Kapitel 11

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Es war einer dieser Abende auf den sie sich freute. Eigentlich. Doch EIGENTLICH bestimmte momentan ihr Leben. Sie mochte das Theater, die Oper, die Kunst und die Musik. Und heute gab es eine großartige Oper. Eine italienische Truppe gastierte in der Stadt und natürlich würde Astoria hingehen mit Phillip. Nicht weil man es erwartete, nein weil sie es mochte. Eigentlich. Wäre da nicht die Tatsache, dass momentan die Presse an ihnen klebte. Wäre da nicht die Tatsache das Malfoys in der Stadt waren und auch hingehen würde. Wäre da nicht die Tatsache, dass die Presse gerade das so interessant fand. Letzte Woche hatte die Presse spekuliert, ob Astoria eine Dreiecksbeziehung führte. Himmel sie hatte kaum Zeit für Phil, der sich im übrigens gut darüber amüsiert hatte, wie sollte sie da noch Draco Malfoy unterbringen? Sie war froh so wenig Kontakt wie möglich mit dem Kerl zu haben. Nicht noch zusätzliches Drama. Darauf konnte sie verzichten. Am liebsten würde sie gar nicht mehr das Haus verlassen, aber sie konnte sich nicht verkriechen. Sie konnte sich nicht ihr ganzes Leben verstecken und das nur, weil sie einmal die EX-Freundin von Draco Malfoy war und nun die Partnerin eines angehenden Weltstars war.

Sie besah sich im Spiegel und wandte sich in dem dunkelblauen Abendkleid hin und her. Der Schnitt war sehr simpel und an dem Kleid gab es keine großen Details bis auf dem schwarzen Samtband das sehr weit oben an ihrer Taille entlanglief und der Stoff ab da, weicher nach unten fiel. Aber ansonsten war er schlicht. Klassisch. Sie hatte sich für silbernen Schmuck entschieden und den Diamantenohrringen, die sie von ihrem Vater letztes Weihnachten bekommen hatte. Ihre Haare waren einfach nach oben gesteckt und verliefen in einem breiten Knoten im Nacken. Sie wandte den Kopf, als jemand pfiff und sie grinste. „Wow du siehst unglaublich aus." meinte Phil anerkennend, deren Krawatte lose um seinen Hemdkragen baumelte. „Es ist nur ein Kleid." „Es steht dir. Du wirst allen die Show stehlen." „Hör schon auf." wehrte sie leicht ab. Sie hoffte ehrlich gesagt eben nicht aufzufallen. Deshalb Klassisch und Schlicht. Sie trat auf ihn zu und band vorsichtig seine Krawatte. „Du siehst wunderschön aus, Tori." murmelte er und sie sah kurz zu ihm lächelnd hoch, während sie seine Krawatte band.

„Denkst du, du schaffst das?" hakte sie besorgt nach. „Eure Mannschaft fliegt morgen früh los." „Ich kann im Flieger schlafen und das Spiel ist dann erst in drei Tagen." Er würde morgen mit der Mannschaft nach Australien reisen für ein weiteres Spiel. „Außerdem würde mich meine Mutter erschlagen, wenn ich so einen offiziellen Auftritt verpassen würde. Du kennst sie doch." Kannte sie wirklich. Phils Mutter war in diesen Sachen sehr Pflichtbewusst. Sie wollte sich abwenden, als er sie zurückzog und sanft küsste. „Ich würde dich ja gerne mitnehmen." säuselte er. „Das glaube ich dir sofort aufs Wort." Aber sie konnte nicht. Es standen wichtige Termine an die Vorrang hatten. Es läutet und sie wusste, dass Mathis in der Garage stand und wartete. „Wir müssen los." sagte er und sie griff sich ihre Clutch bevor sie ihm folgte. Als sie in den großzügigen Hausflur trat, hatte Phil bereits den Aufzug gerufen und sie kam gerade neben ihn zu stehen, als sich der Aufzug öffnete und eine größere Menge sie erstaunt ansah.

Phil grinste breit „Da haben wohl mehrere Leute heute die Idee gehabt ins Theater zu gehen." Es waren nicht nur die komplette Familie Malfoy mit Kate und Blaise anwesend. Sondern auch William und Patricia. Die Blondine lächelte affektiert. „Astoria." „Patricia." erwiderte Astoria gelassen, als sie eintrat und Phil erneut die Knöpfe drückte. Sie mochte Parker nicht. Es lag nicht an der Sache damals zwischen William und ihr. Nein, Astoria konnte diese gekünstelte Hexe einfach nicht ausstehen. Es war ihre Art und ihr ganzes Wesen. Aber sie unterdrückte es so etwas an den Kopf der Hexe zu werfen und das nur William zu liebe. Sie schloss kurz die Augen und atmete angestrengt aus und blickte zu Phil hoch, der neben ihr stand, als er ihre Hand in seine nahm und leicht drückte. Er unterdrückte eindeutig ein Lachen und sie grinste ihn kurz an, bevor sie auf die geschlossene Tür sah um nicht loszulachen. Ihr Leben war eindeutig verrückt geworden. Als hätte sie nicht schon genug zu tun. Offenbar veräppelt sie ihr Schicksal momentan.

In der Tiefgarage warteten drei Wagen, doch das interessierte Astoria wenig. „Guten Abend Mathis." begrüßte sie ihren Fahrer, der ihr die Tür aufhielt, während Phil auf der anderen Seite einstieg. „Abend." meinte Mathis knapp und wenige Sekunden später fuhren sie bereits durch die Stadt. Es regnete. Stürmte eigentlich schon fast. Ein heftiger Wind schien den Regen regelrecht gegen die Gebäude und den Wagen zu peitschen. Sie erreichten das Theater schnell und Phillip half ihr galant aus den Wagen und hatte seinen Stab gezogen, damit sie nicht nass wurden. Einige Fotographen warteten trotz es Wetters vor dem ehrwürdigen Marmorgebäude und im Eingangsbereich. Sie ignorierte sie. Ein warmes Licht tauchte das glanzvolle Theater in einen wunderbaren Schein. Rote Teppiche säumten die Gänge und breiten Treppen und es herrschte schon reger Betrieb. Astoria entdeckte Phillips Mutter zuerst und sie steuerten beide sie zielstrebig an, während sich Astoria bei Philip eingehakt hatte.

„Mutter." sagte er knapp und Chloé Broglie wie immer rausgeputzt in einem sündhaft teuren Kleid das dieses Mal Kupferfarben war, lächelte breit, als sie sie erkannte. „Meine Lieblinge." meinte sie und küsste ihren Sohn kurz auf die Wange, bevor sie Astoria mit strahlenden Augen musterte „Chéri, du siehst unglaublich aus. Bezaubernd." „Danke." erwiderte Astoria, während Chloé sie ebenfalls auf die Wange küsste. Sie begrüßten einige Leute. Astoria lernte neue Damen und Herren kennen, die Chloé ihr mit viel Eifer vorstellte. Astoria wusste genau, dass Mrs. Broglie sie immer gerne als die feste Partnerin ihres Sohnes vorstelle. Jetzt, wo es durch ihren Sohn praktisch öffentlich gemacht worden war, noch mehr. Nach einem kleinen hin und her durch die Bekannten von Phils Mutter, suchten sie die Loge auf und Phillip murmelte, während immer mehr Leute in den Saal unter ihnen strömten „Es tut mir leid, sie kann so anstrengend sein." Sie lächelte milde und drückte seine Hand. „Ich mag sie. Mach dir bitte keine Gedanken. Sie ist eben sehr stolz auf dich." Ihr Freund lächelte sie dankend an und drückte ihre Hand zurück.

Es dauerte nicht lange und die murmelnden Stimmen verstummten, als sich langsam das Licht dämmte und somit die Aufforderung kam, dass es bald anfangen würde. Sobald das Stück begann und das erste Lied angefangen wurde, waren Astorias Gedanken nur bei dem Stück. Weg von der Presse oder den Stress. Zumindest für eine ganze Weile, als ihre Tasche auf ihrem Schoss vibrierte. Sie ignorierte es das erste Mal, als es aber nach kurzer Zeit wieder anfing, holte sie das Handy hervor. So ungern sie das auch tat. „Was ist los?" fragte Phillip neben ihr, als sie aufstand. „Nichts. Ich bin gleich wieder hier." Sie entschuldigte sich bei ihm und seiner Mutter und deren Begleitung, während sie eilig die Loge verließ. Auf den Gang war es leise, auch wenn man das Orchester und die Sänger hörte. Sie wählte die bekannte Nummer und Daphne sagte schwer ihren Namen. „Was ist den los?" fragte Astoria besorgt und als von Daphne nichts kam, sah sie erneut auf das Handy. Doch sie hatte Empfang. Recht guten sogar. „Daphne?" fragte sie erneut und sie hörte wie offenbar das Telefon weitergereicht wurde. „Astoria?" „Theo?" fragte sie gegen und wurde langsam unruhig. „Was ist den los?" Theos Stimme war schwer. „Du musst kommen. Du musst sofort Nachhause kommen."


Sie will nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt