Kapitel 23

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Ich war nun seit 13 Tagen hier, was bedeutet fast zwei Wochen. So fühlte es sich gar nicht an. Es schien so als wäre ich drei Tage hier. Die Tage ziehen einfach an mir vorbei und ich merke es nicht. Als würde ich nicht mehr existieren.

Jace habe ich seit diesem Vorfall nicht mehr gesehen. Vielleicht war es erstmal besser so. Auch Alan meinte, dass ich zusätzlichen Stress gar nicht gebrauchen könnte. Es könnte alles nur schlimmer machen. Da war ich mir allerdings nicht sicher. Ich hatte das Gefühl, dass es schlimmer nicht ging. Es scheint so, als würde sich nie etwas ändern.

Ich saß gerade im Gemeinschaftsraum und aß meine Mittagessen. Eigentlich würde ich lieber in meinem Zimmer essen, aber Alan meinte ich sollte versuchen mich ehr unter Leute zu bringen. Trotzdem saß ich nun alleine am Tisch. Hier sind zwar einige Menschen, aber alle mit anderen Problemen. Ich denke nicht, dass es jemand anderen gibt, der sich in eine nicht-existierende Person verliebt.

Alice und Izzy besuchten mich natürlich immer noch regelmäßig. Ich schätze dies natürlich sehr, auch wenn ich manchmal lieber alleine wär. Ich glaube allerdings, dass es genau das ist, was sie nicht wollen. Mich alleine lassen.

"Na du." sagte eine weibliche Stimme und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich sah auf und sah eine junge Dame. Sie hatte schwarze lange Haare und trug roten Lippenstift. Sie trug einen schwarzen Pullover und eine graue Jogginghose. Ich kannte sie nicht, als wieso redete sie mit mir? Sie stellte ihr Tablett ab und setzte sich gegenüber von mir hin.

Ich sah sie einfach nur an. Ich war nicht wirklich in der Stimmung zu reden. Vor allem nicht mit fremden Menschen. Ich wendete meinen Blick also unfreundlich ab und aß weiter. Dies schien sie also nicht zu stören.

"Wurdest du auch dazu gezwungen im Gemeinschaftsraum zu essen?" fragte sie. Wieder gab ich keine Antwort. "Ich nämlich schon. Ich wollte erst nicht, aber nun denke ich, ich sollte es nutzen. Sonst sitze ich eh nur in meinem Zimmer oder in meinen Therapien und-"

"Redest du immer so viel?" fragte ich, sah sie aber nicht an. Seit wann war ich so? Normalerweise versuchte ich wenigstens so zu tun als würde es mich interessieren.

"Damals ja, dann nicht mehr. Bin gerade dabei es wieder zurückzubekommen." erklärte sie. Sie schien nicht gekränkt zu sein. Damit hatte ich nicht gerechnet. "Dein Essen ist besser als meines." stellte sie fest. Ich hatte Fleisch mit Kartoffeln und einer cremigen Soße. Ich sah auf ihren Teller und sah, dass sie Fisch mit Reis hatte.

"Hast du irgendeinen strengen Essensplan oder was?" fragte ich ein wenig genervt.

"Nein, aber man bekommt anscheinend nicht immer das gleiche." sagte sie. "Das ist eigentlich unfair. Ich meine ich würde mich nicht bei ihnen beschweren aber-" Bevor sie weiterreden konnte, tauschte ich unsere Teller aus. Ich hatte nichts gegen Fisch.

"Ich hab sowieso noch nicht viel gegessen." stellte ich fest und sah sie nun an. Sie lächelte mich an.

"Das ist nett." sagte sie. War es das? Ich mochte Fisch sowieso mehr. "Tut mir leid, wenn ich dich nerve. Ich versuche einfach nur jemanden zum reden zu finden. Es kann echt einsam werden." erklärte sie mir mit einem traurigen Lächeln. Nun hatte ich irgendwie Mitleid.

"Ist schon gut. Ich rede nur einfach nicht sehr gerne. Vor allem nicht mit fremden." erklärte ich dem unbekannten Mädchen. Sie lächelte und hielt mir ihre Hand hin. Ihre Finger waren lang und dünn. Sie trug schwarzen Nagellack.

"Ich bin Camille und du bist?" fragte sie. Zögernd gab ich ihr meine Hand.Ihre Hand war warm, meine war kalt.

"Alec." sagte ich kurz. Sie nickte lächelnd und aß weiter. Auch ich widmete mich einem Fisch.

"Also Alec, wie lange bist du schon hier?" fragte sie mit vollem Mund. Ich schluckte zuerst runter.

"Fast zwei Wochen." antwortete ich und sie nickte. "Und du?" fragte ich.

"Zwei Monate." ließ sie mich wissen. Zwei Monate war eine lange Zeit. Vielleicht verging die Zeit auch so schnell wie bei mir. "Mir geht es aber wieder besser, also hoffe ich, dass ich bald nachhause kann." ließ sie mich wissen. Ich wusste, dass ich noch länger hier bleiben muss.

Ich fragte mich warum sie wohl hier war. Sie schien meiner Meinung nach nicht krank. Schien ich denn krank? Ich wollte nicht nachfragen, denn das schien unfreundlich.

"Ich bin hier wegen einer Angststörung. Ich hatte damals richtig viele Panikattacken, aber jetzt geht es langsam wieder." erzählte sie mir offen. Somit wäre meine Frage auch bestätigt. "Ich werde dich nicht fragen wieso du hier bist, aber wenn du es sagen willst kannst du das gerne tun. Ich geh nur sehr offen mit meiner Krankheit um. Am Ende haben wir sowieso alles unsere Probleme." meinte sie. Sie hatte wohl recht.

"Ich habe meine Eltern und meinen Bruder bei einem Autounfall verloren, daraufhin habe ich mir jemanden eingebildet, zudem ich eine Verbindung aufgebaut hatte. Als ich eingesehen habe, dass er nicht real ist, verschwand er." ließ ich sie wissen. Sie nickte und aß ihr Essen weiter, als wäre es komplett normal. Das gefiel mir.

"Ich wurde misshandelt von meinen Eltern, dadurch wurde ich so." erklärte sie. Auch ich nickte nur. "Aber ich hab gesehen, dass du öfter Besuch bekommst." meinte sie. Ich sah sie fragend an. Beobachtete sie mich? "Oh- denke nichts falsches. Ich hab es nur ein zwei mal bemerkt, als ihr im Gemeinschaftsraum saßt um einen Kaffee zu trinken." sagte sie. Oh, sie ist mir nie aufgefallen.

"Das sind Alice und Izzy. Meine beste Freundin und-"

"Deine Schwester. Das dachte ich mir, sie sieht genauso aus wie du." unterbrach sie mich. Ich nickte. "Ich bin leider Einzelkind. Ich wollte immer Geschwister haben." erklärte sie mir.

"Muss einsam sein, als Einzelkind." stellte ich fest. Sie zuckte mit den Schultern.

"Ich kenne es nicht anders." ließ sie mich wissen. "Mittlerweile bin ich mein Krankenzimmer mit drei anderen Menschen gewohnt." erklärte sie, wieder mit vollem Mund.

"Ich bin alleine, aber ich denke das ist erstmal gut." erklärte ich ihr doch sie schüttelte ihren Kopf.

"Nein, das dachte ich Anfangs auch, aber als dann jemand kam, war es gemütlicher." meinte sie. Naja, ich denke sie muss es wissen, immerhin ist sie länger hier als ich. Sie legte ihr Besteck auf den Teller und lehnte sich zurück. Kurz daraufhin kam auch schon eine Betreuerin.

"Mrs. Belourt, Dr. Gomez würde sie gerne sehen." meinte die junge Betreuerin. Camillie Belcourt. Das war also ihr ganzer Name. Sie nickte und wischte sich ihren Mund ab.

"Danke für das Essen, Alec. Man sieht sich." sagte sie und stand auf.

"Man sieht sich." antwortete ich und dann war sie schon weg.

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