Kapitel 13

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Es war Mittwoch am späten Nachmittag. Ich saß an meinem Esstisch und korrigierte die Aufgaben meiner Schüler. Meine Konzentration war nicht wirklich vorhanden, aber ich hatte keine andere Wahl.
Ich war seit Sonntag nicht mehr im Wald, da ich nicht wusste, wie ich mich vor Peter Pan verhalten soll. Die Symptome die er mir erklärt hat, trafen alle zu, aber wie kann man denn in jemanden verliebt sein, den man nicht kennt?

Ich fuhr mit meiner Hand durch meine Haare und legte meinen Stift zur Seite, als ich fertig war. Ich packte alles zusammen und steckte es in meine Tasche. Und was nun? Ich wollte mich ablenken, aber wie?
Ich stand auf und begab mich zum Kühlschrank. Essen war immer die Lösung, auch wenn ich es in letzter Zeit vernachlässigt habe. Leider musste ich feststellen, dass mein Kühlschrank leer ist. Seufzend schloss ich ihn wieder. Vielleicht sollte ich mal wieder einkaufen gehen.

Ich ging also zum Eingangsbereich um meine Schuhe anzuziehen. Ich packte meine Jacke, öffnete meine Haustür und als ich gehen wollte, sah ich, dass Alice vor meiner stand.
„Wo willst du hin?" fragte sie mir verschränkten Armen. Woah, sie scheint schlecht gelaunt zu sein.

„Ich bin auch froh dich zu sehen." meinte ich. „Ich wollte essen kaufen gehen." beantworte ich ihre Frage. Sie schüttelte ihren Kopf und betrat meine Wohnung. Ich glaube ich stecke in der Klemme.
„ Das kann warten, ich muss mit dir reden." meinte sie. Oh nein. Sie hatte diesen Unterton, der mir ganz und gar nicht gefiel. Ich legte meine Jacke also wieder zur Seite und folgte ihr.

„Was gibt's?" seufzte ich. Sie sah sich um und öffnete, wie beim letzten mal, zuerst wieder das Fenster.
„Es geht um Andrew." meinte sie. „Wieso hast du ihm einen Korb gegeben?" fragte sie vorwurfsvoll. Ich seufzte, darum geht es also.
„Hat er es dir erzählt?" fragte ich. Hat er sie danach etwa angerufen und sich bei ihr ausgeheult?

„Ich habe ihn gefragt wie es zwischen euch läuft und er meinte, dass ihr euch super verstanden hat aber du ihn gekorbt hast." erklärte sie. Ich runzelte meine Stirn.
„Was? Wieso fragst du ihn und nicht mich?" fragte ich und verschränkte ebenfalls meine Arme.

„Weil du mir nichts mehr erzählst!" antwortete sie beleidigt. „Ich weiß, dass du trauerst aber ich bin deine beste Freundin. Außerdem als ich dich letztens gefragt habe, meintest du, du magst ihn!" sagte sie. Ich rollte meine Augen.
„Ja ich weiß, das tue ich auch aber.." begann ich und sie sah mich erwartungsvoll an. „..ich war mir so unsicher." meinte ich. Ich wollte nicht mehr lügen müssen.

„Unsicher wegen was? Ihr passt doch toll zusammen. Ich sehe es ein wenn du sagst, dass er nicht dein Typ war, aber das war er doch, oder?" meinte sie und ich nickte. Ich atmete tief durch.
„Hör zu, ich erzähle dir gleich etwas, das darfst du niemanden erzählen und vor allem nicht Sofia." sagte ich und sie runzelte ihre Stirn.

„Okay, ich verspreche es." meinte sie. Gut, das war gut. „Es gibt da jemand anderen." meinte ich und sie riss ihre Augen auf.
„Was? Wer? Wie ist sein Name? Woher kommt er?" fragte sie erstaunt und neugierig. Ich seufzte.

„Das ist das Problem, ich weiß es nicht. Ich weiß weder seinen Namen, noch woher er kommt." gab ich zu. Sie sah mich verwirrt an.
„Also habt ihr nie geredet?" fragte sie doch ich schüttelte meinen Kopf.

„Doch, wir reden fast jeden Abend." erwiderte ich. Sie schien nichts zu verstehen und ich konnte es ihr nicht verübeln. „Ich sehe ihn jeden Abend im Wald. Ich sah ihn zum ersten mal, ungefähr einen Tag nach der Beerdigung meiner Eltern." erklärte ich.
„Er stand im Wald und hat anfangs nicht geredet. Zwei Tage später haben wir dann zum ersten mal geredet. Seitdem fast jeden Abend. Ich nenne ihn meistens Peter Pan."  meinte ich und sie sah mich ungläubig an.
„Benji, das ist -„
„Ja, Alice, ich weiß wie das klingt aber es ist so." verteidigte ich mich. „Er half mir wirklich dabei den Tod meiner Eltern zu verarbeiten und das tut er immer noch. Er bedeutet mir viel." sagte ich. Alice seufzte und legte ihre Hand auf meine Schultern.

„Ich kann dem Ganzen keinen Glauben schenken." antwortete sie. Nun runzelte ich meine Stirn.
„Denkst du ich lüge?" fragte ich verwundert und sie schüttelte ihren Kopf.
„Nein, aber ich denke, dass du eine schwere Zeit durchmachst und-„
„Ich bin nicht verrückt, Alice!" verteidigte ich mich. Ich trat einen Schritt zurück und schüttelte ihre Hand ab. Alice seufzte.

Nun herrschte eine Stille. Sie glaubte mir nicht. Meine eigene beste Freundin glaubte ich wäre verrückt.
„Ich beweis es dir." sagte ich. „Wir gehen jetzt in den Wald, dann siehst du ihn." meinte ich.

„Ich weiß nicht, Benji." antwortete sie.
„Bitte, ich weiß, dass er wieder dort sein wird." erklärte ich und nach kurzem überlegen stimmte Alice zu.
Gemeinsam gingen wir los und machten uns auf den Weg zum Wald.
„Was wolltest du damals überhaupt im Wald?" fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich wollte abschalten. Ich war traurig." erwiderte ich und sie nickte. Wir redeten nicht viel, da eine eigenartige Spannung zwischen uns war. Ich hoffte die würde sich lösen, wenn sie Peter Pan erstmal sieht.
Fünfzehn Minuten später waren wir da. Die Sonne war fast untergegangen. Alice sah sich angespannt um.

„Es ist echt gruselig hier." meinte sie und ich zuckte mit den Schultern.
„Ich hatte hier nie wirklich Angst." sagte ich. Ich starrte in den Wald, aber ich sah niemanden. Es war einfach nur ein leerer Wald.

„Also, wo ist jetzt ‚Peter Pan'?" fragte sie und betonte seinen Namen dabei. Ich rollte meine Augen.
„Er sollte jede Sekunde hier sein." meinte ich. „Peter!" rief ich in den Wald und ich konnte mein Echo hören. Nichts kam zurück. Alice sah mich erwartungsvoll an.
„Peter Pan!!" rief ich erneut und lauter. Wieder kam nichts zurück. Wo war er? Wieso schien der Wald leerer als sonst?
„Benji, er ist nicht hier. Vielleicht gibt es ihn gar nicht." meinte sie. Ich sah sie entgeistert an.
„Du meinst ich bilde mir das alles ein?" fragte ich aufgebracht. Sie seufzte. „Ich bin nicht verrückt, Alice. Ich weiß was real und unreal ist!" sagte ich beleidigt und ging weg von ihr.
„Benji!" rief sie doch ich reagierte nicht darauf. Ich war zu aufgebracht dafür.

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