Es war Mittwoch Abend. Ich saß auf meinem Sofa und starrte durch mein Fenster. Draußen war es windig und ich sah wie die Bäume sich bogen. Ich war heute arbeiten, aber ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren. Die ganze Zeit dachte ich darüber nach, was mir heute Abend bevor steht.Ich hatte Angst. Die ganze Zeit hatte ich Angst. Angst davor heute wieder einen großen Verlust durchzumachen. Ich kann Peter Pan nicht verlieren. Ich wollte das nicht. Ich brauchte ihn. Ich hoffte immer noch sehr, dass ich nicht verrückt geworden war.
Normalerweise wäre ich schon dort, aber ich irgendwie habe ich es noch nicht geschafft. Ich habe es nicht geschafft mich aufzurappeln. Ich würde lieber hier sitzen bleiben und weiter dem Sturm zusehen. Leider ging das nicht. Ich kann mich nicht davor drücken.
Seufzend, schob ich die warme Fleecedecke zur Seite und stand langsam auf. Ich fuhr mir durch die Haare um sie so zu richten. Ich zog meine Jacke und meine Schuhe an, nahm meinen Schlüssel und verließ meine Wohnung.
Sobald ich draußen war, spürte ich den kühlen Wind in meinem Gesicht. Es war angenehm, aber ich denke, dass ich mit der Zeit frieren werde. Ich ging los, dieses Mal zum üblichen Platz. 15 Minuten später war ich da. Es war ruhig. Er war noch nicht da, aber das war er sowieso nie vor mir.
Ich setzte mich nicht auf die Bank, den ich war viel zu nervös um zu sitzen. Ich musste stehen. Hinter mir hörte ich Geräusch und kurz darauf konnte ich seine Anwesenheit neben mir spüren, doch ich sah nicht zu ihm.
"Hey" sagte er, doch ich schwieg. Ich konnte spüren, dass er mich ansah. "Alles okay?" fragte er. Ich nickte zögerlich.
"J-Ja, alles gut." log ich. Nichts war gut. Gar nichts.
"Du bist ein schlechter Lügner, Alexander." ließ er mich wissen. Das war mir bewusst. "Du scheinst angespannt zu sein." stellte er fest. Oh ja, das war ich. "Ist irgendetwas passiert?" fragte er. Ich sah zu Boden.
"Nicht direkt." gab ich zu. Ich spürte Peter Pan's Hand auf meiner Schulter.
"Wieso siehst du mich nicht an?" fragte er verwirrt. Ich seufzte und sah langsam auf. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah ihm in die Augen. Peter Pan sah wie immer wunderschön aus. Seine Haare lagen perfekt. Jetzt schon verspürte ich diesen innerlichen Schmerz in meiner Brust.
"Ich bin nicht verrückt, oder?" fragte ich leise. Da war er wieder. Der Kloß in meinem Hals, welchen ich verzweifelt versuche runterzuschlucken. Peter Pans Ausdruck wurde weicher. Irgendwie..mitfühlend. Als hätte er Mitleid.
"Wovon redest du?" fragte er. Ich hatte das Gefühl, dass er genau wusste, was ich meinte. Tränen stiegen mir hoch.
"Ich bilde mir das alles nicht ein, oder? Du bist hier, oder?" fragte ich zittrig. Peter seufzte und wendete seinen Blick ab. Er sah auf das Wasser.
"Glaubst du denn daran?" antwortete er mit einer Gegenfrage. Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß doch selbst nicht mehr was ich glauben soll." gab ich zu. "Du bist immer da wo ich bin, sogar letztens als ich an einem anderen Platz war. Du hast anscheinend keinen Namen und du verschwindest auf eigenartige Weise. Als ich dich das erste Mal berührt habe, warst du schockiert darüber." stellte ich fest.
"Alexander-"
"Bitte sag mir, dass du für all das eine Erklärung hast. Bitte sag mir, dass ich meinen Verstand nicht verloren habe. Bitte." schluchzte ich und die Tränen liefen über meine Wangen. Peter Pan seufzte und drehte sich zu mir.
"Weißt du, wenn man sich etwas von ganzem Herzen wünscht, muss man es gehen lassen." sagte er. Ich sah ihn verwirrt an. "Wenn es zurück kommt, gehört es dir. Wenn es nicht zurück kommt, hat es dir sowieso nie gehört." sagte er.
"Du würdest nicht zurück kommen, oder?" fragte ich. Er schüttelte langsam seinen Kopf und mein Herz zerbrach wieder ein wenig mehr. Ich nahm seine Hände. Ich wollte ihn berühren. Mehr als sonst irgendetwas. "Als hätte ein Verlust nicht genug weh getan." flüsterte ich.
"Es tut mir leid, Alexander." sagte er. "Du hast mich gebraucht." sagte er. Ich schüttelte meinen Kopf.
"Nein, ich brauche dich immer noch." sagte ich und es war wahr. Ich brauchte ihn mehr als sonst was. "Ich schaff das nicht ohne dich." flüsterte ich. Er lächelt ein wenig.
"Natürlich schaffst du das. Ich weiß doch wie stark du bist." sagte er und legte seine Hand an meine Wange. Er wischte mit seinem Daumen meine Träne weg.
"Ich will nicht, dass du gehst." seufzte ich. Peter nickte.
"Ich möchte auch nicht gehen." sagte er. "Aber manchmal muss man opfer erbringen für die, die man liebt." sagte er. Für die, die man liebt. Er liebt mich?
"Es tut weh." sagte ich. Er seufzte und legte die Hand, welche nicht auf meiner Wange lag, auf meinen Brustkorb, da wo mein gebrochenes Herz schlägt.
"Ich bin hier, auch wenn du mich nicht mehr sehen kannst." sagte er mit einem traurigen Lächeln. "Du bist so ein guter Mensch. Verliere das nicht." sagte er.
"Auf Wiedersehen, Alexander." sagte er. Ich schüttelte meinen Kopf und schluchzte. Ich legte meine beiden Hände an seine Wangen, und näherte mich seinen Lippen. Ich wollte ihn küssen. Ich musste ihn küssen.
Kurz bevor ich meine Lippen auf seine legen konnte, sah ich zu, wie er sich vor meinen Augen langsam auflöste. Ich spürte, wie er aus meinen Händen verschwand. Die Stelle, an der seine Hand lag, wurde nun wieder kalt.
Er war weg. Einfach weg. Er hat sich in Luft aufgelöst. Ich konnte es spüren, dass er nicht mehr da war. Ich fühlte diese unendliche Leere in mir, schlimmer als je zuvor. Mein Herz war in tausend kleine Teile zersprungen. Ich würde ihn nie wieder sehen.
Es war ein Schmerz, den ich in jeder Vene meines Körpers verspürte. Die unendliche Einsamkeit. In diesem Moment fühlte es sich so an, als würde dieser Schmerz nie wieder vergehen. Sie hatten Recht. Sie hatten alle Recht. Ich habe meinen Verstand verloren.
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Peter Pan
Mystery / ThrillerWIRD ZURZEIT BEARBEITET "Ich will nicht, dass du gehst." seufzte Benjamin. Peter, oder was auch immer sein echter Name war, nickte. "Ich möchte auch nicht gehen." sagte er. "Aber manchmal muss man Opfer erbringen für die, die man liebt." sagte er...