Chapter 8

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Alexander POV

Schule war vorbei und somit auch mein Arbeitstag. Heute war es ausnahmsweise nicht sehr anstrengend. Die Kinder waren heute eher ruhiger und zappelten nicht so sehr als sonst. Ich packte gerade meine Blätter zusammen um sie in die Mappe zu geben.

Ich verließ die Klasse und war dabei die Schule zu verlassen, als jemand hinter mir meinen Namen rief. Ich blieb abrupt stehen und drehte mich um. Wie bereits erwartete, war es Alice, welche auf mich zugelaufen kam.

"Hey, Benji." begrüßte sie mich. "Was machst du morgen Nachmittag?" fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern, denn ich hatte eigentlich nicht wirklich etwas geplant.

"Ich denke nichts, wieso fragst du?" fragte ich. Sie grinste. Oh nein, das gefällt mir nicht.

"Weißt du, ich hab da jemanden kennengelernt und ich denke der könnte etwas für dich sein." meinte sie. Ich rollte meine Augen. Das hat sie schon einmal versucht und es hat nicht geklappt.

"Vergiss es." meinte ich und wollte weitergehen, doch sie hielt mich bei meinem Handgelenk fest. Genervt drehte ich mich wieder zu ihr.

"Wir treffen uns morgen alle auf einer Geburtstagsfeier von Helen und er wird auch da sein. Komm doch wenigstens mal mit." bat sie mich. Darauf hatte ich ja eigentlich gar keine Lust. Ich hatte keine Motivation mein Haus zu verlassen, außer Abends, wenn ich 'Peter Pan' treffe.

"Ich fühl mich nicht wirklich nach feiern." stellte ich fest und sie seufzte.

"Das weiß ich, aber ich bin der Meinung, dass du mal wieder raus musst. Wir vermissen dich alle und es schadet dir bestimmt nicht mal wieder unter Menschen zu kommen." meinte sie. Ich rollte erneut genervt meine Augen und nickte anschließend.

"Okay, aber nicht länger als drei Stunden!" meinte ich und sie klatschte begeistert in die Hände. "Können wir jetzt los?" fragte ich und sie nickte. Gemeinsam verließen wir die Schule und machten uns auf den Heimweg.

Alice und ich unterhielten uns viel. Auch darüber, wie es mir geht. Ich erzählte ihr, dass es okay ist. Das war teilweise richtig. Manchmal ist es so, als wäre das alles nie passiert, und dann denke ich wieder daran. Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis ich wieder glücklich sein kann.

Sobald ich zuhause ankam, packte ich die Hausaufgaben der Schüler aus und verbesserte diese. Ich war wie die letzten Male ein wenig abgelenkt, da ich nur daran denken konnte, dass ich Peter Pan bald wieder sehen werde. Ich wollte diese Hausaufgaben einfach fertig bekommen um in den Wald zu gehen.

Es fühlte sich manchmal so an, als wäre er mein einziger Freund, obwohl das nicht so war. Ich hatte natürlich auch noch Alice, aber sie konnte mir nicht so helfen wie er es tat. Es ging mir besser in seiner. Für einen kurzen Moment konnte ich diese ganze Traurigkeit vergessen. Das war bei Alice nicht so. Sie hatte Mitleid mit mir, und auch wenn sie es nur gut meint, bringt es mir nichts außer Schmerz. Es erinnert mich an das, was ich verloren habe.

Als ich fertig war, packte ich die Hefte ein, und machte ich mich wie jedes Mal auf den Weg. Es war sehr kühl, weshalb ich beschloss eine Decke mitzunehmen. Sie würde mich bestimmt wärmen, wenn ich dort sitze. Wer weiß, vielleicht ist Peter Pan auch kalt.

Ich kam wie immer fünfzehn Minuten später an, nur dieses Mal war etwas anders. Dieses Mal, saß er schon auf der Bank. Normalerweise, warte ich, bis er zu mir kommt, doch das war heute wohl nicht der Fall. Ich ging auf ihn zu und setzte mich neben ihn. Als er mich bemerkte, lächelte er sanft.

"Hey." sagte er leise. Er wirkte ein wenig traurig, doch ich war mir nicht sicher.

"Hey." antwortete ich. "Geht es dir gut?" fragte ich. Er sah mich überrascht an, als ob ihn das noch nie jemand gefragt hatte.
"Wieso fragst du das?" fragte er. Ich zuckte mit den Schultern.
"Du wirkst traurig." gab ich zu. Er seufzte und lehnte sich zurück. Ich nahm meine Decke und legte sie mir um die Schultern. "Ist dir auch kalt?" fragte ich und hielt die Decke so hoch, dass er sich näher zu mir setzen könnte. Er schüttelte seinen Kopf und irgendwie verspürte ich ein wenig Enttäuschung in mir.
"Ich hatte nur einen Streit mit meinem Vater." meinte er. Oh, das ist nicht gut. Ich drehte mich ein wenig zu ihm. Ich wollte für ihn da sein, denn er ist es auch für mich.

"Über was?" fragte ich. Er seufzte erneut und starrte auf das fließende Wasser.
"Ich sagte, dass er sich nicht für mich interessiert und dann ist er ein wenig ausgerastet." sagte er. "Ich denke nicht, dass er mich auf irgendeine Weise liebt." fügte er hinzu. Ich sah ihn traurig an.

"Also ich glaube, dass er dich liebt, auch wenn auf seiner eigenen eigenartigen Weise." gab ich zu. Er zuckte mit den Schultern. Ich atmete tief durch. "Weißt du, ich dachte damals auch, dass mein Vater mich nicht liebt." gab ich zu. Nun sah er zu mir.
"Wieso das?" fragte er. Es war schwer darüber zu reden, aber ich wollte es. Ich musste es.

"Es schien mir damals so, dass mein Vater sich für nichts interessiert was ich tat. So als wäre ich ihm egal. Er war fast nie zuhause und wenn, dann wollte er nicht wirklich mit mir reden." erklärte ich ihm. "Später wusste ich, dass er einfach nur sehr viel arbeitete, um unsere Schulden zu bezahlen und wenn er heimkam, dann war er einfach zu müde." gab ich zu. Es tat weh daran zu denken. Ich spürte wie zuvor den Schmerz in jeder einzelner Vene meines Körpers.

"Und jetzt? Ich meine wie ist euer Verhältnis jetzt?" fragte er neugierig. Ich schluckte und Tränen stiegen in meine Augen. Ich hatte Angst vor der Frage, aber ich wollte ihn auch nicht belügen. Wenn er ehrlich ist, kann ich das auch. Vielleicht hilft es ja, wenn ich darüber rede.

"Ähm, e-er starb vor einigen Wochen. Genauso wie meine Mutter und mein Bruder." gab ich und eine Träne lief über meine Wange. Peter Pan sah mich traurig an und drehte sich zu mir.

"Oh Benjamin, das tut mir so leid." sagte er und ich nickte. Ich sah nach unten und wischte mir meine Träne.
"Es fühlt sich so an, als würde ich nie wieder glücklich werden." flüsterte ich. Er schüttelte seinen Kopf.
"Weißt du, manchmal sind es die schlimmsten Dinge, die uns zum richtigen Weg bringen." meinte er und ich sah auf. "Alles passiert aus einem Grund und egal wo deine Familie nun ist, ich bin mir sicher, dass es ihnen besser geht." sagte er mit einem kleinen Lächeln. Ich schniefte und schenkte ihm ebenfalls ein kleines Lächeln. Seine Worte bauten mich auf. Sehr sogar.
"Danke." sagte ich und legte meine Hand vorsichtig und langsam auf seine Hand, welche auf der Bank lag. Sobald ich ihn berührten, spürte ich es in meinem ganzen Körper. Es kribbelte in meinem Bauch.

Peter sah allerdings erschreckt auf seine Hand und zog sie eilig weg. Ich sah ihn verwundert an. Habe ich ihn bedrängt?
"Tut mir leid, ich wollte nicht-"
"Du kannst mich anfassen..?" flüsterte er leise und starrte auf seine Hand. Ich sah ihn verwirrt an. Was? Er stand auf und sah sich um. "Ich muss gehen." sagte er und lief in den Wald.
"Peter!" rief ich ihm nach, doch das war ihm egal. Er ließ mich hier alleine zurück. Was war das?

Peter Pan Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt