Kapitel 35

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Langsam näherte ich mich der Person. Sie beängstigte mich irgendwie. Wer sonst ist um diese Uhrzeit hier? Normalerweise waren die einzigen, die im Wald waren immer nur ich und Magnus. Manchmal auch Betrunkene, aber so schien mir derjenige nicht.

"Alexander Gideon Lightwood." sagte die Person mit einer sehr tiefen Stimme. Mein Herz schlug immer schneller. Woher wusste die Person meinen Namen? Wer war das? "Komm ruhig näher." fügte er hinzu. Das tat ich auch, auch wenn es dumm war.

Ich ging soweit, bis ich sein Gesicht erkennen konnte. Er war asiatisch. Er hatte Ähnlichkeit mit Magnus. War das etwa sein...Vater? Was machte er hier? Woher würde er meinen Namen wissen? Hat Magnus meinen Namen verraten? Hat er über mich geredet? War das denn überhaupt sein Vater?

"Asmodeus?" fragte ich vorsichtig. Er grinste überrascht.

"Mein Sohn hat also von mir erzählt." stellte er fest. Er war es also tatsächlich. Ich schüttelte meinen Kopf.

"Nein, das habe ich alleine herausgefunden." gab ich zu. Er lachte leise. Habe ich etwas lustiges gesagt? Er machte mir Angst, aber nicht genug, dass ich wegrennen würde.

"Du hast also recherchiert. Du musst meinen Sohn wohl echt mögen." antwortete er. Ich nickte zögernd. Ich hatte leider nicht das Gefühl, dass es ein "Pass gut auf meinen Sohn auf" Gespräch wird. Ich denke nicht, dass er gute Absichten hatte. "Er mag dich auch. So sehr, dass es zur Gefahr werden könnte." meinte er. Ich musterte ihn verwirrt.

"Worauf wollen Sie hinaus?" fragte ich. Ich hatte keine Lust auf dieses Spielchen. Ich wollte Klartext. "Wo ist Magnus?" fragte ich. Er grinste arrogant. Mir gefiel das nicht.

"Zuhause, wo er auch hingehört. Nicht in diesen Wald. Nicht in diese Menschenwelt." meinte er. Ich lachte.

"Magnus hat hier ebenfalls gelebt!" sagte ich verteidigend. Sein Grinsen verschwand. Nun sah er mich einfach nur ernst an. Vielleicht sollte ich doch lieber gehen. Ich meine, ich hatte nicht mal etwas zum verteidigen.

"Das hat er, und dann hat er sich für die Unterwelt entschieden. Er hat bemerkt, dass die Menschen schwach sind. Er war soviel mehr." meinte er. Da hatte er Recht. Magnus war alles, aber nicht schwach. "Weißt du, Magnus dachte, ich wüsste nicht, was er hier draußen treibt. Er dachte ich wüsste nicht, mit was er sich abgibt." sagte er. Wow, wie nett.

"Ich war ziemlich erleichtert, als du dachtest, dass du deinen Verstand verloren hast." sagte er. Ich sah ihn entgeistert an.

"Ich war fünf Monate in einer Psychiatrie!" antwortete ich laut. Er lachte.

"Das weiß ich. Ich habe den Brief in Magnus' Zimmer gefunden. Rührende Worte." meinte er. Er provozierte mich. Wieso tat er das?

"Was ist Ihr Problem?" fragte ich und kam einige Schritte näher. Am liebsten wollte ich ihm eine reinhauen, aber Gewalt war keine Lösung, vor allem nicht bei dem mächtigstem Hexenmeister der ganzen Unterwelt.

"Du bist das Problem, Alexander. Du machst Magnus schwach. Liebe macht dich schwach." meinte er. Ich runzelte meine Stirn. Was redete er?

"Was reden Sie? Haben Sie denn überhaupt eine Ahnung von Liebe?" fragte ich und kam wieder ein Stück näher, sodass ich vor ihm stand. Nun schien er wütend zu werden. Oh nein, das könnte ungut werden.

"Die Menschenwelt war Magnus egal! Kaum tratest du in sein Leben, fängt er an zu zweifeln! Die Unterwelt ist sein zuhause. Dort gehört er hin." meinte er wütend. Ich lachte.

"Wenn man jemanden liebt, ist zuhause kein Ort mehr, sondern eine Person." meinte ich. Er sah mich wütend an. Sehr wütend.

"Magnus kann nicht beides haben. Er wird sich entscheiden müssen." sagte er. "Und dabei werde ich ihm auf die Sprünge helfen." sagte er und ehe ich reagieren konnte wandte er seine Magie an.

Er warf mich über das Brückengeländer und ich knallte mit voller Wucht auf das Eis. Nein, nein, nein. Es war nicht genug gefroren. Das wusste ich. Das wusste jeder, auch Asmodeus. Es brach und ich stürzte ein.

Es tat weh. Unendlich weh. Es fühlte sich an, als würden tausend kleine Nadeln in mich stechen. Es war unerträglich. Ich sah nach oben, und versuchte das Loch zu finden, doch ich fand es einfach nicht. Es war nicht mehr da. Mir wurde immer kälter und die Luft wurde immer weniger. Scheiße.

Ich bemerkte, wie meine Klamotten immer schwerer wurden und mich immer weiter nach unten zogen, bis ich mich schließlich nicht mehr wehren konnte. Es wurde dunkler und dunkler, und meine Augen immer schwerer, bis sie letztendlich zufielen.

Plötzlich wurde alles weiß. Um mich herum war nichts. Gar nichts. War ich tot? Sah so der Himmel aus? Oder vielleicht doch die Hölle? Ich konnte atmen, aber dennoch war mir unendlich kalt.

"Alexander?" sagte eine sehr bekannte Stimme. Ich drehte mich um und da stand Magnus. "Was machst du hier?" fragte er. Ich zitterte plötzlich, wahrscheinlich von der Kälte.

"I-Ich weiß es nicht." sagte ich. Ich sah auf meine Hände und sah, wie sie sich blau verfärbten. "Magnus, was passiert mit mir?" fragte ich und sah ihn seine Augen. Ich konnte die Sorge in seinen Augen sehen. Er kam auf mich zu und griff nach meinen Händen.

"Nein, du solltest nicht hier sein." meinte er. Ich denke, das war mir bewusst, aber wo war ich denn überhaupt?

"Ich wusste, dass das passieren würde." meinte eine andere Stimme. Asmodeus. Er stand hinter Magnus. "Mir war klar, dass mein Sohn der letzte sein wird, an den du denken würdest." meinte er. Magnus sah ihn entgeistert an.

"Was hast du getan?" fragte er wütend und ängstlich. Ich konnte hören, wie seine Stimme langsam brach.

"Deine Entscheidung beschleunigt." meinte er. Wovon redet er. "Dein Freund hier stirbt gerade. Er ertrinkt, oder erfiert. Wie man es nimmt." meinte er. Ich war also noch nicht tot? Ich verstand das alles nicht. Er drehte sich zu mir. Mir wurde immer kälter und als ich wieder auf meine Hände sah, bemerkte ich, dass ich mich langsam auflöste.

"Nein, nein, bleib bei mir. Ich hol dich da raus." meinte er mit Tränen in den Augen. Alles war kalt, aber je mehr ich mich auflöste, desto mehr wurde es erträglich. Fühlte sich so sterben an?

"Nicht so schnell, mein Sohn." sagte Asmodeus und hielt ihn auf. "Dieser Fluss ist zu weit weg. Du kannst dort nicht hin. Nur wenn du.."

"Ich mach es." sagte Magnus. Was macht er? Ich war so verwirrt. "Ich würde jeden Schmerz durchgehen um ihn zu retten, aber bitte, lass mich ihm helfen." sagte er schluchzend.

"Magnus." sagte ich. Ich wollte mehr sagen, aber mehr kam nicht heraus, denn ich war fast nicht mehr da. Er sah zu mir und dann wieder zu seinem Vater.

"Du weißt nicht, was du da sagst." meinte sein Vater. Magnus schüttelte seinen Kopf.

"Tu es!" schrie er ihn an. Das letzte was ich sah war wie Asmodeus begann mit seinen Händen einen Magieball zu formen, dann wurde alles wieder schwarz. Keine Stimmen, kein Schmerz. Nichts. Einfach nur Leere.

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