Kapitel 25

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Lucius musterte seinen Sohn aufmerksam, während er am Frühstückstisch saß und gutgelaunt auf einem Brötchen Marmelade verstrich. Lucius sagte nichts, rang aber mit sich ob er ihn darauf ansprechen sollte. Darauf ansprechen sollte, was zwischen seinem Sohn und Astoria lief. Denn das was lief war ganz klar und offensichtlich. Nicht nur ihm war das klar, sondern auch schon der Presse. Es war nicht gerade groß. Nicht so gigantische Artikel wie damals mit Phillip. Es waren auch eher Vermutungen. Fotos die nicht wirklich eindeutig zeigten, ob zwischen ihnen etwas lief. Ob es mehr war als Freundschaft. Die Beiden im Park flanieren und auf einer Parkbank sitzend und schwatzend. Die Beiden beim Mittagessen. Aber beide vertraut und offenbar gutgelaunt. Das letzte Mal hatte sie ihn sogar von der Arbeit abgeholt um gemeinsam zum Mittagessen zu gehen, als wäre es das normalste der Welt. Und Draco fehlte viel zu oft in den Abend- und Nachtstunden, als das Lucius nicht den Verdacht haben durfte, dass er bei Astoria war und er wusste nicht ob ihm das gefallen sollte. Nicht schon wieder dieses Drama. Er würde das weder für Astoria wollen und auch nicht für seinen Sohn.

„Du hast gute Laune." warf Narzissa ein und Lucius Augen huschten zu ihr, während Narzissa ihren Tee gelassen umrührte und sein Sohn verwirrt aufsah. „Ja. Ist das schon verboten?" „Verboten nicht, aber vor ein paar Monaten noch sehr selten." sprach seine Frau. „Kann es sein, dass deine gute Laune an einer gewissen Dame liegt?" Lucius blickte zu Draco, der keinerlei Regung aufwies, als er in sein Brötchen biss. „Ich bin einfach nur gut drauf. Nicht mehr und nicht weniger." Lucius unterdrückte ein falsches Hüsteln und blätterte seine Zeitung erneut um. „Die Presse," fing Lucius Frau an. „hat einige nette Gerüchte über dich und Astoria." „Narzissa." murmelte Lucius mahnend und Narzissa ignorierte es, wie üblich. „Es gibt sogar Fotos und dein Vater hat auch schon erzählt, dass Astoria und du, sehr oft zusammen seid." Es schien seinen Sohn kein wenig zu berühren. „Ich helfe ihr bei der Verwaltung des Geschäftskontos und wir sind Freunde. Das ist alles." Das war alles? Lucius glaubte ihm kein Wort und das tat offenbar Narzissa auch nicht.

„Freunde." schnaubte sie böse. „Oh bitte Draco, halte mich nicht zum Narren, ja?" Beide Männer sahen sie an. „Zuerst ignoriert ihr euch und man erwartet direkt, dass ihr euch gegenseitig angreift und jetzt frühstückt ihr miteinander und verbringt Zeit zusammen, als wäre nichts passiert. Ich bin keine Närrin." „Wir sind nicht zusammen." betonte Draco ruhig und Narzissa blinzelte. „Momentan kommt das nicht in Frage." Die Lippen seiner Mutter bebten „Und wieso nicht?" „Weil Astoria genug zu tun hat mit ihrer Zeitschrift." Nun das hatte sie mit Sicherheit. Die zweite Ausgabe war genauso schnell vergriffen wie die erste und Lucius schätzte, dass es mit der dritten Ausgabe genauso laufen würde. „Und sie das nicht möchte." fügte sein Sohn hinzu und es war Lucius der fragte „Wie bitte?" Denn bei aller Liebe, er konnte sich viel vorstellen, aber das hörte sich sogar in seinen Ohren absurd an. Doch als Draco ihn ansah, wusste er dass sein Sohn nicht log. „Sie will keine Beziehung. Nicht jetzt."

„Das ist doch lächerlich." schimpfte seine Mutter und Draco sah sie streng an. „Ich werde das akzeptieren und respektieren und du auch, Mutter. Misch dich nicht ein." Narzissa schien wiedersprechen zu wollen, stand aber dann einfach auf und ging. Sein Sohn seufzte und legte sein Brötchen zur Seite. „Das ist Astorias Wunsch?" hakte Lucius nach und sein Sohn blickte ihn wieder an. „Ja." Sein Vater zögerte. „Und... und was ist das? Ihr seid nur Freunde oder seid ihr... mehr?" „Ich denke nicht, dass ich mit dir darüber reden will, Vater." meinte Draco gelassen und goss sich Kaffee ein. Das wollte er vielleicht nicht, aber Lucius wollte es. Musste mit ihm darüber reden. Er hatte Hyperion versprochen auf Astoria zu achten. Damals schon, als sein Sohn mit ihr noch offiziell zusammen war. „Und du gibst dich damit zufrieden?" Oder war vielleicht sogar damit einverstanden, keine Verantwortung zu übernehmen.

„Ich werde es respektieren." sprach Draco ruhig. „Ich bin nicht damit zufrieden, aber ich werde sie zu nichts drängen." Natürlich nicht. „Ich will sie nicht vertreiben." murmelte Draco und griff nach seiner Tasse. „Ich darf sie nicht noch einmal verlieren." In Lucius Brust regte sich eine Unruhe und er atmete schwer aus. „Draco..." Er sollte mit ihm reden. Offen mit ihm sprechen. „Ich denke, bevor ihr zusammenkommt, ist es wichtig, dass ihr miteinander redet. Ich meine, wenn es dazu wieder kommen sollte, dass ihr ein Paar werdet. Wieder ein richtiges Paar werdet." Draco runzelte die Stirn. „Nun momentan lehnt sie eine Beziehung ab und sicher muss über das nochmal gesprochen werden, was damals passiert ist. Aber ich glaube das meiste wurde ihr schon gesagt, als ich ihr die Szene im Wagen gemacht habe." Er senkte den Blick. Das war es nicht. Sicher es gab viel zu reden. Massenhaft.

„Vielleicht will sie dir auch ein paar Dinge sagen." murmelte Lucius und Draco legte den Kopf schief. „Was denn? Das sie überstürzt gehandelt hat? Ich glaube ich hätte es genauso gemacht, wenn ich in ihrer Haut gesteckt hätte." Er zog ungläubig seine Brauen nach oben. So dachte sein Sohn? Seit wann? Draco lachte unsicher „Versteh mich nicht falsch, dass sah ich nicht immer so. Aber mittlerweile, kann ich es verstehen." Schön, der erste Schritt zur Besserung. „Ich werde es kein zweites Mal an die Wand fahren." versprach Draco und Lucius nickte kaum sichtbar. „Schön. Aber versprich mir, dass ihr erst über alles redet, bevor ihr es überstürzt." Draco lachte auf „Denkst du nach drei Jahren kann man noch viel überstürzen? Warten wir nicht schon lange genug?" Ja vielleicht. Aber es war Lucius trotzdem wichtig, dass sie miteinander sprachen und zwar über alles. Von beiden Seiten. Nicht nur Draco.






Astoria fühlte sich seltsam wohl und warm. Für einen Moment dachte sie, dass es an dem warmen Sonnenlicht lag, dass durch den Raum fiel und alles in ein warmes helles Licht hüllte. Doch der eigentliche Grund war der Mann der neben ihr lag und offenbar sie schon eine ganze Weile beim Schlafen beobachtete. Das wurde ihr klar, als sie sich etwas zu ihm drehte und in seine grauen Augen blickte. „Gute Morgen Schlafmütze." sagte er grinsend, ohne sich zu bewegen und Astoria streckte sich leicht, bevor sie ebenfalls ein „Morgen." murmelte. Er sagte nichts weiter, sah sie nur an. „Bist du schon lange wach?" fragte sie und er zuckte leicht die Schultern. „Eine Weile. Ich hab dich beobachtet." Sie wurde leicht rot „Warum?" „Weil ich das vermisst habe." erklärte er und strich ihr einige Strähnen sacht hinters Ohr. „Weißt du wie wundervoll du bist?" Das war nichts Neues. Er senkte seine Hand und sie blickten sich wieder an.

Sie sollten das hier lassen. Ließen sie aber nicht. Im Gegenteil. Astoria wusste wo das hinführte. Die ständigen treffen und das ausgehen. Das so tun, als wäre nichts gewesen. Als hätte sie ihn damals nicht sitzen lassen. Das ständige miteinander schlafen. Und nicht mehr nur ficken. Nein miteinander schlafen und nebeneinander liegen und einschlafen. Romantisches Streichelein und andere Zärtlichkeiten. Verrückt. Total verrückt. In Dracos Augen schien sich etwas zu regen und Astoria fragte leise „Was?" „Ich liebe dich." sagte er leise und ruhig, ohne mit der Wimper zu zucken und Astorias Herz setzte kurz aus. Hatte er gerade wirklich, diese Worte ausgesprochen. Diese Worte, die sie damals hören wollte und die sie jetzt ihm verboten hatte zu sagen? Jemals ihr gegenüber zu sagen? Seine Augen wirkten dabei so klar und ehrlich, dass es fast schon schmerzte. „Ich glaube ich hab dich schon immer geliebt." wisperte er.

Sie schluckte hart. Damals war das alles was sie wollte. Das er offen und ehrlich diese Worte zu ihr sprach. Und jetzt? Jetzt machte es ihr nur eine Heidenangst und die ganze Sache furchtbar kompliziert. Es würde nur wieder wehtun. Sie setzte sich auf und vergrub ihr Gesicht kurz hinter ihren Händen. „Draco... tu das nicht." „Warum sollte ich es nicht tun, wenn es die Wahrheit ist?" fragte er und sie atmete schwer aus. „Ich will dass wir wieder zusammen sind. Richtig zusammen sind. Mit allen was dazu gehört." erwiderte er und sie wollte wiedersprechen. Ihn anfahren, als er plötzlich sagte „Ich weiß das du das nicht willst. Jetzt nicht willst. Ich werde dich nicht drängen, Astoria. Ich werde dich zu nichts zwingen. Doch ich hoffe, dass wir irgendwann das wieder haben werden. Das ich neben dir schlafen kann, ohne am nächsten Morgen verscheucht zu werden. Das ich dich küssen kann in der Öffentlichkeit, ohne darauf zu achten, dass die Presse uns nicht sieht, weil es mir egal ist ob es in einer Zeitung erscheint."

Sie stand auf und er seufzte leicht, sagte aber nichts, obwohl es ihn sicherlich auf der Zunge brannte. Sie ging ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche, kaum einen Augenblick später kam Draco wie selbstverständlich dazu. Sie seifte sich gerade ein, als sie sagte ohne ihn anzusehen „Wegen der Presse wollte ich ohnehin mit dir noch sprechen." Er hielt inne, als er gerade nach dem Duschgel greifen wollte, dass seit ein paar Wochen von ihm hier in ihrer Wohnung war. „Was genau?" „Heute auf dem Empfang." fing sie an und sie sahen sich an. „Ich werde dort alleine hingehen." Er nickte „Schon klar." Wirklich? „Wir sehen uns ja dann dort, oder?" hakte er nach und sie nickte stumm. Ja würden sie. Vermutlich. „Willst du das ignorieren, was ich gerade im Schlafzimmer gesagt habe?" warf er ein, als würde er nach dem Wetter fragen und sie erwiderte knapp „Ja."

Sie will nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt