ist mein Job und auch wenn sie das verstehen würden, würde es meine Stelle hier gefährden.

"Nein, das geht schon. Ich kann mich nicht für immer verstecken." ließ ich sie wissen. Sie legte zwei Finger an mein Kinn und drehte mein Gesicht zu ihr, sodass ich sie ansehe. Sie runzelte die Stirn.

"Du siehst müde aus. Hast du überhaupt geschlafen?" fragte sie besorgt. Ich stand auf, wendete meinen Blick ab und nahm meine Mappe.

Tatsächlich bekam ich in den letzten drei Tagen eher weniger Schlaf. Meistens war ich nicht müde, aber auch dieses Erlebnis im Wald ließ mich nicht los. Mit wem habe ich geredet und wieso ist er gegangen? Oder war er gar nicht hier? Ich war seit drei Tagen nicht mehr dort, da ich mich nicht danach fühlte, aber vielleicht sollte ich nochmal hingehen.

"Ja, ich bin nur sehr oft aufgewacht. Mir geht es gut." antwortete ich. Sie hatte ihre Stirn immer noch gerunzelt, aber ich ignorierte das. "Ich gehe jetzt zurück in meine Klasse. Wir sehen uns." sagte ich und verließ Lehrerzimmer.

Nach der letzten Stunde, packte ich alles ein und verließ die Schule. Mein Arbeitstag ist somit aber noch nicht vorbei. Ich musste noch die Hausaufgaben der Schüler kontrollieren und da sind oft sehr viele Fehler drinnen.

Als ich zuhause ankam, setzte ich mich an meinen Küchentisch und begann zu arbeiten. Vielleicht würde mich dies ja ablenken. Tatsächlich tat es dies auch. Einige Stunden lang, saß ich vertieft bei den Hausaufgaben der Schüler und korrigierte alles genau, doch sobald ich fertig war, verspürte ich wieder diese Traurigkeit in mir.

Ich sah auf die Uhr und bemerkte wir hatten schon zehn Uhr Abends. Wie immer fühlte ich mich allerdings nicht müde. Vielleicht wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt um nochmal zu dem Wald zu gehen. Wer weiß, vielleicht treffe ich erneut auf den mysteriösen Mann. Vielleicht habe ich mir das alles aber wirklich nur eingebildet, da ich zu wenig Schlaf hatte.

Ich beschloss also meine Jacke und Schuhe anzuziehen und mich auf den Weg zu machen. Fünfzehn Minuten später, genau wie bei den anderen Malen war ich bei der Bank. Das erste was mir in den Sinn kam war mich einfach auf die Bank zu setzen. Selbst wenn er nicht hier ist könnte ich mich wenigstens entspannen.

Ich schloss meine Augen und hörte dem Rauschen des Wassers zu. Die ersten zwei Minuten herrschte Ruhe, doch plötzlich wurde ich wieder auf ein Rascheln im Wald aufmerksam. Langsam drehte ich mich um und sah wie vor drei Tagen eine Gestalt. Ich sah sie nicht gut, denn es waren keine Glühwürmchen hier, die irgendetwas erhellen. Ich musste meine Augen anstrengen um ihn zu sehen. Er stand einfach nur da und sah mich an, nur dieses mal hatte ich keine Angst. Obwohl es eigentlich ja schon beängstigend ist, wenn ein fremder Mann im Wald steht und ich ansieht. Er könnte auch ein Mörder sein.

"Hallo." sagte ich. Ich wusste nicht, ob er mir antworten würde, aber ich hoffte es halt. Das letzte mal tat er es ja auch.

"Du bist wieder hier." erwiderte er mit seiner sanften Stimme. Ich lächelte.

"Ja, du auch." meinte ich. Ich konnte sehr schwach erkennen, dass er mit den Schultern zuckte. Ich fragte mich immer noch, was er eigentlich im Wald macht. Ist er dort jeden Tag oder war er einfach zufällig immer dort wenn ich dort war.

"Das bin ich immer, aber du nicht." erklärte er mir. Somit war meine Frage beantwortet. Was macht er hier jeden Tag? Wird das nicht irgendwann langweilig? Oder bekommt er von anderen Leuten auch Besuch?

"Ich hatte zutun." meinte ich. Das war eigentlich nicht wahr, ich war einfach nicht in der Stimmung mein Bett zu verlassen, aber das wollte ich ihm nicht unbedingt verraten.

"Das dachte ich mir." antwortete er. "Und jetzt hast du nichts zutun?" fragte er. Ich schüttelte meinen Kopf. Er stand immer noch einfach so da.

"Nein, ich habe alles erledigt." antwortete ich. "Hast du nie etwas zutun? Ich meine, weil du immer hier bist." fragte ich neugierig und plötzlich kam er einen Schritt näher.

"Oh doch, ich habe viel zutun, aber ich komme hierher um mich davor zu drücken." meinte er. Ich grinste, das klingt nach mir als ich klein war.

"Weißt du, ich war hier immer als ich klein war." gab ich zu. "Wenn ich keine Lust hatte meine Hausaufgaben zu machen, oder.. wenn ich meinen Eltern gestritten habe." sagte ich ein wenig traurig und sah zu Boden. Erinnerungen kamen wieder hoch und wieder fühlte ich mich wieder nach weinen. Ich wollte mich wieder in meiner Bettdecke verstecken.

"Du scheinst traurig." meinte er. Ich sah wieder auf. Wie konnte er das wissen, wenn er mein Gesicht nicht sieht? Ich sehe wie er einen weiteren Schritt nach vorne kommt, doch ich konnte ihn immer noch nicht erkennen. "Du kommst hierher, damit du nicht mehr traurig bist, oder?" fragte er. Ich sah ihn überrascht an.

"Was, ich meine wie-"

"Ich spüre sowas einfach." meinte er. "Funktioniert es?" fragte er sanft. Ich fixierte mich auf ihn und versuchte ihn zu erkennen doch es ging noch nicht. Die Dunkelheit des Waldes zeigte ihn noch nicht.

Bevor ich etwas antworten konnte, hörte ich, wie andere Leute näher kamen. Es waren laute Lacher. Sie waren betrunken, dachte ich mir. Ich sah zu dem unbekannten Mann, der wieder einige Schritte zurück wegging und am Ende ganz verschwand. Es war als hätte er sich in Luft aufgelöst.

"Warte! Geh nicht!" rief ich in den Wald doch es kam keine Antwort mehr. Ich seufzte. Na toll.

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