Chapter 14

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Es ist Freitag Nachmittag. Ich saß auf meinem Sofa und starrte auf den Fernseher. Es lief irgendein Film, aber ich konzentrierte mich nichz wirklich darauf. Ich war müde, konnte aber nicht schlafen.
Ich war traurig. Ich wusste nicht wieso, aber ich war traurig. Ich spürte es überall. Überall in meinem Körper war diese Traurigkeit und sie schien sich zu verbreiten. Irgendwie musste ich es stoppen, aber wie?

Es ist fast eine Woche vergangen, seitdem ich Peter Pan gesehen habe. Nach Mittwoch war ich nicht nochmal dort. Ich fand die Zeit dazu nicht. Irgendwie vermisste ich ihn. Ich wollte ihn unbedingt wiedersehen.
Auch mit Alice habe ich seit dem Vorfall nicht mehr gesprochen. Wir haben uns zwar in der Schule gesehen, aber mehr als „Hallo" und „Tschüss" haben wir nicht gesagt. Wir sind nicht zerstritten, aber ich kann es nicht fassen, dass sie mir nicht glaubt.

Seufzend griff ich nach der Fernbedienung und machte den Fernseher aus. Ich sah auf die Uhr. Es war 17:12. Eigentlich könnte ich in den Wald gehen. Vielleicht ist er da und ich kann ihn wieder sehen. Ich könnte das echt gebrauchen. Ich brauche ihn.
Ich stand also auf, schnappte meine Jacke, zog meine Schuhe an und machte mich auf den Weg. Die Sonne ging langsam unter und der Himmel war wieder orange-lila geziert.

Die Luft war kühl, sodass ich sie auf meiner Haut spürte. Meine Hände hatte ich eingesteckt, immerhin würden sie sonst frieren. An Handschuhe habe ich nicht gedacht.
Fünfzehn Minuten später war ich da. Es schien leer. Nichtsdestotrotz setzte ich mich auf die Bank und starrte wie zumeist auf das Wasser. Es war ein wenig gefroren. Manchmal konnte man Eislaufen, und das tat ich auch, als ich kleiner war. Allerdings erlaubten es meine Eltern irgendwann nicht mehr, nachdem einmal jemand eingestürzt ist. Der Person ist zwar nichts passiert aber meine Eltern hatten Angst ich könnte erfrieren.

„An was denkst du?" sagte jemand plötzlich neben mir. Ich erschrak und sah zur Seite. Ich atmete erleichtert durch, als ich Peter Pan sah.
„Du bist hier." meinte ich und er nickte, sah mich aber nicht an. Er selbst starrte auch auf das Wasser.
„Du warst lange weg." erwiderte er. Ich seufzte. Das war wahr, aber ich hatte meine Gründe.
„Ich war am Mittwoch da." ließ ich ihn wissen und ich konnte sehen, dass er sich sichtlich anspannte.
„Mittwoch war ich beschäftigt." meinte er. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er würde lügen. Ich wollte allerdings nicht nachfragen.

„Achso." antwortete ich knapp und wendete meinen Blick ab. „Ich auch - also die restlichen Tage." erklärte ich und er nickte.
„Wie geht es dir?" fragte er nach einer Weile. Ich zuckte mit meinen Schultern. Das war eine schwere Frage.
„Ich weiß es nicht." erklärte ich und nun konnte ich seinen Blick auf mir spüren. „Ich habe Angst." gab ich ehrlich zu.
„Vor was denn?" fragte er. Immer wenn ich mit ihm redete, fühlte es sich so an, als könnte ich alles loswerden, was auf meiner Seele liegt.
„Ich habe vor allem Angst." sagte ich, und ich spürte diesen Kloß in meinem Hals. Ich hatte den Drang zu weinen, aber ich hätte keinen Grunde.

„Was meinst du?" fragte er. Nun sah ich zu ihm. Wir sahen uns an, und meine Augen wurden wässrig. Als würde er etwas in mir lösen.
„Na vor allem." sagte ich. „Ich habe Angst mich zu bewegen. Ich habe Angst das Haus zu verlassen. Ich habe Angst zu atmen. Ich habe Angst Menschen zu berühren." gab ich zu. Die erste Träne verließ meine Augen.
„Weißt du, manchmal sabotieren wir uns selbst." meinte er. Ich sah zu Boden und wischte meine Träne weg. „Wir reden uns ein, dass wir unglücklich sind oder Angst haben, aber so ist es eigentlich nicht." erklärte er. Ich schniefte.

„Wieso sollte das jemand tun?" fragte ich und er zuckte mit den Schultern.
„Weil wie denken, dass wir die guten Dinge im Leben nicht verdienen. Wir wollen glücklich sein, lassen es aber nicht zu." antwortete er. Da war er wieder. Der Satz, der mich alles überdenken lässt. Als wüsste er genau was er sagen muss. Ich seufzte und lehnte mich zurück.

„Danke." flüsterte ich. Peter Pan legte zwei Finger an mein Kinn, und drehte meinen Kopf zu ihm. Er lächelte.
„Immer doch." sagte er und wischte meine Träne mit seinem Daumen weg. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln.

„Wie geht es dir?" fragte ich und richtete mich wieder auf. Auch er war wichtig. Er lächelte.
„Mir geht es gut, wenn es dir gut geht." sagte er und ich konnte wieder dieses Kribbeln spüren. Es war in meinem ganzen Körper. Ich lächelte.
„Dann werde ich ab jetzt glücklich sein." sagte ich. Natürlich würde das nicht funktionieren, aber ich könnte es versuchen. Peter Pan lächelte und schüttelte seinen Kopf.
„Nimm dir die Zeit, die du benötigst, Alexander." sagte er und ich nickte. „Ich bin ja für dich da und deine Familie und deine Freunde sind es auch." erklärte er.

„Bei Alice bin ich mir gerade nicht so sicher." gab ich zu und er runzelte seine Stirn.
„Was meinst du?" fragte er und ich zuckte mit den Schultern. Wie erkläre ich das am besten.
„Sie versteht mich nicht, oder möchte mich nicht verstehen. Es ist kompliziert." meinte ich. Peter nickte.
„Ich bin mir sicher ihr klärt das. Immerhin ist sie deine beste Freundin." antwortete er. Ich seufzte. Ich hoffte es. Ich hoffte auch, dass sie mir glauben wird.

„Ja, das hoffe ich." erwiderte ich. Ich sah auf meine Uhr und stellte fest, dass ich langsam nachhause sollte. Es war zwar nicht sehr spät, aber ich war müde. Sehr müde.
„Ich muss dann mal los." sagte ich und wir beide standen auf. Peter lächelte und legte seine Hand auf meinem Oberarm.

„Wir sehen uns, oder?" fragte er und ich nickte. Als ob ich ohne ihn auskommen könnte. Ich lächelte und verabschiedete mich mit einer Umarmung. Ich sog seinen Geruch ein. Er roch nach sehr gut. Der Geruch würde mir bestimmt im Gedächtnis bleiben.
Sobald ich zuhause war, schmiss ich meine Jacke zur Seite, wurde meine Schuhe los und ließ mich in mein Bett fallen.

Gerade als ich meine Augen zumachte, klingelte es an meiner Haustür. Ich stöhnte genervt und stand auf. Ich ging zu meiner Tür und öffnete diese.
Davor stand Sofia, die mich besorgt ansah. Hinter ihr stand Alice, welche mich mit einem Tut-mir-leid-Blick ansah. Oh nein.
„Benji, ich muss mit dir reden." sagte Izzy.

Peter Pan Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt