Kapitel 11

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Ich saß im Bus und starrte aus dem Fenster. Es war Samstag Nachmittag und somit hatte ich frei. Andrew hatte mir geschrieben, er meinte, dass er sich sehr gerne mit mir treffen würde, da er nichts zutun hatte. Ich war ebenso ohne Beschäftigung, also stimmte ich zu.

Diese Woche verlief eigentlich ziemlich normal. Ich habe mich vier mal mit Peter Pan getroffen und es verlief wie immer. Wir redeten ein wenig und dann verabschiedeten uns. Das ist der normale Ablauf und ich weiß nicht ob sich dies jemals ändern wird. Ich wusste nicht mal, was ich mir erhoffte. Was wollte ich? Was war Peter überhaupt für mich? Waren wir überhaupt Freunde?

Ich stand auf, als ich bemerkte, dass ich aussteigen muss. Ich verließ den Bus und machte mich weiter auf den weg. Wir trafen uns in einem Cafe und dies war nicht mehr weit von hier. Er meinte er würde gerne mit mir reden und davor hatte ich ein wenig Angst. Ich hatte da schon eine Ahnung über was er reden möchte, aber dafür war ich noch nicht bereit.

Als ich das Cafe betrat, sah ich ihn schon an einem Tisch sitzen. Er winkte mir und ich ging auf ihn zu. Er stand auf und nahm mich in den Arm. Ich erwiderte die Umarmung natürlich. Ich fragte mich, ob Peter Pan mich auch einmal umarmen wird. Wir setzten uns wieder hin und ich wollte nach der Speisekarte greifen, doch er hielt davon ab.

"Ich habe schon bestellt. Einen Espresso und einen Cheesecake für dich." meinte er. Ich lächelte das ist tatsächlich das, was ich jedes mal bestelle. Es war süß, dass er es sich gemerkt hat. "Wie war deine Woche?" fragte er freundlich. Ich zuckte mit den Schultern.
"Ganz gut. Ich habe nicht wirklich etwas besonderes gemacht." erklärte ich und er nickte. "Was ist mit dir?" fragte ich.

"Ach, das selbe. In der Kanzlei war nicht viel los." meinte er. Andrew war Anwalt und anscheinend ein ziemlich guter. Würde ich in der Klemme stecken, würde ich wahrscheinlich ihn anrufen.
Eine junge Kellnerin kam und brachte unsere Bestellung. Ich griff nach meinem Kaffee und nippte einmal daran. Er war heiß, als zog ich zischend die Luft ein. Andrew grinste amüsiert.

"Du solltest mittlerweile wissen, dass der Kaffee heiß ist, Ben." meinte er und ich zuckte unschuldig und lachend mit meinen Schultern. Während wir aßen, unterhielten wir uns. Es gab nie wirklich ein bestimmtes Gesprächsthema, aber das benötigten wir auch nie. Wir unterhielten uns über die verschiedensten Dinge, und eigentlich genoss ich die Zeit mit ihm auch.

Nach ungefähr einer Stunde, entschlossen wir uns ein wenig spazieren zu gehen. Die Sonne ging langsam unter und der Himmel war orange und lila geziert. Es sah wirklich schön aus. Wir gingen neben einem Fluss. Mit der Zeit bemerkte ich, dass mir das alles ziemlich bekannt vor kam.
Wir waren fast da, wo Peter Pan und ich uns immer trafen, nur kamen wir von der anderen Seite. Ich konnte die Bank sehen, auf der wir immer saßen. Kennt er diesen Platz? Ich fixierte mich auf diese Bank, bis Andrew sich räusperte.

"Weißt du, ich würde gerne mit dir über etwas reden." meinte er. Nun sah ich zu ihm, doch er sah schüchtern zu Boden. Oh nein, nicht jetzt. "Ich denke, dass du weißt, dass ich dich sehr gerne mag, Ben." meinte er. Ja, das war mir sehr wohl bewusst.
"Äh, ja, ich denke schon. Ich mag dich doch auch." meinte ich, doch er schüttelte seinen Kopf.

"Nein, das meinte ich nicht." sagte er. "Mir ging das in den letzten tagen durch den Kopf, aber ich wusste nicht so ganz wie ich es dir sagen sollte." meinte er. Bitte nicht. Er atmete tief durch und sah mir in die Augen. "Ich mag dich mehr, als freundschaftlich." gab er zu. Ich seufzte. Na toll.

"Andrew, ich-" begann ich, doch stoppte als ich etwas im Wald bewegen sah. Ich blickte hinein und sah Peter Pan. Was machte er hier? Es ist zu früh. Viel zu früh. Er beobachtete uns. Wieso tat er das?
"Ben?" fragte Andrew und legte seine Hand auf meinen Oberarm. Ich zuckte zusammen und sah ihm ins Gesicht. "Geht es dir gut?" fragte er. Ich nickte.

"Andrew, ich mag dich echt gerne, aber ich kann dir jetzt keine Antwort darauf geben. Noch nicht." erklärte ich. Andrew nickte verständnisvoll und seufzte.
"Das dachte ich mir. Vielleicht geben wir uns noch ein wenig Zeit." meinte er und nickte lächelnd. Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Ich mag Andrew echt gerne, aber es fühlte sich nicht richtig an. Er kam näher und gab mir einen Kuss auf die Wange.

"Wollen wir los?" fragte er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hat. Ich schüttelte meinen Kopf.
"Geh du ruhig, ich würde gerne ein wenig nachdenken." meinte ich. Andrew lächelte und nickte. Ich war so froh, dass er verständnisvoll war. Es erleichterte mir vieles.
"Wir sehen uns." meinte er und ging weg. Ich seufzte und sah wieder in den Wald. Peter Pan stand immer noch da, angelehnt an einen Baum.

"Ihr seid süß zusammen." meinte er leise, aber so, dass ich es hören konnte. Ich fuhr mir nervös durch die Haare.
"Du hast gehört, was ich gesagt habe. Da ist nichts." erwiderte ich. Peter Pan richtete sich auf und kam näher.
"Noch nichts." antwortete er. Was interessiert es ihn? Anfangs wollte er nicht mal, dass ich seine Hand berühre. "Wieso hast du ihm nicht gesagt, was du für ihn fühlst?" fragte er. Ich runzelte meine Stirn.

"Weil ich es selbst nicht weiß!" verteidigte ich mich selbst. "Das ist kompliziert." meinte ich. Peter Pan kam näher und zuckte mit den Schultern.
"Was hält dich davon ab?" fragte er. Sollte ich ehrlich sein? Das was mich eigentlich abhielt war er.

Ich mag Andrew wirklich sehr, aber ich habe das Gefühl, dass ich Peter Pan mehr mag und das ist verrückt. Ich kenne nicht mal seinen echten Namen. Ihn zu mögen ist dumm und bringt mir nichts. Es ist ein endloses Spiel und trotzdem spiele ich mit.

"Nicht so wichtig." meinte ich. Ich wollte es ihm nicht sagen. Er würde mich wahrscheinlich ebenfalls für verrückt halten.
"Verheimlichen wir uns jetzt gegenseitig Sachen?" fragte er und ich lachte. Ist das sein ernst?

"Meinst du das ernst? Ich kenne nicht mal deinen Namen, weil du mir nicht vertraust!" sagte ich genervt. Peter sah mich überrascht an.
"Ich vertraue dir, Benjamim." sagte er. "Und ich würde dir liebend gerne alles von mir erzählen, aber das ist nicht so einfach." meinte er und kam näher. Er stand nun genau vor mir.

"Wieso muss alles so kompliziert sein?" flüsterte ich und er zuckte mit den Schultern. Langsam griff er nach meinen Händen. Sobald er mich berührte, verspürte ich es in meinem ganzem Körper. Alles kribbelte. So war das bei Andrew nicht.
„Es tut mir leid, Benjamin." sagte er. "Ich wünschte es wäre anders." fügte er hinzu. Ich seufzte und schloss meine Augen. Ich hatte den Drang ihn zu küssen, doch ich tat es nicht. Das hier machte alles keinen Sinn. Er war hier, vor mir und dennoch schien er so weit entfernt.

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